Monatliche Trödelmärkte in vergessenem Ort
Die Angebotspalette auf den Trödelmärkten in Drausendorf ist breit gefächert. Foto: privat
Drausendorf, dieser von Außenstehenden oft totgesagte und scheinbar vergessene Ort, haben Trödler wieder zum Leben erweckt. Die Trödlerinitiative Drausendorf lädt am Samstag, 2. Juli, von 10.00 bis 17.00 Uhr, wieder zum Trödelmarkt im Freien an der Trödelhalle ein.
Drausendorf. Eigentlich herrscht in Drausendorf das ganze Jahr über „tote Hose“. Auf Grund der geringen Einwohnerzahl, knapp unter 100 sollen es sein, gibt es hier keinen eigenen Ortschaftsrat – die Angelegenheiten vertreten das Gremium in Hirschfelde und der Zittauer Stadtrat mit oder auch nicht, wie einige Drausendorfer meinen.
Der Verbrauchermarkt ist schon seit zig Jahren geschlossen. „Wir fahren nach Hirschfelde oder Zittau einkaufen“, sagt eine rüstige Rentnerin.
Das örtliche Kulturzentrum war nach dem Hochwasser 2010 abgerissen worden. An dieser Stelle picknicken heutzutage Radler bei ihren Ausflügen.
Die Auswirkungen des nahegelegenen Tagebaus Turow spüren die Anwohner längst nicht so gravierend wie immer wieder heraufbeschworen.
„Bei uns wackelt nichts. Wir müssen aber mit Einschränkungen, wie lauten Geräuschen und Schwefelgerüchen, leben“, betont eine Grundstückseigentümerin. Haus, Hof und Garten, die Heimatverbundenheit und die Ruhe würden Drausendorf trotz aller Umstände liebens- und lebenswert machen.
Von der Stadt Zittau fühlen sich die Einwohner jedenfalls im Stich gelassen. Denn nicht einmal das Gespräch werde gesucht. Wie soll sich dann etwas verändern?
Mit den Trödelmärkten lebt Drausendorf seit Mai 2018 zumindest ab und zu mal wieder auf.
Die erste Veranstaltung dieser Art organisierte Rene Dürlich, Eigentümer der Trödelhalle samt Hoffläche, allein.
Bei einem Besuch der Trödelhalle lernten sich der 45-Jährige und Christine Ball kennen. Die beiden beschlossen, gemeinsam in Drausendorf in den warmen Monaten im Freien die Plattform für einen größeren Rahmen zu bieten: „Wir wollten den privaten Trödlern und den Besuchern die Möglichkeit geben, sich völlig kostenfrei kennenzulernen.“
In der Regel finden die Trödelmärkte in Drausendorf einmal monatlich statt. Während der Corona-Pandemie seien auch notgedrungen Pausen eingelegt worden, so die Organisatoren.
Christine Ball und Rene Dürlich teilen sich Aufwand und Mühen in der Vorbereitung. Er nimmt die Anmeldungen entgegen, pflegt das Grundstück und weist den Trödlern am Tag der Veranstaltung die Plätze zu. Sie ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Der Verbrauchermarkt in Drausendorf ist schon seit zig Jahren geschlossen. Foto: Steffen Linke Bilduntertitel
Die circa 20 Trödler – in der Regel sind es Stammkunden – bauen ab 8.30 Uhr ihre Stände auf, bringen dazu auch Tische und Sitzgelegenheiten mit. Jeder darf sein Fahrzeug am Stand stehenlassen. Standgebühren werden nicht erhoben, der Eintritt ist frei. Die ersten neugierigen Kunden erscheinen schon vor der offiziellen Eröffnung um 10.00 Uhr. Die Angebotspalette der Trödler reicht von Geschirr über Töpfe, Textilien, Kleidung, Bücher, Bilder, Tonträger, Dekorationsstücke, Glaswaren bis hin zu Kinderspielzeug usw. „Raritäten wechseln meistens sehr schnell den Besitzer, denn wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben“, sagt sie schmunzelnd. Und für welche Preise geht der Trödel so über den Ladentisch? „Das bleibt unser Geheimnis. Darüber spricht man nicht“, antwortet sie. Die Besucher können mit den Händlern auch feilschen. Das ist laut Christine Ball eigentlich auch das Salz in der Suppe: „Wir merken aber, dass das den Einheimischen – Trödlern wie Kunden – schwerfällt.“ Zu den absoluten Rennern würden besondere Dekos für Haus und Garten zählen.
Bei diesen Trödelmärkten mit zum Teil 150 Besuchern treffen sich auch Menschen, die sich lange nicht gesehen haben. „Bisher hatten wir ja mit dem Wetter auch immer Glück“, freut sie sich. Jeder Trödler bringt natürlich Regensachen und vor allem Planen für den Fall der Fälle mit.
Die Trödelmärkte in Drausendorf sollen jedenfalls zu einer Art Tradition werden. „Vielleicht findet sich der ein oder andere und trägt mit seinen Ideen zum besseren Gelingen bei. Wir sind da sehr aufgeschlossen“, sagt sie.
Christine Ball und Rene Dürlich möchten den Trödlern und den Besuchern für ihr Kommen und für ihre Treue ganz herzlich danke sagen.