Neubeginn beim Museumsverbund mit Hindernissen
In Schloss Königshain eröffnet im April eine Ausstellung über zeitgenössischen Realismus in Deutschland. Foto: Menschner
Der Zusammenschluss von fünf Einrichtungen im Landkreis Görlitz will an die Besucherzahlen aus Zeiten vor dem Corona-Lockdown anknüpfen. Am Beginn steht allerdings eine umstrittene Personalie.
Anja Köhler – hier in einem historischen Ausstellungsgewand – geht den Weg unter neuen Vorzeichen nicht mit. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Reichenbach. Der Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund (SOMV) mit Sitz in Krobnitz (Stadt Reichenbach) startet am 1. März in die Saison. Laut Geschäftsführerin Sarah Kinsky strebt man an, hinsichtlich der Besucherzahlen an Vor-Corona-Zeiten anzuknüpfen. Damals kamen jährlich etwa 17.000 Besucher in die fünf Einrichtungen des Verbundes – die Schlösser Krobnitz und Königshain, das Dorfmuseum Markersdorf, das Ackerbürgermuseum Reichenbach sowie das Granitabbaumuseum Königshainer Berge. 2022 hingegen waren es nur knapp 11.000 Besucher. Ermöglicht werden soll der angestrebte Zuwachs laut Sarah Kinsky durch „die Erneuerung des Markenauftritts, die mit Hilfe der durch die Sächsische Aufbaubank verwalteten Fördermaßnahme ’Corona – Kultur Erhalt’ ermöglicht wurde und im Laufe des Jahres schrittweise umgesetzt wird.“ Generell überarbeite der Museumsverbund derzeit seine Strukturen, was zu „einer Neuausrichtung in bestimmten Bereichen sowie in der Gesamterscheinung des Verbundes“ führen werde, so die Geschäftsführerin, ohne weiter ins Detail zu gehen.
In diesem Zusammenhang stehe auch die Trennung von der langjährigen Museumsleiterin Anja Köhler, die sich besonders um die Entwicklung des Granitabbaumuseums große Verdienste erworben habe. Darüber hinaus sei über den Inhalt der Einigung Stillschweigen vereinbart worden. Dem Vernehmen nach gibt es allerdings unter den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Museums Unmut über diese Trennung, was auch zu einem entsprechenden Schreiben an das Bürgerbüro der Sächsischen Staatskanzlei führte. Doch was planen nun die einzelnen Verbund-Einrichtungen für das aktuelle Jahr?
Schloss Krobnitz: Im Schloss Krobnitz wird die Sonderausstellung „Der kleine Lord“ aufgrund der großen Nachfrage bis zum 10. April verlängert. Viele Interessenten konnten diese aufgrund der Corona-Schließzeiten nicht mehr besichtigen.
Ab dem 30. April ist hier die Wanderausstellung „Grenzraum knüpft Verbindungen“ mit den Arbeiten von 16 internationalen Künstlern zu sehen. Der Landkreis Görlitz und die Stadt Zittau hatten das deutsch-tschechische Ausstellungsprojekt im Kontext der Kulturhauptstadtbewerbung 2025 initiiert.
Schloss Königshain: Im Schloss Königshain eröffnet am 22. April die Sonderausstellung „Grenzgänge“. Mit ihr präsentiert der Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart e.V. in den Räumen des Barockschlosses eine thematisch aktuelle Werkschau von Künstlern, die sich in ihrem Schaffen dem zeitgenössischen Realismus verbunden fühlen.
Dorfmuseum Markersdorf: Hier startet die Saison am 5. März mit dem traditionellen Wettbewerb im Flegeldreschen. Mehrere internationale Dreschteams treten gegeneinander an. Wem es vom Zuschauen in den Fingern krabbelt, kann sich gleich selbst am Dreschflegel erproben. Natürlich kommt auch die große Dreschmaschine mit Lanz-Antrieb zum Einsatz. Gleichzeitig wird eine neue Sonderausstellung zur Bienenkunde eröffnet.
Ackerbürgermuseum Reichenbach: Hier wird in dieser Saison eine Sonderausstellung zur Geschichte der Reichenbacher Sportvereine zu sehen sein. Der Heimatverein Reichenbach e.V. ergänzt das diesjährige Programm durch Vorträge: Am 20. März spricht beispielsweise H.-J. Seifarth zur „Geschichte des Schlosses Mengelsdorf“.
Granitabbaumuseum Königshainer Berge: Hier beginnt die Saison erst am 1. April. Die diesjährige Sonderausstellung mit dem Titel „Felsenfest“ widmet sich Darstellungen der Felsformationen in den Königshainer Bergen aus den letzten 300 Jahren. Seit 2021 ist der Museumsverbund in Zusammenarbeit mit der Entwicklungsgesellschaft des Landkreises Görlitz (ENO) mit der Umsetzung des Projektes „Leben im Einklang mit der Natur“betraut. Inhalt des Projektes ist die Erarbeitung und Errichtung dreier Naturlehrpfade in den Königshainer Bergen, da der bisherige Lehrpfad inzwischen starken Erneuerungsbedarf aufweist. Die landschaftspflegerischen Planungsarbeiten, die durch das Landschaftsarchitekturbüro Gunter Hänsch aus Großschönau durchgeführt wurden, sind nun weitgehend abgeschlossen. Derzeit werden durch die Gemeinde die Eigentümer der betroffenen Flurstücke ermittelt, um die erforderlichen Genehmigungen einholen zu können. Es ist geplant, im April dieses Jahres in die Ausschreibungsphase für die Bauunternehmen zu gehen. Das Vorhaben soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Großen Handlungsbedarf sieht Geschäftsführerin Sarah Kinsky beim Marketing und Eventmanagement. Deshalb werde es ab März erstmals in der Geschichte des Museumsverbundes einen Hauptverant-wortlichen für diese Bereiche geben. Dies macht eine Nachbesetzung der Leitung Museumspädagogik erforderlich, wofür ebenfalls schon „eine geeignete Fachkraft gefunden werden konnte.“