Motor will Brücke in Görlitz ohne Motorenlärm
Im geteilten Guben (poln. Gubin) entzweite diese Fußgänger- und Fahrradbrücke Gemüter über die Grenze. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Görlitz. Zum 25. Jahrestag der Europastadt hatte die Görlitzer Stadtratsfraktion von Motor Görlitz/Bündnisgrüne eine neue Brückenoffensive für Fußgänger und Radfahrer vorgeschlagen. „Kurze Wege für das Rüber und Nüber lassen sich nicht von Angstkampagnen einschüchtern“, meinte Fraktionsvorsitzender Mike Altmann. Neben einem Grundsatzbeschluss für den Bau weiterer Brücken soll der Oberbürgermeister beauftragt werden, mit der polnischen Seite eine Prioritätenliste möglicher Standorte zu erarbeiten. Bei der gemeinsamen Sitzung der Stadträte beider Seiten im Dom Kultury hatte ein Breslauer Raumplaner ebenfalls für die Stadtverwaltung von Ost-Görlitz (Zgorzelec) das Anliegen einer solchen Brücke dargestellt. In historischer Anlehnung ist eine Wiederbelebung des Neißesteges am Viadukt eine denkbare Option. Doch Vorsicht: In der ebenfalls geteilten Stadt Guben (poln. Gubin) am Unterlauf der Neiße hatte vor 15 Jahren der Bau einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer dazu geführt, dass sich der deutsche und der polnische Bürgermeister heillos zerstritten. Die Most pieszo-rowerowy (Fußgänger- und Fahrradbrücke) ist hier zudem nur 200 Meter von der zentralen Straßenbrücke mit Fußgängerweg entfernt und erfüllt damit fast einzig eine das Stadtbild auflockernde Funktion.
Die letzten ernsthaften Bemühungen um eine zusätzliche Brücke für Fußgänger und Radfahrer in Görlitz gab es 2014/15 am Lindenweg. Nachdem die Fördermittelquote von 90% auf 66% gekürzt wurde, nahm der Stadtrat Abstand vom Projekt. Eine Unterschriftensammlung wandte sich damals zudem gegen diese Pläne. Mit den gemeinsamen Sitzungen der Ratsherren ist am Oberlauf der Neiße mittlerweile allerdings viel Vertrauen aufgebaut worden.