Mühlgraben ist wieder standsicher
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Oberbürgermeister Karsten Vogt (li.) und Klixer-Geschäftsführer Andreas Breuer sind froh, dass vom Mühlgraben keine Gefahr mehr ausgeht.
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Auf dieser Fotografie ist zu sehen, wie der Mühlgraben vor der Sanierung in vielen Bereichen aussah.
Bautzen. Der Mühlgraben am Fuße des Protschenbergs fristet seit Jahrhunderten ein recht unbemerktes Dasein. Teils offen, teils von einer Gewölbemauer überdeckt, fließt er, den Blicken der Passanten entzogen, hinter den Häusern der schmalen Straße „Unterm Schloss“ entlang. „Von 1535 bis 1539 mit dem Verwendungszweck, Mühlen anzutreiben, aus Feldsteinen errichtet, war er stark in die Jahre gekommen. Als die Stadt sich erweiterte, wurde der Mühlgraben an vielen Stellen überbaut“, erklärt der Bautzener Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU). Fast 500 Jahre alt ist der Mühlgraben also. Und da er nach dem Wegfall der Mühlen nicht mehr benötigt wurde, kümmerte sich auch niemand mehr darum. Schließlich war der Verfall so weit fortgeschritten, dass akute Gefahr drohte. Doch musste erst einmal ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie Andreas Breuer von der Firma Klixer Recycling und Service berichtet: „Wir haben als erstes eine Anwohnerversammlung durchgeführt. Da stellte sich heraus, dass vielen gar nicht bewusst war, dass sie Eigentümer des Mühlgrabens in ihrem Grundstücksbereich waren. Auch das bestehende Wasserrecht hatten viele, vor allem Neueigentümer, nicht auf dem Schirm. Es waren viele Gespräche und Überzeugungsarbeit nötig.“ Die Klixer Recycling und Service GmbH hatte auf Grundlage einer Vereinbarung mit der Stadt Bautzen die Trägerschaft über die dringend nötige Sanierung des Mühlgrabens übernommen, was laut Andreas Breuer „recht ungewöhnlich und auch mit einigen Risiken behaftet“ war. So stand am Anfang eine umfangreiche Beweissicherung, um bereits vorhandene Schäden an den angrenzenden Gebäuden zu dokumentieren.
Ein Jahr nahmen die statischen und denkmalschutzrechtlichen Vorbereitungen in Anspruch, im Frühjahr 2024 begannen vorbereitende Arbeiten, die unter anderem den Rückbau von Gärten im Baubereich sowie das Anlegen der Baustraße umfassten.
Als es dann hinunter in den Untergrund ging, erschien manche Sorgenfalte auch auf Andreas Breuers Stirn, denn der Zustand des Mühlgrabens war desolat. Fotos zeigen wild aufeinander getürmte Steinhaufen, wo sich einstmals (und auch jetzt wieder) eine solide Steinmauer mit Tunneln und Gewölben erhebt. „Wenn die Maßnahme jetzt nicht erfolgt wären, dann hätte es bald auch an anderen Stellen so aussehen können“, erklärt Bauleiter Thomas Wolf. Mit unabsehbaren Folgen – denn viele der Häuser auf der nördlichen Seite der Straße „Unterm Schloss“ reichen bis unmittelbar an den Mühlgraben heran. Doch auch die Arbeiten selber hatten es in sich: „Wir sind dreimal unter Wasser gegangen – da gab es Regenfälle, wo das Wasser über das Wehr floss“, so Geschäftsführer Andreas Breuer. „Wir mussten sieben Pumpstationen betreiben, weil das Wasser ja auch von den Seiten und von oben hereindrang“, ergänzt der Bauleiter. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Der (zurzeit noch trocken gelegte) Mühlgraben präsentiert sich nunmehr wieder mit soliden, standfesten Seitenwänden, an manchen Stellen unterirdisch und überwölbt, an manchen Stellen auch als offener Wasserlauf, in jedem Fall aber den Blicken (außer denen der Anwohner) entzogen. Für die Sanierung des baufälligen Abschnitts standen über zwei Millionen Euro Fördermittel bereit, wovon. die Stadt Bautzen ein Drittel trug – den Lohn bildet der sichere Schutz der Anwohner in diesem Teil der Stadt. Der Mühlgraben selbst verschwindet nun nach dem Abzug der Bauleute wieder im Verborgenen.