Mehr Geld aus Kreisetat: Siloumbau kann weitergehen
Zu DDR-Zeiten für Agrarzwecke genutzt, soll diese Immobilie an der Löbauer Straße bald mehreren Einrichtungen des Landkreises als Werkstatt- und Lagergebäude dienen. Foto: RK
Bautzen. Auf dem Gelände des einstigen und Ende der 70er Jahre von einem Großbrand in Mitleidenschaft gezogenen Getreidesilos an der Löbauer Straße können die Bautrupps schon in absehbarer Zeit wieder anrücken. Dem Landkreis stehen inzwischen deutlich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung. Dafür hatten die Kreisräte jüngst grünes Licht gegeben. Der vorige Kostenrahmen von 500.000 Euro, der laut einer Beschlussvorlage lediglich auf einer Schätzung beruhte, reichte, wie sich inzwischen herausstellte, bei Weitem nicht aus, um alle geplanten Vorhaben zu stemmen. Nunmehr stehen für die Baumaßnahme zusätzlich 985.000 Euro zur Verfügung. Momentan läuft die Ausschreibungsphase.
Auf einer Fläche von rund 7.000 Quadratmetern soll die Bestandsimmobilie schrittweise zu einem Werkstatt- und Lagergebäude um- und ausgebaut werden. „Damit werden der Lagerbedarf und die Art der Lagerung so optimiert, dass dadurch eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit erreicht wird“, erklärte die Sprecherin der Kreisverwaltung Dunja Reichelt. „Die Mehrkosten ergaben sich aus den Bedarfsanforderungen der Mieter und den damit verbundenen baulichen- und brandschutztechnischen Änderungen der Räumlichkeiten.“
Zu den künftigen Nutzern zählt unter anderem das Deutsch-Sorbische Volkstheater. Dessen Intendant Lutz Hillmann hatte im Zuge der bereits begonnenen Arbeiten darauf hingewiesen, dass sich das Erdgeschoss am neuen Standort mit seiner Höhe von 5,80 Meter für die Nutzung als Malsaal nicht eigne. Ein Anbau sollte es richten. „Im Zuge der Herstellung ergaben sich konstruktive Anschlussprobleme im Gründungsbereich, die nur durch höheren Materialeinsatz kompensiert werden konnten“, gibt die Beschlussvorlage Auskunft. Notwendig ist das Ganze, damit die Kultureinrichtung ähnliche Bedingungen wie an der Wilthener Straße vorfindet. Die seien ideal gewesen, meint Lutz Hillmann. Die dort angemieteten Räume sollen jedoch perspektivisch aufgegeben werden, um auf diese Weise langfristig Kosten einzusparen. „Ein Umzug bedeutet einen ziemlichen Umbruch“, prophezeit er. „Malsaal, Tischlerei, Schlosserei und die Dekorationsabteilung sowie der Möbelfundus ziehen in das neue Gebäude. Dafür werden alle Maschinen und die komplette Ausstattung ein- und wieder ausgepackt. Das werden wir bei laufendem Vorstellungsbetrieb bewerkstelligen müssen. Die Werkstätten sind ja in die Produktionsabläufe eingebunden, was eine logistische Herausforderung darstellt.“ Letztendlich sagt er aber auch: „Die neuen Bedingungen sind ähnlich gut.“
Unabhängig davon wird derzeit durch das Theater am Standort Käthe-Kollwitz-Straße ein größerer Lagerstandort extern angemietet.
Auch in dem Fall sieht der Landkreis Handlungsbedarf. Wie aus der Beschlussvorlage diesbezüglich hervorgeht, soll geprüft werden, ob durch den Bau einer etwa 500 Quadratmeter großen Kaltlagerhalle auf dem Gelände des ehemaligen Getreidesilos der Konzentrationsprozess des Theaters an nur einem Standort außerhalb seiner direkten Wirkungsstätte erfolgen kann. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass sich Fördergelder für dieses Unterfangen akquirieren lassen, heißt es in dem Zusammenhang. Der dafür erforderliche Grundflächenbedarf an Ort und Stelle liege vor. Am Ende befindet der Kreistag darüber, wie in dem Punkt verfahren wird.
Doch das Theater ist nicht der alleinige Nutzer des Werkstatt- und Lagergebäudes. Auch andere Einrichtungen, die dem Landkreis unterstehen, erhalten Platz für eigene Zwecke. So zum Beispiel die Oberlausitz-Kliniken. Beide Betriebe können den Plänen zufolge voraussichtlich im Frühjahr 2019 die entsprechenden Räumlichkeiten im Osten der Spreestadt beziehen. Bis Ende 2020 sollen das Landratsamt selbst und die Museen in Bautzen und Kamenz Lagermöglichkeiten vorfinden.
Bis dahin müssen unter anderem eine Schließ- und eine Klimaanlage eingebaut, die technische Ausstattung auf Vordermann gebracht sowie der Brandschutz ertüchtigt werden.
Fest steht für den Bauherrn: Mit der bisherigen Situation würde er in Zukunft keinesfalls besser fahren, wie ebenso aus der Beschlussvorlage hervorgeht. Sollten sämtliche Lager und Werkstätten der betreffenden Einrichtungen dort verbleiben, wo sie momentan vorzufinden sind, hätte dies wiederum zur Folge, dass der Landkreis sowohl weiterhin Miet-zahlungen als auch Sanierungsmaßnahmen in Objekten Dritter sowie möglicherweise neue Anmietungen in den künftigen Kreisetats einkalkulieren müsste.
Den Behördenangaben zufolge amortisiert sich die Baumaßnahme am Rande des Allende-Viertels in den kommenden 20 Jahren. Noch 2016 war bei einer damals deutlich geringeren Kostenansetzung von 16 Jahren ausgegangen worden. Was den Grundstückserwerb an der Löbauer Straße anbelangt, hatte der Landkreis eine Summe in Höhe von 1,7 Millionen Euro eingeplant.
Diese sei wie vereinbart an den vorigen Eigentümer gezahlt worden.