Oma Gertrud ist zurück auf den Bildschirmen
Heiko Harig in seiner Paraderolle als Oma Gertrud. Eines ihrer Steckenpferde sind Gesellschaftsspiele. Foto: U. Schwarz
Er unterhält seine Fans und bringt diese zum Lachen auch in schwierigen Zeiten wie diesen – Entertainer und Künstler Heiko Harig aus Crostau. Nach einer Zwangspause kehrt der Lausitzer nun wieder auf die Computerbildschirme zurück. Im Oberlausitzer Kurier spricht er darüber, warum er phasenweise kürzertreten musste, wie sich die Corona-Krise auf ihn auswirkte und welche Erwartungen er an die Zukunft hat.
Sie feiern am Pfingstwochenende Ihren 55. Geburtstag. Was haben Sie sich für diesen besonderen Anlass vorgenommen und wie werden Sie den in Zeiten der Corona-Pandemie feiern?
Heiko Harig: Gesund zu sein. Zunächst einmal habe ich für das Jubiläum 55 Jahre fünf Kilo abgenommen. So passt auch das Lieblings-T-Shirt wieder, das im letzten Jahr durch die „Corona-Plauze“ etwas eng geworden ist. Natürlich will ich fit werden für die Zeit, die vor mir steht. Denn ich hoffe, dass es bald losgehen kann und es richtig losgehen wird. Gefeiert wird natürlich, wie es genehmigt ist.
Wenn Sie auf das vergangene Lebensjahr zurückblicken, das mit der Virus-Krise eng verknüpft war: Welche positiven Dinge fallen Ihnen zunächst kurzerhand ein?
Heiko Harig: Kurzerhand fällt mir dazu ein, dass mehr Zeit da war für Freunde und Familie. Für Gespräche am Telefon, via Internet oder ebenso für, wenn auch manchmal heimlich, für Treffen und Begegnungen. Es sind viele Dinge fertig geworden, die ich ohne die Corona-Pause nie realisiert hätte. Ich habe einerseits Fotos, Musik und Daten sortiert, im Hause renoviert und das Büro ganz fein aufgeräumt. Das ist andererseits fürchterlich, da ich nun nichts mehr wiederfinde.
Woran erinnern Sie sich hingegen weniger gern?
Heiko Harig: An die Angst. An die Angst vor dem, was hier auf der Welt passiert, was auf uns zukommt und wie wir sie jeden Tag vor Augen geführt bekommen. Diese Angst macht die Menschen unsicher, schafft Misstrauen und Vorurteile, die uns allen nicht gut tun. Früher hieß es einmal „Einigkeit macht stark“. Es kommt mir nun manchmal so vor, als wenn das nicht mehr so gewollt wäre.
Als Künstler und Entertainer sind Sie auch vielen Lausitzern aus dem Fernsehen und von größeren Veranstaltungen bekannt. Wie haben Sie die Zeit überbrückt, in der beides nicht so in dem Maße möglich war wie vor Corona?
Heiko Harig: Mit Kontakten. Ich bin mit Freunden, Fans und unseren Reise-Familien in Kontakt geblieben und bleibe es. Der Spuk ist ja leider noch nicht vorbei. Immer wieder haben wir über Termine gesprochen, Termine verlegt, uns Mut zugesprochen, dass es bald weitergehen wird und wir uns gesund wiedersehen. Natürlich habe ich nun die Zeit, auch viel mehr für „elektrische Kontakte“. Ich habe beispielsweise soziale Medien und Video-Plattformen genutzt. Mit meinem Freund Andy Thomas haben wir unter anderem die Freude und Stimmung aus den ausgefallenen – aber verschobenen – Gaudi- und Musikreisen in immerhin sieben jeweils einstündigen Wohnzimmerkonzerten per YouTube nach Hause gebracht. Aus den Fernsehsendungen und Veranstaltungen bin ich als Sänger und Humorist bekannt und genau das mache ich jetzt auch. Meine Comedy-Paraderolle ist „Oma Gertrud“. Ich freue mich, dass gerade aktuell mein Youtube-Kanal Heiko Harig gern geschaut wird. Meine Comedy-Serie „Immer wieder Gertrud – Sonntag’s um elf“ gefällt und wird gerne geklickt. Schaut doch mal rein auch bei Facebook oder Instagram. Ich würde mich über ein Feedback freuen.
Zahlreichen Traditionen wie dem Eierschieben auf dem Bautzener Protschenberg, bei dem Sie Jahr für Jahr den Eierjokel verkörpern, wurden Zwangspausen verordnet. Inwieweit ging das auch an die seelische Substanz?
