Medien (be)suchen die Oberlausitzer Granitschädel
Philipp Eichlers Vater Christoph Eichler hat im Führerstand der Diesellok des Kleinbahnvereins auch seinen Auftritt im Film des Spiegels über Rothenburg. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Rothenburg / Niesky. Zeitlich kurz nach den Wahlen haben die überregionalen Medien wieder einmal ihr seltenes Interesse für die ferne Oberlausitz entdeckt und nach Gründen für so viel Widerspenstigkeit an der Wahlurne gerade hier gefragt.
Ausgerechnet ein Text vom Montag der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), die mittlerweile fast immer mehr zur Ersatz-FAZ für die einstige deutsche Qualitätspresse geworden ist, durchleuchtet unter dem Titel „Eine Reise in die ostdeutsche Provinz: Wo die AfD Volkspartei ist“ nach Niesky und Glashütte im Erzgebirge recht monokausal die Annahme, dass das wirtschaftliche Abhängen des fernen Ostens hauptursächlich für hohe blaue Stimmanteile sei. Hingegen geht nun eher die links verorte Spiegel-Redaktion den Weg Ungewöhnliches vorzustellen. Den jüngsten Bürgermeister im Freistaat, Philipp Eichler, in Rothenburg zu besuchen ist zwar auch ein Griff in den Heimwerkerkasten gängiger Medienfragestellungen, aber immerhin ergibt sich hier nun die Perspektive: Jung, tatkräftig und schon vom Amtsschimmel anderer übergeordneter Ebenen genervt. Eichler präsentiert im Film den hemdsärmeligen, jungen Macher, der gerne einen Verkehrsspiegel in der Innenstadt mit Kollegen vom Bauhof montieren möchte, dafür aber aus verkehrsrechtlichen Gründen nach über einem Jahr noch immer kein behördliches OK bekommen hat und nun einwirft: „Die Kosten würden wir auch selbst übernehmen“ – sofern man ihn nur ließe. Auch in solchen Dingen zeige sich der große Vertrauensverlust in die Politik, meint Eichler. Aber die Menschen in der Oberlausitz seien ja, wie er auch, eben Granitschädel. Mit diesem ausgestattet geht es weiter zur Oberschulbaustelle und zum Kleinbahnhof, wo es auch um den Schienenanschluss gen Horka geht.