Nicht Schwarzärgern über Schwarzfahrer
„Weißfahrer“ sind ok, Schwarzfahrer zahlen in Görlitz 60 Euro. Foto: Matthias Wehnert
Region. Große Nahverkehrsbetriebe in Berlin, München, Hannover, Hamburg, Duisburg etc. hatten zuletzt für Aufsehen gesorgt, da sie das Wort „Schwarzfahren“ aufgrund einer vermeintlich rassistischen Konnotation aus ihrem offiziellen Vokabular gestrichen hatten. Der Begriff soll also künftig weder in den Beförderungsbedingungen, noch in Verlautbarungen vorkommen.
Was die Großen in den Metropolen tun, führt gleichwohl oft zu Nachahmungen in der Provinz. Insofern hat der Niederschlesische Kurier einmal nachgefragt, wie es die regionalen Nahverkehrsanbieter der Niederschlesischen Oberlausitz mit dem Begriff „Schwarzfahren“ halten.
Andrea Radtke, Geschäftsführerin der Regionalbus Oberlausitz GmbH, betont: „Unabhängig davon, was man von diesen Aktionen, welches Wort in die deutsche Sprache gehört oder nicht und ob man bestimmte Worte weiter benutzt oder nicht, hält, möchte ich Ihnen folgendes mitteilen: Das Wort ’Schwarzfahren’ gibt es weder in den Beförderungsbedingungen, noch auf sonstigen Dokumenten der RBO. Da steht schon immer ’für Fahren ohne gültigen Fahrausweis wird ein erhöhtes Beförderungsentgelt erhoben.’“
Auch die Görlitzer Verkehrsbetriebe argumentieren in ähnlicher Weise. Andreas Kolley, der Bereichsleiter für Marketing und Kundendienst, erklärt: Was die Beförderungsbedingungen betrifft, wenden wir die einheitlichen Beförderungsbedingungen und Tarifbestimmungen des ZVON an, hier ist mir nicht bekannt, dass das Wort „Schwarzfahren“ genutzt wird (vgl. § 9). Auch in unserer Kommunikation wurde bereits in der Vergangenheit auf das Wort ’Schwarzfahren’ verzichtet, wir verhängen ein ’erhöhtes Beförderungsentgelt für Fahrten ohne gültigen Fahrausweis’“.
Der Antwort ist ferner zu entnehmen, dass sich Kunden über die Kommunikation der GVB bislang nicht ’schwarzärgerten’, denn: „Sofern in älteren Druckunterlagen / Kommunikation/ o.ä. das Wort ’Schwarzfahren’ auftauchen sollte, sind wir gern bereit, in zukünftigen Veröffentlichungen darauf zu verzichten, sofern sich Fahrgäste dadurch diskriminiert fühlen.“
Der Begriff des Schwarzfahrens hat seine Wortherkunft vermutlich im „Schwärzen“, mit dem zunächst der Schmuggel, später alle mögliche Arten von illegalen Aktivitäten bezeichnet wurden (heute zum Beispiel die Schwarzarbeit), während die Assoziation mit Schwarzen eher theoretischer Natur ist. Insofern ist eine gesellschaftliche ’Schwarzmalerei’ vielleicht gar nicht nötig. Die gesellschaftliche Verfassung lässt vermutlich jedoch noch viel Raum auch für zukünftige redaktionelle Anfragen. Vielleicht an den Regiebetrieb Abfallwirtschaft in Niesky, ob die Schwarze Tonne noch eine Zukunft hat, an die ISG Hagenwerder, den ASV Vorwärts Rothenburg, das Jugendzentrum H.O.L.Z. in Niesky oder den NSV Gelb-Weiß Görlitz, ob man denn künftig beim Billard noch mit der weißen Kugel die schwarze touchieren darf oder die Fahrschulen der Region, ob im Straßenverkehr weiterhin die Vorfahrtsregel rechts vor links gelehrt wird.