Neuer Regisseur für Bautzens Kneipenfest
Melanie Jursch legt die Geschicke in die Hände von Dietmar Stange: Der von ihm angeführte Tourismusverein wird in diesem Jahr erstmals das Kneipenfestival organisieren. Foto: RK
Fast wäre es vollkommen unbemerkt geblieben: Den Altstadttresenverein wird es schon bald nicht mehr geben. Der Ausrichter von mehreren Traditionsveranstaltungen, zu denen das Kneipenfest am ersten Maiwochenende zählt, hat seine Auflösung in die Wege geleitet – und das aus mehreren Gründen.
Bautzen. Die gute Nachricht vorweg: Trotz der in Gang befindlichen Abwicklung des 20-köpfigen Vereins dürfen die Spreestädter mitsamt ihren Gästen auch in diesem Jahr in den Kneipen und Restaurants der Altstadt ausgiebig feiern. Die Wirte haben ihre Bands, Livekünstler und DJs unter Vertrag genommen, die Flyer für die Fete am Samstag, dem 5. Mai 2018, befinden sich seit Kurzem im Umlauf. 20.00 Uhr beginnt die Sause in den 15 teilnehmenden Lokalen. Durchaus könnte die Zahl noch steigen, denn einige so genannte Trittbrettfahrer kündigten bereits im Netz an, ebenfalls für gute Unterhaltung in ihren Räumlichkeiten sorgen zu wollen. Und das alles unter dem Motto „Auf zur Bautzener Kneipennacht!“. Diese findet 2018 zum 14. Mal statt. Der Eintritt ist wie gewohnt frei. Erneut werden Hunderte Partyhungrige am Spreeufer erwartet. Bis in die Morgenstunden hinein können sie der Musik in den einzelnen Lokalen lauschen. Um dem Müll Einhalt zu gebieten, soll es wie schon im Vorjahr Pfandmarken geben.
„Als Wirtegemeinschaft sind wir vor 13 Jahren gestartet“, erinnert sich der bisherige Vorsitzende des Altstadttresenvereins André Herold. „Zu den besten Zeiten verfügten wir in unseren Reihen über 25 Mitglieder. Aufgrund des einsetzenden Gaststättensterbens in Bautzen wurden es nach und nach weniger, was sich auch auf die durch Mitgliedsbeiträge erzielten Einnahmen auswirkte. Unabhängig davon wurde es immer schwieriger, gute Sponsoren zu finden.“ Vor diesem Hintergrund sei der Gedanke aufgekommen, sich dem Tourismusverein anzuschließen. Bereits vor anderthalb Jahren habe es dazu erste Gespräche gegeben, so André Herold. „Hätten wir diesen Schritt nicht unternommen und wäre uns der Tourismusverein nicht entgegengekommen, würde es keine Fortsetzung des Kneipenfestes geben“, versichert er. „Auch von den Senfwochen und die Erntedank-Kneipennacht hätte sich Bautzen verabschieden müssen.“
„Auf keinen Fall dürfen diese traditionellen Veranstaltungen sterben“, betont indes deren neuer Regisseur Dietmar Stange nach einer Beratung mit seinem Vereinsvorstand. Dieser ist zu der Ansicht gelangt, dass es „ein gewaltiger Rückschlag für die Bautzener Szene wäre“, wenn die beiden Kneipenfeste sowie die Senfwochen nicht mehr stattfinden würden. Die Organisation des musikalischen Höhepunktes am ersten Maiwochenende werde der Tourismusverein zunächst aus eigener Tasche bestreiten. Allerdings hoffen die Ausrichter künftig auf eine weitere Unterstützung durch die Stadt. „Dazu sind wir mit dem Rathaus im Gespräch“, meint der 67-Jährige. Er zeigt sich dankbar dafür, dass sich die Kommune bereits an den Osterfeierlichkeiten mit einer nicht näher genannten Summe beteiligte. Doch auch ein Entgegenkommen der Verwaltung bei Genehmigungen und Gebühren kann er sich gut vorstellen. Das gelte insbesondere für die „neue Marke“, die der Tourismusverein an der Spree etablieren möchte. Nach dem Wegfall des Wasserkunstfestes soll an dessen Stelle ein Altstadtfestival rücken – eine Symbiose aus Wasser, Licht, Kunst und einheimischer Gastronomie, die sowohl die Wünsche der Einheimischen als auch die der Touristen berücksichtige und obendrein einen Anlass für anschließende Ausflüge ins Bautzener Umland biete.
Der bisherige Ausrichter Tilo Rosjat bestätigt, dass er 2018 auf eine Neuauflage seines Wasserkunstfestes verzichtet. Er begründet dies damit, dass man sich nicht gegenseitig die Sponsoren abjagen wolle. „Dafür organisiert der Tourismusverein ein Stadtfest eine Woche später als das übliche Wasserkunstfest, welches stets auf das letzte Augustwochenende fiel.“
Indes mahnt Dietmar Stange: „Es wäre unklug, lediglich auf Steuereinnahmen aus der Wirtschaft zu setzen. Wenn wir es schaffen, den Tourismus weiter anzukurbeln, profitieren nicht nur unsere Einzelhändler und Wirte davon. Vielmehr wird Bautzen wieder zu der lebendigen Stadt, wie wir sie aus früheren Zeiten kennen.“ Melanie Jursch, die bis dato das Kneipenfest mit managte und auch fortan zusammen mit ihren bisherigen Mitstreitern den Tourismusverein unter die Arme greifen möchte, fügt hinzu: „Dafür ist Bautzen viel zu schön, um das alles sterben zu lassen. Durch die von Lokal zu Lokal bummelnden Menschen wird die Stadt belebt.“ Die Bardame findet, dieses Erscheinungsbild müsste es wieder viel öfter geben. Anderenfalls komme unweigerlich das Gefühl auf, dass Bautzen tatsächlich so langsam einschläft. Dies könne jedoch niemand ernsthaft wollen. Da-rin sind sie und ihre neuen Weggefährten sich einig.