Neue Grundschule oder Eigenständigkeit
Die über 35 Jahre alte Grundschule soll durch einen Neubau ersetzt werden. Die Fördermittel sind zugesagt, doch nun ist der Gemeinde Bretnig-Hauswalde der Eigenanteil weggebrochen. | Foto: kk
Bretnig-Hauswalde. Die Gemeinde Bretnig-Hauswalde nimmt Gespräche zum Zusammenschluss mit der Stadt Großröhrsdorf auf. Nur auf diesem Weg wäre es möglich, den seit Jahren geplanten Schulneubau auf den Weg zu bringen.
Katrin Liebmann, ehrenamtliche Bürgermeisterin in Bretnig-Hauswalde, ist sichtlich angespannt. Die Situation belastet sie und den Gemeinderat stark. Monate haben Räte und Bürgermeisterin gerungen, nach Alternativen gesucht und schließlich Mitte Juli den Grundsatzbeschluss zur Gebietsänderung gefällt. In der vergangenen Woche hat auch der Stadtrat Großröhrsdorf den Weg für Verhandlungen über einen möglichen Zusammenschluss mit Bretnig-Hauswalde freigemacht.
Nun bleiben nur wenige Wochen für die Gespräche über das Ob und Wie der Einheit. Denn nur wenn die Eingliederung zum 1. Januar 2017 zum Tragen kommt, können die Fördermittel in Anspruch genommen werden. 1,3 Millionen Euro stellt der Freistaat der Gemeinde Bretnig-Hauswalde für den Neubau der Grundschule zur Verfügung, wenn die Gesamtfinanzierung der Maßnahme nachgewiesen werden kann. Und genau da liegt das Problem.
Lange war das über 35 Jahre alte Schulhaus mit Grund- und Mittelschule voll belegt. Die erste Idee war, nach dem Auszug der Mittelschüler ins Schulzentrum Großröhrsdorf, das Gebäude zu sanieren. Die Fördermittelgeber plädierten für einen Neubau, weil die Sanierungskosten zu hoch sind. Die Gemeinde plante. Vorgesehen war ein komplexer Schulstandort mit Hort und Turnhalle. Dieses Projekt ließ sich aus Kostengründen nicht umsetzen. Im Jahr 2014 musste Bretnig-Hauswalde erneut Abstriche machen, als die Grundschule von eineinhalb Zügen auf eine einzügige Grundschule herunter gestuft wurde.
Resultat sind Pläne für den Neubau eines Grundschulgebäudes für vier Klassen mit den entsprechenden Fachräumen am bisherigen Standort. Anträge für Förderung werden gestellt und bewilligt, die Ausschreibung steht kurz bevor, da erreicht die nächste Hiobsbotschaft die Gemeindeverwaltung. Eine Gewerbesteuerrückzahlung in Höhe von 800.000 Euro ist zu leisten. Diese Summe entspricht in etwa dem Eigenanteil, den die Gemeinde für den Schulneubau angespart hat.
„Diese Rückforderung, in dieser Höhe war nicht vorhersehbar und die Gemeinde kann diese Summe nicht kompensieren“, sagt Bürgermeisterin Katrin Liebmann. Seit Jahrsbeginn suchen Gemeinderat und Bürgermeisterin nach einer Lösung. Externe Berater wurden hinzugezogen, um Einsparmöglichkeiten im Gemeindehaushalt zu finden. Doch es gibt kaum Spielraum, da Bretnig-Hauswalde schon seit Jahren sehr sparsam wirtschaftet. Um den Wunsch nach einer attraktiven Grundschule nicht begraben zu müssen, blieb als einziger Weg die Eingemeindung nach Großröhrsdorf. Schließlich gehört die Schule, genau wie Kindergarten und Feuerwehr, zur Pflichtaufgabe der Gemeinde.
Die Stadt Großröhrsdorf ist für die Einwohner von Bretnig-Hauswalde schon lange Partner. Seit dem Jahr 2000 gibt es die Verwaltungsgemeinschaft. In deren Rahmen schon jetzt die meiste Verwaltungsarbeit im Rathaus der Stadt erledigt wird. Und selbst wenn Bretnig-Hauswalde ab dem 1. Januar 2017 nicht mehr eigenständig sein sollte, bleiben doch die Strukturen im Ort bestehen, versichert die Bürgermeisterin. Das Vereinsleben und die Zusammenarbeit in den Ortsteilen werden weiterhin getragen von den engagierten Bürgern.
Aufgrund des engen Zeitrahmens sei leider nicht möglich, die Bürger zu befragen, bedauert Katrin Liebmann. Wohl wissend, dass es einige Bürger gibt, die es übel nehmen. „Wenn es konkrete Fakten und Vertragsinhalte gibt, werden wir eine Einwohnerversammlung einberufen“, sagt die Bürgermeisterin. Außerdem sei die letzte Entscheidung über die Eingemeindung nach Großröhrsdorf noch nicht gefallen. „Sollte zum 1. Januar 2017 die Eingliederung nicht erfolgen, so kann auch das Ziel des Grundschulneubaus nicht erreicht werden. Das jedoch ist der Hauptgrund für die Aufnahme von Verhandlungsgesprächen. Wenn dieser wegfällt, besteht vorerst kein weiterer Anlass, den Gedanken einer Einheitsgemeinde weiter zu verfolgen.“