Netzwerk spürt nach wie vor die Corona-Folgen
Teamchef Andreas Mikus kümmert sich regelmäßig um den neuesten Mitarbeiter, der auf den Namen „Wassermann“ hört.
Der Bischofswerdaer Träger der Kinder- und Jugendarbeit sieht Änderungen im Verhalten seiner Klientel. Mit speziellen Angeboten will er bei der Bewältigung helfen.
Bischofswerda. Die Corona-Pandemie liegt für viele von uns gefühlt schon ewig lange zurück. Und doch wirkt sie sich auch jetzt noch aus. „Wir spüren das bei den Teilnehmern der von uns betreuten Freiwilligendienste, aber auch in den Einsatzstellen deutlich“, erklärt Birgit Pietrobelli vom in Bischofswerda ansässigen Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit.
Folgerichtig stellt die dafür zuständige Bereichsleiterin auch das Thema „Psychische Gesundheit“ in den Mittelpunkt der diesjährigen Arbeit mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich für ein freiwilliges Jahr in einer sozialen oder kulturellen Einrichtung entschieden haben.
„Corona hat deutliche Spuren hinterlassen“, betont Birgit Pietrobelli. „Das Gruppenverhalten hat sich verändert. Die Teilnehmer sind ruhiger, gehen weniger aufeinander zu, kommen schwerer in Interaktion miteinander“, beschreibt sie ihre Beobachtungen. Es bedürfe größerer Mühen als in den Vor-Corona-Jahren, „dass das Miteinander so funktioniert, wie es notwendig ist.“ In den Einsatzstellen der Freiwilligendienste – hauptsächlich handelt es sich um Kinder- und Jugendtreffs, Kitas und Schulen, aber auch um Pflegeeinrichtungen – „erleben wir oftmals sehr belastende Situationen“, führt Birgit Pietrobelli weiter aus. Viele Einrichtungen seien von Abgängen und dem daraus resultierenden Personalmangel betroffen. „Wir bieten mit Teamtrainings Hilfestellung. Das Ziel besteht darin, das ’Hamsterrad’, in dem sich viele gefangen fühlen, abzuschalten“, ergänzt Netzwerk-Teamleiter Andreas Mikus. Ein weiteres Angebot beinhaltet die Vermittlung von Wissen zu Depressionen und anderen psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen.
„Das Thema psychische Gesundheit zieht sich durch alle Bereiche unserer Arbeit“, so Andreas Mikus. Durch die mittlerweile abgeschaffte einrichtungsbezogene Impfpflicht habe man Freiwilligen-Stellen nicht wie in den anderen Jahren besetzen können, insbesondere in der Pflege und in der Arbeit mit Behinderten.
„Den betroffenen Einrichtungen hat diese Art der Unterstützung gefehlt“, betont der Teamleiter. „Wir hoffen, dass es dieses Jahr besser wird.“ Allerdings konnten von 200 angebotenen Stellen erst etwa die Hälfte besetzt werden – deutlich weniger als in der Vor-Corona-Zeit.
Ein weiterer Punkt, bei dem das Netzwerk-Team dringenden Handlungsbedarf sieht, ist die Finanzierung der Kinder-, Jugend- und Familienförderung im Landkreis Bautzen. „Es nervt, immer wieder aufs Neue die eigene Arbeit rechtfertigen zu müssen“, erklärt Birgit Pietrobelli angesichts der alljährlichen politischen Debatten in den zuständigen Gremien. Den Trend, immer mehr Arbeit auf ehrenamtliche Schultern zu verlagern, hält sie nicht für zielführend: „Eine professionelle Arbeit ist zwar zunächst teurer, verringert aber die Folgekosten.“ Das Netzwerk beteiligt sich daher zusammen mit anderen Trägern an der Kampagne „Jugendarbeit wirkt...!“, welche die Folgen einer kurzsichtigen Finanzierungspolitik aufzeigen soll.
Doch natürlich prägen nicht nur Probleme und „Herausforderungen“ die Tätigkeit des Netzwerks für Kinder- und Jugendarbeit. So ist man bei der Gestaltung des Außengeländes am Vereinssitz auf der Lutherstraße wieder ein gutes Stück weiter gekommen. Eine neue Rundbogenhalle bietet nun eine Unterstellmöglichkeit für Material und Fahrzeuge. Die Gartenterrasse wurde neu gestaltet und kann auch für Veranstaltungen genutzt werden. In der Werkstatt steht jetzt – neben vielen anderen Gerätschaften – auch ein Plasmaschneidegerät zur Verfügung. Und die Freizeitcamps in Deutschbaselitz erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit, „wobei im Kindercamp für die Sechs- bis Neunjährigen noch Plätze frei sind“, wie Andreas Mikus betont.