Olbersdorfer Grundschule macht Hühner glücklich...
Die Kinder der Grundschule „Emil Ufer“ in Olbersdorf lieben ihre Schulhühner seit dem ersten Tag. Foto: privat
Das dürfte wohl ziemlich einmalig in der Region sein: In der Grundschule „Emil Ufer“ in Olbersdorf gibt es mehrere Schulhühner – unter anderem mit so originellen Namen wie Flitzi, Frieda, Muschel und Flöckchen.
Olbersdorf. „Begonnen haben wir einmal mit vier Hühnern, pro Klassenstufe eins. Im vergangenen Jahr konnten wir einen neuen Stall anschaffen und das Gehege vergrößern. Seitdem halten wir acht Schulhühner, also für jede Klasse ein eigenes Huhn“, so Schulleiter Gordon Alisch.
Die Schulhühner sind auf dem Schulhof in einem großzügigen Gehege mit Hühnerhaus untergebracht. Foto: privat
Die Schulhühner sind auf dem Schulhof in einem großzügigen Gehege mit Hühnerhaus untergebracht. Das Gehege ist sicher gegen jegliche Art von Feinden und bietet genug Schatten, sagt er. Die Idee, Tiere in der Schule in den Unterricht zu integrieren, sei nicht neu. „Meist planten wir Exkursionen oder bekamen Besuch von jemandem, der zum Beispiel einen Blindenhund vorstellte.Dabei zeigte sich stets ein besonderes Interesse der Schulkinder“, berichtet er. In Fachzeitschriften sei gelegentlich auch von den positiven Erfahrungen von Schulen mit Schultieren, wie zum Beispiel Schulhunden, Bienen und Fischen, zu lesen. „Wir wollten auch an diesen Erfahrungen teilhaben und haben uns aufgrund der örtlichen Gegebenheiten für Schulhühner entschieden. Der große Schulhof hatte eine verwilderte Ecke, die uns nicht gefiel...“, sagt er. Und er fährt fort: „Hühner sind auch relativ einfach zu halten, es reagiert kaum ein Mensch allergisch auf sie. Und es sollte eine Lösung gefunden werden, die Essensreste vom täglichen Brotzeitbüffet nicht wegwerfen zu müssen – eine Kollegin kennt sich mit der Hühnerhaltung aus und entwickelte das Konzept mit.“ Im Lehrplan der Grundschule würden sich viele Anknüpfungspunkte finden, um nur einige zu nennen: Beobachtung von Haustieren und Haltungsbedingungen von Haustieren (Sachunterricht), Steckbriefe erstellen (Deutsch), Futtermittelmengen berechnen, Einnahmen und Ausgaben für den Eierverkauf (Mathematik), Übernahme von Verantwortung (Ethik/Religion), fächerverbindendes, fächerübergreifendes Lernen, nachhaltig wirtschaften, Verwertung von Lebensmittelresten (auch aus dem täglichen kostenlosen Brotzeit-frühstücksangebot in der Schule), Verkauf der Schulhofeier, Pflege der Hühner als GTA-Kurs sowie tägliche Hühnerdienste in Verantwortung der Kinder…
Die Grundschule Olbersdorf hat sich bewusst für unterschiedliche Rassen entschieden, um den Kindern die Artenvielfalt aufzuzeigen. Zwei Königsberger namens Muschel und Heidi haben graue, silberne Federkleider und orange-braune Halsfedern. Ein Marans namens Frieda hat größtenteils schwarze Federn mit vereinzelten braunen Federn. Ein Schwedisches Blumenhuhn namens Flitzi trägt ein einzigartiges Muster aus braunen, roten, schwarzen und weißen Federn. Durch die weißen Federn erinnert es an eine Blumenwiese, was den Namen „Blumenhuhn“ erklärt. Die zwei Sussex Flöckchen und Franzi sind schneeweiß.
Die Blausperberhenne hat ein Gefieder in blau-grau-weiß-gesprenkelter Farbe. Der Braunsperber Kucki ist die einzige komplett braune Henne mit vereinzelten weißen Federn im Bestand. Die automatische Hühnerklappe richtet sich nach der Helligkeit. So kommen die Hühner im Sommer gegen 5.30 Uhr aus dem Stall, im Winter erst gegen 8.00 Uhr.
Und wer kümmert sich in welcher Form und mit welchem Aufwand um diese Schulhühner? Zu Schuljahresbeginn gibt es in jeder einzelnen Klasse eine Wahl. Hier wird pro Klasse ein Kind gewählt, welches regelmäßig den Hühnerdienst übernimmt. Zwei Kinder finden sich in festen jahrgangsgemischten Tandems zusammen – zum Beispiel ein Kind aus Klasse 1 und ein Kind aus Klasse 4 – und übernehmen von da an wöchentlich einmal den Hühnerdienst. Alle zusammen treffen sich am Dienstagmorgen für eine Unterrichtsstunde im Rahmen des Förderbandes, um unter Leitung von Oleksandr Mykhailyk, einem ukrainischen Vater, gemeinsam den Stall und das Gehege zu säubern, frisch einzustreuen und für das Wohl der Hühner zu sorgen.
Die Kinder lieben ihre Schulhühner seit dem ersten Tag. Das Amt des Hühnerbeauftragten der Klasse ist stets sehr begehrt. Im täglichen Schulbetrieb zeigt sich neben den Vorteilen für den praxisbezogenen Unterricht auch der Hühnerstall und das -gehege als ein Ruhepol auf dem Schulgelände.
Der Weg, kurz bei den Hühnern vorbeizuschauen, ist bei den meisten Kindern Teil der täglichen Routine. Es gibt laut Gordon Alisch an der Schule Kinder, denen es manchmal noch schwer fällt, ihre Impulse zu steuern: „ Anstatt aggressiv zu werden oder davonzulaufen, finden sich die Kinder am Hühnergehege ein, beobachten die Hühner und kommen in wenigen Minuten wieder zur Ruhe. Dies war so nicht vorauszusehen, hilft uns aber sehr.“
Die Schulhühner legen jeden Tag fünf bis sechs Eier. „Unsere originalen Schulhofeier können im Foyer erworben werden. Der Erlös geht natürlich an unsere Hühner. Von dem eingenommenen Geld kaufen wir Futter und Utensilien für den Stall“, sagt er. Meistens seien ein bis zwei Schachteln am Tag im Minikühlschrank. „Da muss man natürlich schnell sein, denn unsere Eier sind heiß begehrt“, sagt er schmunzelnd. Ein Ei kostet 30 Cent, ein üblicher Preis für Eier von liebevoll betreuten Hühnern, meint er. Die Hühnereier von glücklichen Hühnern würden hervorragend schmecken – ganz frisch mit einem Hauch von Bio-Freilandhaltung.