Neue Hoffnung für die gefährdeten Schwesternhäuser
Die Schwesternhäuser in Kleinwelka gehören nun offiziell zu den „7 am stärksten gefährdete Kulturerbestätten“. Foto: C. Kumpe
Kleinwelka. Europa Nostra ist ein 1963 gegründeter europäischer Denkmalschutz-Verbund mit Sitz in Den Haag. Er nimmt regelmäßig gefährdete Ensemble unter dem Titel „7 most endangered heritage sites“, also „7 am stärksten gefährdete Kulturerbestätten“ in eine Liste auf. Das spätbarocke, aus fünf Einzelgebäuden und Garten bestehende Kulturdenkmal der Schwesternhäuser in Kleinwelka ist nun ganz offiziell einer von sieben Standorten des gemeinsamen europäischen Kulturerbes, der trotz seiner besonderen Bedeutung für immer verloren zu gehen droht.
Denn das Gebäude-Ensemble wurde aufgrund fehlender Nutzung zwar fachgerecht verwahrt, aber die Feuchtigkeit setzte den Gebäuden trotzdem heftig zu. Der Hausschwamm nistete sich in die Holzkonstruktionen ein und ganze Dächer mussten notgesichert werden. Der Eigentümerin fehlten neue Nutzungskonzepte für die Gebäude, die in ihrer historisch überlieferten Grundstruktur für heutige Wohnbedürfnisse kaum geeignet sind.
Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt Bautzen reifte daher der Entschluss, die Häuser für eine gemeinnützig-kulturelle Nutzung zu entwickeln. Im Herbst 2019 wurde dann der Verein „Schwesternhäuser Kleinwelka e. V.“ gegründet.
Daher entschloss sich Europa Nostra Deutschland, unter Mitwirkung der beiden Partner zur nun erfolgreichen Teilnahme im europaweit ausgeschriebenen Programm „7 most endangered“. „Wir freuen uns über diese Anerkennung und das Vertrauen in unsere Arbeit, denn damit bekennt sich Europa zu seinem vielseitigen Kulturerbe. Die Schwesternhäuser sind etwas ganz Besonderes. Durch ihre weitgehend unverbaute Authentizität zeugen sie von der Baukunst der weltweit tätigen Herrnhuter Brüdergemeine und dem Gedanken, in Gemeinschaft unter einem Dach zu leben, zu arbeiten und geistlich tätig zu sein“, betont Dr. Uwe Koch, Präsident von Europa Nostra Deutschland, den kulturellen Wert des Ensembles.
Unterstützung für diesen Antrag erhielten die drei Akteure durch zahlreiche lokale und internationale Organisationen, wie die Evangelische Brüdergemeine Kleinwelka, die Stadt Bautzen, den Freistaat Sachsen, die TU Dresden, das Zentrum für Baukultur Sachsen, die Bundesstiftung für Baukultur, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowie das Architects’ Council of Europe.
Natürlich sind mit dieser Bestätigung auch entsprechende Erwartungen verknüpft. Lutz-Wolfram Reiter, Vorstandsvorsitzender des Vereins, sehe darin aber eher einen Ansporn für die Arbeit vor Ort. „Gerade haben wir mit vielen Akteuren im Ort und der Umgebung ein Nutzungskonzept erarbeitet, dass uns nun hilft, erste Schritte in der Wiedernutzung von Gebäudeteilen zu wagen. Das wird für uns alle Neuland sein, aber wir sind hoch motiviert.“
Dabei treffe das Projekt auf breite gesellschaftliche Unterstützung auch aus der Bundes-, Landes-, und Kommunalpolitik. Michael Schmorrde von der Evangelischen Brüder-Unität stimmt das Ganze sehr positiv: „Als Eigentümer des Ensembles sind wir sehr froh, dass mit dem sehr engagierten Verein nun neues Leben in die Gebäude einzieht. Ist das Dach dicht, können die darunterliegenden Stockwerke für verschiedenste Nutzungen entwickelt werden.“ Trotzdem sei noch viel zu tun und weitere Finanzmittel im siebenstelligen Bereich seien nötig, um alle Gebäude und das weitläufige Gartengelände endgültig und langfristig vor dem Verfall zu retten. Auf Grundlage des Nutzungskonzepts können nun erste Vorschläge temporär ausprobiert werden. Ziel sei es, weitere Unterstützer für das Ensemble und die Nutzungsideen zu finden, damit die Schwesternhäuser bald als wertvolles Zeugnis des gemeinsamen europäischen Kulturerbes wirken.
Weiterführende Informationen zu den Schwesternhäusern Kleinwelka auf den Interetseiten schwesternhaeuser-kleinwelka-ev.de, facebook.com/ FoerdervereinSchwesternhaeuserKleinwelka und instagram.com/@schwestern250.