Offenes Tor und vergitterte Fenster in Bautzen
Die denkmalgeschützte und Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Anstaltskirche der ehemals königlich sächsischen Strafanstalt wartet am Sonntag auf Ihren Besuch. Foto: JVA Bautzen
Bautzen. Am Sonntag, 10. September, findet in Bautzen und Umgebung zum 30. Mal der „Tag des offenen Denkmals“ statt (der Oberlausitzer Kurier berichtete). Von Anfang an mit dabei und ein wahrer Publikumsmagnet, ist die JVA Bautzen mit ihrer Gefängniskirche und dem Gefängnisensemble aus dem Jahre 1901.
Viele Mythen, Ereignisse und Lebensgeschichten verbergen sich hinter den hohen gelb verklinkerten Mauern in der Breitscheidstraße 4. Das als das „Gelbe Elend“ berüchtigte Gefängnis war und ist weit über die Grenzen Bautzens bekannt.
Für alle Interessierten öffnet die Gefängnisleitung am Sonntag von 10.00 bis ca. 16.30 Uhr die Pforten (letzter Einlass ist um 15.00 Uhr). Der Anstaltsleiter Oliver Schmidt berichtet, wie sehr er und seine Mitarbeiter sich auf die Möglichkeit freuen, ihre überaus geschmackvoll und funktionell renovierte Justizvollzugsanstalt (JVA) präsentieren zu können. Der äußere Innenbereich ist parkähnlich mit diversen Baumalleen aus Kastanien und anderen schönen Bäumen und einem gepflegten Rasen angelegt. Die Außenfassade der Kirche und des Gebäudes aus Backstein strahlt bei sonnigem Wetter in einem warmen Gelb. Man kann für einen kurzen Moment vergessen, dass man sich in einem Gefängnis befindet, bis man wieder die vergitterten Fenster wahrnimmt, hinter denen Straftäter ihre mehrjährigen Haftstrafen verbüßen.
Oliver Schmidt liegt aber vor allem die Transparenz am Herzen. Er hofft durch die Teilnahme seiner JVA an diesem Tag, Interessierten die Chance geben zu können, einmal genauer hinter die Kulissen einer Justizvollzugsanstalt zu schauen. Selbstverständlich darf man dabei einen solchen Rundgang nicht als Zoobesuch missverstehen, wo Insassen vorgeführt und bestaunt werden können. Vielmehr geht es darum, Menschen aufzuzeigen, was tatsächlich hinter diesen Mauern mit den Häftlingen passiert, was durch sie gestaltet und bewegt wird.
Vor allem Danilo Sende, Ausbildungsleiter der JVA, schwärmt von den Möglichkeiten, die die Insassen in der JVA haben. Von einem Hauptschulabschluss bis hin zu einer anschließenden Lehre, zum Beispiel als Tischler, können sich die Gefangenen beruflich weiterbilden. Überwiegend hätten diese Absolventen einen guten bis hervorragenden Abschluss, da ihnen die Ablenkung fehle und sie sich komplett auf ihre Arbeit und das Lernen konzentrieren könnten. So wirken zum Beispiel einige Insassen beim alljährlichen Aufbau der Kulisse des Sommertheaters mit.
Danilo Sende berichtet ebenfalls, dass zurzeit händeringend Mitarbeiter in der Justizvollzugsanstalt gesucht werden. Auch Quereinsteiger könnten sich bewerben. Unter www.job-mit-j.de sind alle Informationen kurz und übersichtlich erläutert. Zudem können Interessierte den Tag des offenen Denkmals nutzen, um Fragen rund um eine Beschäftigung in der Justizvollzugsanstalt zu stellen.
Um diesen Tag zu ermöglichen, werden bis zu 20 Mitarbeiter allein für die Gästebetreuung abgestellt. Es wird im Eingangsbereich eine Verpflegungsstation mit Snacks und Getränken geben, um die Wartezeit für alle Besucherinnen und Besucher zu überbrücken. Zudem kann man an einem weiteren Stand von Gefängnisinsassen kunstvoll hergestellte Waren erstehen.
Für den Einlass wird ein gültiger Lichtbildausweis benötigt. Lassen Sie unnötige Gegenstände daheim. Mobilfunkgeräte, Autoschlüssel und spitze Gegenstände dürfen nicht mit auf das Gelände und werden beim Pförtner verwahrt.
Am Tag des offenen Denkmals können Sie hoch hinaus und beispielsweise den Nicolaiturm, den Matthiasturm oder den Lauenturm besichtigen. Auch wenn Bautzen die Stadt der Türme ist, bietet das Programm noch weitere spannende Stationen. Sie haben die Möglichkeit, den Stucksaal in der Ortenburg zu bewundern oder eine Führung mit Wolfgang Medow unter dem Motto „Kunst im öffentlichen Raum“ mitzuerleben. Außerhalb Bautzens warten in Kleinwelka das Schwesterhaus-Ensemble und der Kirchsaal sowie in Schmochtitz das Bildungsgut St. Benno auf ihre Besucher.
Das vollständige Programm finden Sie unter www.bautzen.de.