Nachts auf dem Zittauer Kreuzfriedhof
In der Nacht strahlt der beleuchtete Zittauer Kreuzfriedhof eine ganz besondere Atmosphäre aus. Foto: Archiv/Jens Järschel
Diese Gelegenheit bietet sich so schnell nicht wieder: Die Städtischen Museen Zittau laden zur Zittauer Kulturnacht am Samstag, 21. Oktober, um 22.30 Uhr, zur nächtlichen Führung mit Bernd Wabersich über den Kreuzfriedhof ein.
Zittau. Von wegen müde – der langjährige Mitarbeiter des Stadtmuseums Zittau ist zu später Stunde topfit und hellwach, wie er betont. Der 72-Jährige stellt sich den Besuchern der nächtlichen Führung als älteste Inventarnummer der Zittauer Kreuzkirche vor. Der rüstige Rentner kennt dort sozusagen jeden Stein. Seine Verbundenheit mit dem Zittauer Kreuzfriedhof reicht weit in die Vergangenheit zurück. Bernd Wabersich hat mit der Technosportbrigade vom 4. Oktober 1984 bis zum 4. Oktober 1992 alle Höhenarbeiten bei der Sanierung der Zittauer Kreuzkirche durchgeführt. Der eiserne Kern von acht Mitarbeitern habe damals unter anderem den gesamten Dachstuhl des Gotteshauses saniert, den Außenputz erneuert und die Bleiverglasung am Dachreiterturm gewechselt. „Aufgrund der Bauarbeiten musste ich mich auch mit der Geschichte des Ensembles beschäftigen. Das hat mich mit dem Friedhof zusammengeschweißt“, sagt er. Nun stellen sich ganz allgemein vielleicht manche Besucher abends die Atmosphäre auf einem Friedhof recht schaurig vor. „Das mag zu DDR-Zeiten so gewesen sein“, sagt er. Damals war der Kreuzfriedhof von Bäumen und Gestrüpp zugewachsen und ein großer Teil der Grüfte durch Vandalismus aufgebrochen.
Heute ist dieses hochwertige Kulturdenkmal seiner Auffassung nach im Trubel von Stadt und Verkehr eine Oase der Ruhe und Besinnlichkeit. Die Besucher würde auf dem abendlich beleuchteten Kreuzfriedhof das Flair eines mittelalterlichen Friedhofes erwarten, wo seit über 100 Jahren keine Bestattungen mehr stattfanden – mit einer Ausnahme Mitte der 50er Jahre. Bernd Wabersich selbst erklärt bei der Führung mit Hilfe einer Taschenlampe entsprechende Details.
Zwei Grabgewölbe sind beleuchtet, sodass die Teilnehmer dort bis fünf Meter tief hineinschauen können. In der Fink’schen und Mönch’schen Gruft würden noch Reste von Bestattungen – wie zum Beispiel ein Schädel – zu sehen sein. Insgesamt gibt es auf dem Zittauer Kreuzfriedhof sieben Grufthäuser und über 100 Gräber – zum Teil sehr aufwendig und künstlerisch hochwertig gestaltet. „Die Kreuzkirche war Zittaus vornehmste Begräbniskirche“, sagt er. Nur wer Geld hatte und es sich leisten konnte, liegt dort, das Spektrum reicht vom Landadel über Kaufleute, Bürgermeister, Ratsherren bis hin zu Gutsbesitzern. „Mittendrin erzähle ich so manche Anekdote aus meiner anfangs besagten baulichen Tätigkeit an der Kreuzkirche“, sagt er. Bernd Wabersich bedankt sich am Ende der Führung bei den Besuchern für ihre Aufmerksamkeit und erntet abschließenden Applaus. „Ich muss in der Nachbereitung noch die Beleuchtung ausschalten, die Grüfte verschließen, ein bisschen aufräumen und die Alarmanlage scharf schalten“, erklärt er.
Nach Mitternacht liegt Bernd Wabersich dann zu Hause in den Federn. Sein nächster Tag beginnt in der Regel zwischen 7.00 und 8.00 Uhr mit einem kleinen Frühstück.