Mehr Wissen auch über den sorbischen „Rand“

2019 gab Robert Lorenz eine deutsche Übersetzung der Statistik der Lausitzer Sorben heraus. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Region. Die Historikerin Dr. Lubina Mahling hat sich mit dem Entstehen der zwischen 1884 und 1886 veröffentlichten Statistik der Lausitzer Sorben von Arnošt Muka beschäftigt. Das Werk zählt bis heute zu den Standardwerken der Sorabistik und ist weiterhin für die Bestimmung des sorbischen Siedlungsgebiets unabhängig heutiger Sprachfertigkeiten in sorbischer Sprache maßgeblich.
Schon lange wurde davon ausgegangen, dass Muka den Pfarrern und Lehrern in den einzelnen Gemeinden damals einen Fragebogen zusandte, damit sie ihn ausfüllen und ihm so zuarbeiten. Doch der Fragebogen, die Grundlage für Mukas Statistik, war bislang unbekannt. Zufällig fand die Autorin im Archiv der Kirchgemeinde Baruth nun den entsprechenden, lange gesuchten Fragebogen. Den hat allerdings nicht Muka selbst versandt, sondern der führende evangelische Pfarrer Jaromìr Hendrich Imiš (1819– 1897). Außerdem entdeckte Mahling auch zwei Antwortschreiben des Baruther Pfarrers Karl Herman Robert Rjeda (1816–1900). Die darin angegebenen Zahlen der Sorben weichen jedoch teilweise erheblich von Mukas Angaben ab. Daher sind weiterführende vergleichende Forschungen notwendig, vor allem mit Blick auf Mukas Zahlenwerk in seiner Statistik. Die Baruther Fundstücke zeigen aber auch, dass Mukas Statistik nicht die Arbeit eines Einzelnen ist, sondern das gemeinsame Werk einer größeren Gruppe engagierter Sorben. Unter dem Titel „Über die verschwunden Ränder des Sorbentums“ hatte der Niederschlesische Kurier im Januar 2020 einen Aufmacher veröffentlich, der sich mit dem Sprachgebrauch an den Rändern des sorbischen Siedlungsgebietes zur Zeit von Mukas Erhebungen auseinandersetze und so örtliche Verhältnisse in Kosel, See, Daubitz, Krischa (heute Buchholz), Tetta, Petershain, Groß Radisch, Dauban, Förstgen, Tauer, Mücka, Sproitz und Klitten beleuchtete. Die dem Werk Mukas und der Übersetzung beigefügte Karte gibt (blau gefärbt) als mischsprachlich an: Kollm, Sproitz, See mit Moholz, Kosel, Stannewisch, Zedlig, Alt- und Neuliebel, Hammerstadt, Nieder Prauske, Rietschen, Daubitz und Teicha. Östlich dieser Orte wurde nur Deutsch, westlich davon nur Sorbisch im Alltag gesprochen.
Lubina Mahling stellt ihre Forschungen in der sorabistischen Onlinezeitschrift Lêtopis (Jahrgang 72/2025) vor.