Menschen im Kreis Görlitz sind pessimistischer als die Bautzener
Eine junge Oberlausitzerin zeigt die Farben der Oberlausitz. Foto: Hans Klecker
Region. „Die Mehrheit der Menschen im sächsischen Teil der Lausitz sieht sich als Oberlausitzer, leben gern in ihrer Heimatgemeinde und sind stolz auf diese“, hebt das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung bei der Präsentation einer Meinungsumfrage hervor, die von der Insa-Consulaere GmbH Erfurt mit 1.000 Erwachsenen der Oberlausitzer Kreise Görlitz und Bautzen im Dezember 2020 durchgeführt wurde.
1.000 Oberlausitzer wurden befragt
„Die Ergebnisse zeigen die tiefe Verbundenheit der Menschen in der Lausitz mit ihrer Region. Sie verdeutlichen aber ebenso, dass die jungen Menschen gute Zukunftsaussichten in der Lausitz brauchen“, ist sich Staatsminister Thomas Schmidt angesichts der Ergebnisse sicher.
Ministeriumspressesprecher Frank Meyer erläuterte dem Niederschlesischen Kurier: „Bei der Erhebung wurde auf eine vernünftige methodische Umsetzung geachtet, sodass ein Teil der Stichprobe auch online erhoben wurde sowie in der Telefon-Stichprobe auf einen Mindestanteil von Mobilnummern geachtet wurde. Dies gewährleistet, gemeinsam mit einer sich an der Bevölkerungsstruktur der Region orientierenden quotierten Abfrage von Alter, Geschlecht und des Landkreises (Bautzen oder Görlitz), die repräsentative Abbildung der Bevölkerung.“
Nach Auswertung empfindet die absolute Mehrheit der Befragten die Lausitz als sehr attraktiv (89 Prozent) und ist stolz (81 Prozent) auf ihre Gemeinde oder Stadt. Die meisten Befragten (65 Prozent) identifizieren sich in ihrem regionalen Zugehörigkeitsgefühl als „Oberlausitzer“ (48 Prozent voll und ganz, 17 Prozent eher). Die Selbstbezeichnung als (Gesamt-)„Lausitzer“ fällt mit 62 Prozent nicht ganz so deutlich aus (38 Prozent voll und ganz, 24 Prozent eher). Während die Menschen im Landkreis Görlitz sich zu 78 Prozent als „Oberlausitzer“ bezeichnen, trifft dies nur auf 54 Prozent der Bewohner des Landkreises Bautzen zu. „Ich bin Lausitzer“ sagen von sich 65 Prozent der Bautzener, während diese Selbsteinschätzung mit 58 Prozent bei den Görlitzern schwächer ausgeprägt ist.
Innere Widersprüche im Kreis Görlitz bleiben unsauber
Als Schwachpunkt ist jedoch zu kritisieren, dass sich der Kreis Görlitz aus zwei Identitätsräumen zusammensetzt und ein gemittelter Wert zwischen Oybin und Weißwasser damit eingeschränkte Aussagekraft hat. Der Umstand, dass sich „Görlitzer“ mehr mit der Oberlausitz als die Bautzener identifizieren, kann logisch eigentlich nur mit einem besonders hohen Votum im Oberland erklärt werden. Wenn umgekehrt 22,6 Prozent der „Görlitzer“ – also Kreis-Görlitzer – bekunden, sie seien Niederschlesier (12,3 Prozent trifft voll oder ganz zu und 10,3 Prozent trifft eher zu), so kann man daraus schließen, dass das Schlesienbekenntnis in Görlitz und dem Altkreis Niederschlesische Oberlausitz noch knapp überwiegt. Und zwar deshalb, weil sie geschlossen in einem Gebiet leben, in dem 45 Prozent der Einwohner des heutigen Kreises Görlitz leben. „Trifft gar nicht zu“ sagen ohnehin nur 59,7 Prozent der Bewohner des Kreises Görlitz zur schlesischen Option – und dies bei einem 55 prozentigem Anteil der Bevölkerung des heutigen Kreisgebietes außerhalb der historischen Grenzen Preußens. Gleichwohl schließt sich bekanntlich ein Bekenntnis zu Schlesien wie auch der Oberlausitz nicht aus – zumindest in Görlitz, Niesky, Rothenburg, Reichenbach oder Weißwasser.
Klar ins Stammbuch geschrieben ist der Politik, dass 66 Prozent der Bewohner der Region die Lausitz auch in Zukunft als „Energieregion“ betrachtet sehen wollen.
Görlitzer glauben mehrheitlich nicht an gute Zukunft
Der Anteil der Befragten mit eher pessimistischen Zukunftsaussichten für die jüngere Generation überwiegt leicht (47 zu 45 Prozent). Allerdings glaubt die Mehrheit der Bautzener Befragten an eine gute Zukunft der jungen Generation in der Lausitz (51 zu 39 Prozent), während die befragten Görlitzer mehrheitlich nicht an eine gute Zukunft der jungen Generation in der Lausitz glauben (56 zu 39 Prozent).
Die Mehrheit der Befragten im Landkreis Bautzen bewertet die wirtschaftliche Lage der Lausitz als gut (50 zu 38 Prozent). Dagegen sind die Görlitzer auch deutlich negativer bezüglich der wirtschaftlichen Lage der Lausitz eingestellt und bewerten diese mehrheitlich als schlecht (60 zu 34 Prozent).
Allgemeinplatz Beteiligung
Eine Bürgerbeteiligung an der Gestaltung des Strukturwandels findet eine breite Unterstützung. Wer erwartet in einer Umfrage auch, dass Bürger eine solche ablehnen? 90 Prozent halten sie für sehr oder eher wichtig. Die Bereitschaft, sich persönlich in den Beteiligungsprozess einzubringen, ist allerdings verhalten ausgeprägt. Über die Hälfte sind eher zurückhaltend (58 Prozent) während über ein Drittel (37 Prozent) bereit ist, sich selbst einzubringen.