„Manches Mal drehten wir am Rad“
Annett Hertweck drehte beim Besuch des Niederschlesischen Kuriers am (Mühl-)Rad. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Eine Woche vor der Einweihung zeigte sich die Mühle fast fertig in neuer Pracht. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Förstgen. Wenige Tage vor Einweihung der renovierten alten Wassermühle in Förstgen am 30. April führte Annett Hertweck, die Leiterin der Naturschutzstation „Östliche Oberlausitz“e.V. und damit Bauherrin, die Redaktion des Niederschlesischen Kuriers durch das alte Gemäuer. Überall schützen Folien vor Verunreinigungen bei noch auszuführenden Arbeiten und man mochte es kaum glauben: „Schon in einer Woche soll wirklich alles fertig sein?“, Annett Hertweck blieb gelassen, bejahte und hielt Wort!
Ihre Gelassenheit scheint die Ursache darin zu haben, dass sie selbst eine ganz praktische Ader hat. Sie zeigt oberhalb des eigentlichen Cafés im Erdgeschoss die verwinkelten Räume, die auf ganz unterschiedliche Weise zu Ferienzimmern für Gäste hergerichtet wurden und alle ihren ganz eigenen Charme haben. Aus Hertweck sprudeln die Namen der unzähligen Helfer oder Spender, die zum Interieur beigetragen haben. Selbst in den Fliesen von Badezimmern spiegeln sich Flora und Fauna der Gegend in eigens aufgetragenen Abdrucken wider. Aber sie bekennt angesichts der Arbeitsfülle rückblickend verschmitzt: „Manches Mal haben wir schon am Rad gedreht.“
Die Wassermühle von 1910 ist ein für ihre Zeit typischer Backsteinbau am Weigersdorfer Fließ. Doch seit fast 60 Jahren wird das Mühlengebäude nicht mehr in seiner ursprünglichen Form genutzt. So fielen die historischen Maschinen und Instrumente in einen Winterschlaf und warteten nur darauf, wieder geweckt zu werden.
Vieles, was heute längst nicht ökonomisch ist, darf nun jedoch wieder rattern, denn seit 2019 haben die fleißigen Hände, insbesondere der Naturschutzstation Östliche Oberlausitz, die Mühle wiederbelebt. Aber auch viele Unterstützer aus Förstgen und Umgebung halfen, das Ziel, diesen Ort eines traditionsreichen Handwerks wiederzubeleben und zu einem Treffpunkt für Gäste und Einheimische zu machen, zu verwirklichen. Nach einem mehr als zweijährigen Umbau staunten die Besucher am 30. April über den Bau, der nun Café, Museum und Herberge ist.
Dachdecker aus Vierkirchen-Melaune hatten einst quasi den Deckel draufgesetzt. Sie waren die ersten Handwerker, die beim Ausbau der Förstgener Wassermühle zu einem kulturellen Begegnungsort Hand anlegt hatten. „Dass hier zuerst die Dachdecker beim Ausbau der Mühle zum Mühlencafé-Museum wirken ist doch klar, denn nur ein dichtes Dach macht den Innenausbau des Mühlengebäudes sinnvoll“, sagte Annett Hertweck der Redaktion damals. Die beiden Dachdeckergesellen Sven Näther-Haupt und Max Nennemann brachten ein vom Denkmalschutz vorgeschriebenes, mit Biberschwänzen eingedecktes Dach auf die Mühle, unter dem ganz viele andere Gewerke anschließend ihre Stärken ausspielen konnten. Das Gemeinschaftswerk kommt nun allen zugute, denn die Nähe zur Naturschutzstation wird das Haus bei noch ganz vielen Ausstellungen, Seminaren, Vorträgen oder als Ort des Austausches von Besuchern und Einheimischen in Szene setzen.