Moderne Märchen oder der lange Arm der Buchmarktmechanismen
Eva Mutscher tankt viel Inspiration in Zodel, wo sie vom heimischen Grundstück aus die Neißeauen beobachten kann. Foto: Till Scholtz-Knobloch
„Einfach mal abschalten“ erschien erst im Juni von Eva Mutscher. Ihre Leser warten im Januar nun auf ein Hörbuch von ihr. Foto: Verlag am Eschbach
Zodel. „Das Bedürfnis nach Harmonie ist tief in mir angelegt. Ich habe schon zu meiner Schulzeit gerne vermittelt“, sagt die Zodeler Autorin Eva Mutscher über sich, die in diesem Jahr gleich zwei neue Buchveröffentlichungen realisieren konnte. Im Januar erschien im Verlag am Eschbach „Der Zauberhut“ als Hardcover. Die Geschichte reiht sich ein in die Folge ihrer „Mut-mach-Bücher“, die auf fantasievolle Weise Wege aus Alltagsproblemen zeigen. Welche Rolle die Dankbarkeit für ein glückliches Leben spielt, kann der Leser hier auf humorvolle Art erfahren. Im Juni kam als „Eschbacher-Mini“ – quasi ein Pixibuch für Erwachsene – die Veröffentlichung „Einfach mal abschalten – Raus aus dem Gedankenkarusell“ hinzu.
So ganz glücklich ist Eva Mutscher bis heute nicht mit dem Stempel Autorin von Mutmachbüchern zu sein. „Ich fände es besser, wenn man meine Bücher einfach als Bücher für Liebhaber von Geschichten verstehen würde, als moderne Märchen, die ein erwachsenes Publikum ansprechen.“ In den Buchhandlungen ist das Marktsegment solcher Bücher häufig als Nische präsent, in der man kleine Mitbringsel für Freunde oder Angehörige in schwierigen Lebenslagen sucht. Daraus resultiere auch ein weibliches Image und die Zuschreibung, man könne solche Publikationen am besten bei der reiferen weiblichen Leserschaft absetzen. Bei einer Buchlesung habe sich ein Mann als treuer Leser mit den Worten bekannt: „Ich will kein Mann sein, wenn ich das nicht lesen soll“, kontert Mutscher die Annahme.
Dabei, so Mutscher, sei das Bedürfnis eigene Erfahrungen mit Fantasie zu verarbeiten, bewusst abzuschalten und in eine andere Welt eintauchen zu wollen das klassische geschlechtsübergreifende Märchenmotiv. Doch als Märchen würden meist leider nur überlieferte Geschichten für Kinder aus der Vergangenheit durchgehen. Und wenn diese neueren Ursprungs seien, dann müssten die darin vorkommenden Helden schematisch etwa zwei Jahre älter sein als der Leser.
Doch auch Märchen für Erwachsene sollten nach Ansicht von Eva Mutscher eben ihren Platz haben, gerade wenn – wie in Mutschers modernen Märchen – die Botschaften tiefsinnig erst vom Leser erschlossen werden wollen. Doch sie ist etwas verlegen. „Der Verlag beschreibt meine Geschichten in der Werbung als tiefsinnig, ob mir gelingt das umzusetzen, müssen andere beurteilen. Ich selbst suche beim Lesen von Unterhaltungsliteratur jedoch auch gerne nach verborgenen Botschaften“. Zudem bekennt sie, sehr an Psychologie interessiert zu sein.
Triebfeder war für sie einst, mit der eigenen Fantasiewelt die Traurigkeit zu überwinden, dass die Kinder auf einmal aus dem Haus waren. Dabei sind ihr Sohn und ihre Tochter gar nicht einmal in die Ferne aufgebrochen. „Ich will aber nicht als Weisheitengeschichtenerzählerin betrachtet werden“, sagt sie, denn damit könne drohen, dass die Geschichten lau rüberkämen. Doch mit dem Gegenteil hat sich Eva Mutscher eine treue Stammleserschaft aufgebaut – mit Geschichten, denen man diesen Verdacht nicht aussetzen braucht!
Und da es mittlerweile eine feste Fangemeinde gibt, soll im Januar 2020 sogar ein dicker Band von ihr mit zwei Hörbuch-CDs erscheinen. Zuvor kann man Eva Mutscher in ihrer Heimat noch bei mehreren Lesungen erleben.
Um 17.30 Uhr liest sie am 21. September im Mehrgenerationenhaus Rothenburg mit Michael Steinhoff und Udo Tiffert, am 22. September um 14.00 Uhr zum Tag der Via Sacra am Heiligen Grab in Görlitz, am 30. Oktober um 13.00 Uhr Sechstklässlern der Melanchthonschule Görlitz in der Stadtbibliothek zum Thema: Der Weg von der Idee bis zum fertigen Buch, am 15. November um 19.00 Uhr für die VHS Görlitz im Café Kugel in der Görlitzer Weberstraße 10 und am 6. Dezember stimmungsvoll als Lesung im Advent im Café „Kleine Kaffeepause“ in der Dorfstraße 57 d im heimischen Zodel.