Nägel mit halben Köpfen für das Prietitzer Schloss
Die geräumige Eingangshalle, die das Erdgeschoss des Prietitzer Schlosses erschließt, soll ebenfalls restauriert werden.
Die Staatssekretärin im Ministerium für Regionalentwicklung sagt weitere Fördermittel für die Sanierung des Schlosses Prietitz zu. Einen Bescheid kann sie aber noch nicht übergeben.
Prietitz. „Von außen macht es noch nicht viel her, aber innen ist es durchaus schon sehenswert“ – so beschreibt Frank-Hermann Göpfert, Vorsitzender des Fördervereins Schloss und Park Prietitz e.V., den derzeitigen Zustand des Herrenhauses in dem Elstraer Ortsteil. Und tatsächlich kann der Besucher, wenn er von der Eingangshalle nach rechts in den Vereinsraum oder nach links in die Räume des Jugendclubs schreitet, etwas von dem Glanz früherer Tage erahnen. Dasselbe gilt auch für den sich im rückwärtigen Bereich des Erdgeschosses anschließenden grünen Salon. „Mithilfe von Fördermitteln, die wir 2020 erhielten, haben wir die Sanitär-, Heizungs- und Elektroanlage erneuern sowie die Fußböden sanieren lassen“, berichtete der Vereinsvorsitzende zu Beginn dieser Woche Barbara Meyer, Staatssekretärin im Sächsischen Ministerium für Regionalentwicklung. Diese war nach Prietitz gekommen, um einen weiteren Fördermittelbescheid – nun ja, noch nicht zu überreichen, aber doch zuzusagen.
Auf der Zeichnung des Planungsbüros Schubert erstrahlt Schloss Prietitz bereits in frischem Glanz – in einigen Jahren vielleicht auch in Natura?
„Zwei Fragen müssen noch geklärt werden“, sagte sie zur Begründung dafür, dass derzeit noch nur Nägel mit halben Köpfen gemacht werden können. Einerseits muss die Kostenplanung fortgeschrieben werden – in Zeiten, in denen sich die Baupreise fast wöchentlich (und nur in eine Richtung) ändern, fast selbstredend. Anderseits gibt es aus Sicht des Ministeriums wohl noch Fragen zu einem Windfang, die aus Sicht des Vereins aber eigentlich schon geklärt sind.
Einer, der sich über die Zusage auch (und gerade) unter den gegebenen Umständen freut, ist der Elstraer Bürgermeister Frank Wachholz(parteilos). Schließlich ist die Stadt Elstra Eigentümerin des Prietitzer Herrenhauses und hat große Pläne mit ihm: „Wir kämpfen gemeinsam mit dem Förderverein um eine vernünftige Nutzung“, erklärt er. Ursprünglich sollte das historisch bedeutsame Gebäude das Kulturzentrum der Stadt Elstra werden.
Und immerhin, so berichtet Frank-Hermann Göpfert, fanden im ersten Jahr nach dem ersten Sanierungsschritt 40 Veranstaltungen in ihm statt. Noch nicht mitgerechnet, was der Jugendclub, der sich im Erdgeschoss höchst stilvoll eingerichtet hat, auf die Beine stellt. Und das ist allerhand: Vom jährlichen Kindercamp über die Helloween-Party bis hin zur Feuerzangenbowle am Heiligabend bilden die 32 Mitglieder eine feste Größe im kulturellen Leben der Stadt und ihres Ortsteils. Nicht umsonst sagt Bürgermeister Frank Wachholz: „Der Prietitzer Jugendclub ist der Jugendclub in Elstra.“
Doch zurück zur Staatssekretärin und ihrem angekündigten Fördermittelbescheid. Mit seiner Hilfe sollen zunächst die Fenster im Erdgeschoss erneuert werden – „das wollten wir eigentlich schon im Rahmen des ersten Sanierungsschrittes machen. Aufgrund der Kostensteigerungen war dafür aber kein Geld mehr da“, berichtet Frank-Hermann Göpfert. Weiterhin soll das Vestibül, also die Vorhalle im Erdgeschoss, restauriert werden. Darüber hinaus wollen Stadt und Verein den Gebäudezustand im derzeit komplett ungenutzten Obergeschoss untersuchen lassen. Entsprechende Forschungen im Erdgeschoss erbrachten erstaunliche Befunde – zum Beispiel, dass sich unter der Stuckdecke im Vereinsraum noch eine ältere, aus der Renaissancezeit stammende, befindet. Sie freizulegen, ist derzeit allerdings nicht geplant.
Dass dem Prietitzer Herrenhaus trotz seines auf den ersten Blick eher schlicht wirkenden Äußeren eine besondere historische Bedeutung zukommt, liegt hauptsächlich an einem seiner früheren Besitzer: dem letzte Landvogt der Oberlausitz, Hieronymus Friedrich von Stammer (1712 bis 1777), der Prietitz zu seinem Wohnsitz erkor. „Von ihm stammt die Oberlausitzer Schulordnung, die damals wohl modernste existierende überhaupt“, weiß Frank-Hermann Göpfert. Und schon um seinem Andenken gerecht zu werden, lohnen sich die schon seit fast 15 Jahren andauernden Bemühungen zum Erhalt und zur Belebung des Prietitzer Schlosses. Und vielleicht erstrahlt es ja in einigen Jahren auch von außen im neuen Glanz …