Nebelschütz: Fundament für Kontakte nach Benin
Zwei, die sich blendend verstehen: Dah Bokpe, König von Ouidah und der Zaubermeister Krabat.
Nebelschütz. Dah Bokpe ist in Nebelschütz ein gern und oft gesehener Gast. Seit der König von Ouidah und der Nebelschützer Bürgermeister Thomas Zschornak sich vor mehr als 20 Jahren auf einer Tourismusbörse in Berlin kennen lernten, verbindet die beiden Männer eine enge Freundschaft. Und seit zwei Jahren trifft dies auch auf ihre Heimatgemeinden zu: Seit 2019 existiert eine offizielle Partnerschaft zwischen Nebelschütz und Ouidah, einer Stadt im westafrikanischen Staat Benin.
Nun pflegt Nebelschütz für eine Gemeinde seiner Größenordnung ungewöhnlich viele internationale Beziehungen. Neben Ouidah zählen auch das tschechische Hultschin (Hlucin), das polnische Namslau (Namyslow) und das ungarische Ladanybene zu den Partnergemeinden. Fast zu viel, um sie im Rahmen der gemeindlichen Verwaltungstätigkeit angemessen zu pflegen. Aus diesem Grunde wurde nun am vergangenen Sonntag – dem beninischen Nationalfeiertag – im Beisein des Königs von Ouidah ein recht ungewöhnlicher Verein gegründet: Der „Sowutu-Zukunft-Prichod e.V. (der Name ist vorläufig und kann sich im Zuge der Diskussion unter den Mitgliedern noch ändern). Drei Worte, die in drei Sprachen – deutsch, sorbisch sowie in der beninischen Landessprache Fon – dasselbe bezeichnen. „Der Verein soll die Gemeinde etwas von der Partnerschaftsarbeit entlasten und gleichzeitig mehr Dynamik hinein bringen“, erklärt Thomas Zschornak, der seinerseits das Amt des Schatzmeisters im Vereinsvorstand übernimmt. „Aufgrund meiner Arbeit als Bürgermeister verfüge ich über umfangreiche Erfahrungen bei der Akquise von Fördermitteln“, begründet er seine Kandidatur für diesen Posten. Zur Vorsitzenden wählten die knapp 20 Gründungsmitglieder die Kamenzerin Marlies Richter, die sich bereits während ihrer Berufstätigkeit als Geschäftsführerin des Bildungsträgers HEC stark um internationale Kontakte bemühte und diese pflegte. Im Ruhestand unterstützt und berät sie seit vielen Jahren die Gemeinde Nebelschütz.
Das Ziel des Vereins besteht laut seiner Satzung darin, die „internationale Zusammenarbeit, den kulturellen Austausch und die zwischenmenschliche Toleranz“ zu fördern. Auch die wissenschaftliche Arbeit, die Bildung und die Jugendbegegnung zählen zu den Handlungsfeldern. Dabei sollen die Projekte „zum beiderseitigen Nutzen“ sein – also keine Einbahnstraße nach dem Motto „Europa hilft Afrika.“ Zu den Gründungsmitgliedern zählt Krabat in Gestalt seiner zeitgenössischen Inkarnation Wolfgang Kraus, wobei in der Satzung noch zu klären ist, wie es sich mit dem Mitgliedsbeitrag einer bereits vor Jahrhunderten verstorbenen Person verhält. Dass es zwischen der Krabat-Legende, den alten sorbischen Göttern und dem westafrikanischen Voodoo-Glauben, der im Benin fest verankert ist, überraschende Parallelen gibt, war bereits beim Abschluss des Partnerschaftsvertrages zwischen Nebelschütz und Ouidah deutlich geworden. „Feuer, Wasser, Luft und Erde kommunizieren über Götter mit besonders begabten Menschen, die das Wissen ihrerseits durch Tanz und andere Rituale weitergeben“, hatte man damals das Wesen des Voodoo erklärt. Vielleicht war ja auch Krabat so ein besonders begabter Mensch? Die Vereinsarbeit wird es zeigen.