Neue und alte Zeit kommen am Bahnhof Taubenheim zusammen
Steffen Knötig und Peter Domschke konnten stolz die fünfzigste Sonnenuhr am Taubenheimer Cafe Tippel einweihen. Foto: B.Vogt
Der Ort Taubenheim wirbt seit Jahren mit dem Titel „Sonnenuhrendorf“. Seit dem ersten Septemberwochenende ziert nun die inzwischen 50. Sonnenuhr das Grenzdorf im Oberland. Und erzählt wie so viele im Ort ein kleines Stück Geschichte.
Die Sonnenuhr, die wohl am genauesten geht, steht übrigens vor dem Gemeindeamt und ist aus Granit. Foto: B.Vogt
Taubenheim. Einige wenige kennen vielleicht noch das Lied „Dr Klimperch kimmt“. Außerhalb von Taubenheim wird die Zahl derer, die jetzt zustimmend nicken, wohl relativ gering sein. Denn nicht nur das Lied ist etwas in Vergessenheit geraten, auch der besungene Gegenstand existiert nicht mehr. Handelt der Text doch von der ehemaligen Kleinspurbahn zwischen Taubenheim und Dürrhennersdorf. Ja, die gab es mal. Und war offensichtlich nicht nur bei der einheimischen Bevölkerung beliebt, die ihr ein eigenes Lied dichtete sondern auch bei den großen Brüdern, die sie 1945 als Reparationsleistung mit in die Sowjetunion nahmen.
Doch wie kommt die Kleinspurbahn jetzt mit der Sonnenuhr zusammen. Dazu wirft man am besten einen kleinen Blick in die Geschichte der Sonnenuhren von Taubenheim. Die Geschichte des Sonnenuhrendorfes beginnt natürlich erstmal mit der Gründung im Jahre 1345. In dieser Zeit waren Sonnenuhren die üblichen Mittel, die Zeit zu messen.
Die älteste heute noch vorhandene Sonnenuhr in Taubenheim stammt allerdings „erst“ aus dem Jahre 1795. Diese befand sich an der alten Goldschmiede und ist heute in der Sonnenuhrenstube zu betrachten. Die älteste noch sichtbare Uhr ist derweil von 1798. Die drittälteste gerade mal von 1930. Als 1976 ein Film über die Spree gedreht wurde und darin auch Taubenheim eine Rolle spielte, gab es lediglich drei Sonnenuhren im Dorf. Diese mussten damals erstmal restauriert werden, was durch den Grafiker Martin Hölzel geschah, der im Anschluss noch weitere Uhren schuf und somit den Grundstein für diese Taubenheimer Besonderheit legte.
Die nördlichste Taubenheimer Sonnenuhr befindet sich heute übrigens in Schweden, die südlichste in der französischen Partnergemeinde Montevrain. Nachdem Hölzel 1994 gestorben war, übernahm Peter Domschke sein Amt als Wächter über die Sonnenuhren. Und als Sonneuhrenvater. Denn nicht nur die Erhaltung bildet seine Tätigkeit, auch das Erschaffen, nicht zuletzt der 50. Sonnenuhr. Angefangen hat dieser auch noch mit Pinsel und Farbe, inzwischen werden die neuen Uhren oft gedruckt.
Gemeinsam haben die Sonnenuhren, egal ob gemalt, geschnitzt, geschmiedet oder gedruckt, dass sie immer einen inhaltlichen Bezug zu ihrem Standort und deren Besitzer aufweisen.
Und da der Standort der 50. Sonnenuhr das Cafe Tippel am Bahnhof ist, lag das Thema mit der Kleinbahn nahe. Und so erinnert heute neben dem Eingang die fünfzigste Sonnenuhr Taubenheims an die Kleinspurbahn mit ihrem Lied. Dies ist ein schöner Beleg, dass die Taubenheimer ziemlich gut darin sind, ihre Geschichte mit neuem Leben zu füllen. Gegenüber vom Cafe Tippel gibt es übrigens noch ein weiteres Beispiel für diese geschichtsbewusste Haltung im Dorf. Aber das ist eine andere Geschichte.