Neue Straßenbahn kommt 2024 in Görlitz auf das Gleis
Eine erste Visualisierung als Appetithappen: So oder ganz ähnlich werden die Fahrzeuge – v.l.n.r. Leipzig, Zwickau und Görlitz – aussehen. Foto: Sächsische Plattform
Görlitz / Leipzig / Zwickau. Görlitz, Leipzig und Zwickau beschaffen gemeinsam neue und moderne Straßenbahn-Triebwagen. Nachdem das europaweite Ausschreibungsverfahren erfolgreich abgeschlossen wurde, hat sich LEIWAG (ein Konsortium der HeiterBlick GmbH mit Kiepe Electric GmbH) als Straßenbahnlieferant für das Gemeinschaftsprojekt durchgesetzt. Ein Liefervertrag konnte am 15. Dezember unterzeichnet werden.
Im Sommer 2019 wurde das Projekt mit den Verkehrsbetrieben aus Leipzig, Görlitz und Zwickau unter dem Namen „Sächsische Plattform – Straßenbahn der Zukunft“ gestartet, um Kostensynergien zu nutzen. „Mit Blick auf zukünftige technologische Entwicklungen enthalten die Angebote auch Lösungen und Konzepte für Fahrerassistenzsysteme und alternative Antriebe wie Wasserstoff“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Leipziger Verkehrsbetriebe, der Städtischen Verkehrsbetriebe Zwickau und der Görlitzer Verkehrsbetriebe.
„Dass es uns zusammen mit unseren Partnern in Leipzig und Zwickau gelungen ist, dieses wichtige Projekt zustande zu bringen, ist ein großer überregionaler Erfolg und ein gutes Beispiel für gelungene interkommunale Zusammenarbeit. Damit legen wir den Grundstein für ein Zukunftsprojekt mit Modellcharakter in Sachsen“, so der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu.
Für die Leipziger Verkehrsbetriebe ist dies das größte Straßenbahnprojekt der LVB-Geschichte. Der nun geschlossene Vertrag sieht die Lieferung von 25 45-Meter-Fahrzeugen sowie weitere Optionen mit bis zu 130 Fahrzeugen vor. Die neuen und 2,40 Meter breiten Bahnen sollen ab 2024 in Leipzig unterwegs sein und die alten Fahrzeuge des Typs NGT8, die sich am Ende ihres Lebenszyklus befinden, schrittweise ablösen.
Durch die enge Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben aus Zwickau und Görlitz werde die „Straßenbahn der Zukunft“ jedoch nicht nur in Leipzig, sondern auch in weiten Teilen Sachsens präsent. Die Gemeinschaftsvergabe führe außerdem zu technischen und wirtschaftlichen Synergien, zum Beispiel im Prozess der Fahrzeugzulassung und im Betrieb wie etwa bei Wartung, Instandhaltung oder Ersatzteilbevorratung. Mit einer regionalen Wertschöpfung von fast 40 Prozent in Sachsen und zwei Dritteln in den drei mitteldeutschen Ländern würde zudem der heimische Industriestandort gesichert.
„Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern sind wir in der glücklichen Lage, ein modernes, wirtschaftliches und innovatives Fahrzeug zu beschaffen, welches nicht nur auf dem neuesten technischen Stand ist, sondern auch Platz für zukünftige technische Neuerungen vorsieht“, betont Sven Sellig, der Geschäftsführer der Görlitzer Verkehrsbetriebe GmbH.
Das gemeinsame Beschaffungsprogramm bis voraussichtlich 2030 hat, inklusive aller Optionen sowie der Entwicklungskosten und des Ersatzteilpaketes, einen Gesamtumfang von rund 600 Millionen Euro. Durch die gemeinsame Bestellung der ersten Fahrzeuge der drei Verkehrsunternehmen konnte somit ein Kostenvorteil von insgesamt 27 Millionen Euro generiert werden. Dieser Vorteil sei maßgeblich auf Einmal- und Entwicklungskosten für eine gemeinsame Fahrzeugplattform zurückzuführen. 2022 wird das sogenannte Pflichtenheft erstellt, sodass die Fertigung 2023 beginnen kann. Die Lieferung und der Probebetrieb sollen dann 2024 erfolgen. Andreas Kolley, Bereichsleiter Marketing und Kundendienst bei den Görlitzer Verkehrsbetrieben, bestätigte gegenüber dem Niederschlesischen Kurier, dass dieser Testbetrieb auch an der Neiße für 2024 vorgesehen ist und wohl zum Jahresende einsetzen wird.