Heiko Harig: Ja, selbst ich habe mich teilweise von dieser Angst anstecken lassen und wenn dann noch bei Depri-Wetter eine Absage nach der anderen im Büro eintraf, habe auch ich mir Gedanken gemacht. Wie wird es wohl weitergehen? Ich habe mich in dem Fall nach zu mir passenden anderen Beschäftigungen umgeschaut. Zum Glück gab es, wie schon erwähnt, viele Kontakte mit Freunden und Künstlern in Deutschland, Österreich und Italien. Es geht allen so. Nicht nur wir in Deutschland müssen da gemeinsam raus.
Und dann funkte auch noch ein Klinikaufenthalt dazwischen. Was war passiert und geht es Ihnen inzwischen wieder besser?
Heiko Harig: Die Zeit machte es möglich, sich um Haus und Garten zu kümmern. Renovieren und reparieren und auf der Leiter stehen, gehören da zusammen. Leider habe ich mir einen Fehltritt mit Folgen geleistet. Ich habe mir die Wirbelsäule gebrochen. Sie wurde aber im Klinikum Bautzen hervorragend wieder zusammengeschraubt. Vielen Dank dafür. Jetzt geht es wieder aufwärts und ich kann mich, dank der neuen Metall-Öse im Rücken, künftig bei Bühnenprogrammen wie Helene Fischer auf der Bühne einschweben lassen.
Inwiefern vermissen Sie vor all dem Hintergrund ein Stück weit die Normalität, die es vor der Pandemie gab?
Heiko Harig: Die Normalität hat leider sehr gelitten. Die Menschen sind verängstigt, unsicher und eben misstrauisch vor der Zukunft. Viele Gäste haben mir unter Tränen bereits ihre Familienfeste bis zum Jahresende und teilweise auch für nächstes Jahr abgesagt. Weil sie für ihre Feier in normaler Gastronomie keine Hoffnung sehen. Ich und meine Antje, Büromanagerin und Frau, sind dann oft Seelentröster. Wir versuchen gemeinsam, diese Angst wegzulachen. Ich denke aber, dass all die Menschen, egal wie sie jetzt denken, im Grunde mit Optimismus, Gemeinschaft und Freude durchs Leben gehen wollen. Und wenn ein normales Leben wieder möglich sein sollte, was ich mir wünsche und woran ich glaube, dann wird, so denke ich, die Normalität schnell zurückkehren.
Wie werden Sie Ihren Lebensunterhalt und den Alltag bestreiten, bis dass es wieder normaler zugeht in Deutschland?
Heiko Harig: Ich habe ein Herz für meine Heimat die Oberlausitz. Neben meiner Tätigkeit als Entertainer bin ich schon viele Jahre freiberuflich für die Stadt Wilthen sowie die touristische Gebietsgemeinschaft Oberlausitzer Bergland e.V. tätig. Das Beinhaltet viele ehrenamtliche Einsätze aber auch bezahlte Stunden. Mit diesen Aufwandsentschädigungen und dem Gehalt meiner lieben Frau kommen wir buchstäblich über den „Oberlausitzer Berg“. Der Terminkalender wäre voll. Doch die Schlagerreise nach Mallorca mit 1.500 Fans und viele andere große Events sind abgesagt worden. Für Entschädigungen und Forderungen falle ich leider seit Januar durchs Raster. Meine Online-Auftritte sind reinweg Spaß an der Freude, Berufung und Kontaktpflege – also absolut ohne Kommerz. Ich hoffe, dass es bald weitergeht. Ich stehe quasi in den Startlöchern. Wenn nicht, dann muss ich eben wieder als gelernter Elektriker losziehen. Allerdings, gibt es da wieder Leitern (schmunzelt).
Welchen Rat oder welche Motivation können Sie Ihren Künstlerkollegen in der Region mit auf den Weg geben?
Heiko Harig: Nie den Humor und den Optimismus verlieren. Denkt immer dran: Ihr habt mit eurem Können jahrelang vielen Menschen Freude bereitet. Mein Motto ist, immer flexibel bleiben. Kein Programm ist wie das andere, kein Publikum ist immer gleich. Man muss sich stets etwas einfallen lassen und auf die Situation einstellen. Vielleicht sollte sich der eine oder andere gelegentlich nach einer Alternative umschauen. Aber die eigentliche Berufung bleibt und die Jahre, in denen wir unser Talent wieder einsetzen können und damit Menschen glücklich und fröhlich stimmen können, kommen wieder. Vor allem aber wünsche ich mir, dass die Angst weicht, die Normalität zurückkehrt und das einzig Ansteckende in Zukunft das Lachen ist.