Oberlausitzer Straßenbahnen auf Testfahrt in Dresden
Semperoper und Straßenbahn gehören beide zur Identität Dresdens. Hier eine der Neuen auf Testfahrt am Theaterplatz. Foto: DVB AG/Florian Graier
Mittlerweile ist die dritte neue Stadtbahn in Dresden eingetroffen. Hergestellt wird die neue, später einmal 30 Fahrzeuge umfassende Serie in den Alstom-Standorten Görlitz und Bautzen.
Bautzen / Görlitz / Dresden. Drei neue Straßenbahnen und schon gibt es den ersten Film! Als eine Art Begrüßung oder Existenznachweis ist seit Ende Mai ein Video verfügbar: Die Dresdner Firma Stilsequenz bzw. die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) präsentieren die neue Bahn mit Bildern, Gesprächen, Erläuterungen und Filmausschnitten, die den langen Weg von der Entwicklungsidee bis zu den ersten Testfahrten nachvollziehbar machen.
Holzmodell im Museum
Man erfährt von Fußbodenplatten aus dem Flugzeugbau, den größten bisher eingebauten Panoramafenstern, aber auch der Ausstellung des originalgroßen Holzmodells im Verkehrsmuseum Dresden. Arbeitsabläufe werden gezeigt und erläutert, ebenso der Transport und die Ankunft in Dresden. An der Entwicklung des Designs war ein Berliner Büro beteiligt.
Erfahrungen mit „Flexity Classic“ schon seit 1999
Die Wagenkästen werden in Görlitz gefertigt und dann in Bautzen komplettiert. Die neue Bauart befindet sich noch im Zulassungsprozess, der sehr umfangreich ist und alle Fahrzeugdetails, aber auch mögliche Gefahrensituationen berücksichtigt. Neben den allgemeinen Funktionskriterien spielen dabei auch die speziellen Anforderungen der Dresdner Verkehrsbetriebe eine Rolle. Im vorliegenden Fall sind das beispielsweise starke Steigungen und Gefälle im Streckennetz. Das neue Modell mit der Bezeichnung NGT DX DD basiert auf den Ausschreibungskriterien aus Dresden, nutzt aber auch die Entwicklungsgrundsätze der Serie „Flexity Classic“, die in Bautzen schon seit 1999 hergestellt wird.
Neu ist dieses Mal die größere Breite von 2,65 m, die aber erst kurz über den Drehgestellen durch eine Auswölbung im Wagenkasten erreicht wird. Bisher waren die Bahnen maximal 2,30 m breit. Im Innenraum entsteht dadurch mehr Platz – so ist eine Sitzanordnung 2+2 möglich. Die „Flexity Classic“ von DWA / Bombardier / Alstom sind so etwas wie eine große Straßenbahnfamilie. Deren einzelne Vertreter sind unterschiedlich lang und breit, aber immer (mehrgliedrig) klassische Drehgestellwagen. Das sorgt für einen guten Fahrkomfort, der viel höher ist, als bei Bahnen mit starren Achsen. Details im Fahrzeugaufbau und Design können variieren. Neben Deutschland verkehren sie auch in Australien, Polen und Schweden.
Liniendienst ab Juli 2022
Der erste Einsatz im Liniendienst ist für den Juli 2022 vorgesehen. Dafür ausgewählt wurde die Linie 2 zwischen Klein-zschachwitz und Gorbitz, die schon komplett für die breiteren Bahnen ausgebaut ist. Von den 30 Fahrzeugen werden neun Zweirichtungswagen sein. Jede Bahn ist 43 Meter lang und kann 290 Fahrgäste befördern. Wie viele Kilometer an Schweißnähten sie zusammenhalten und Tausende Einzelteile für die einwandfreie Funktion sorgen, das erfährt man auch in dem erwähnten Video.