Planungsrecht zwingt Milzenerdorf in die Ehrenrunde
Etwa zeitgleich mit den Milzenern siedelten etwas weiter nördlich die Lusizer, denen sich 2017 eine Ausstellung im Sorbischen Museum Bautzen widmete. Foto: Archiv
Melaune. „Wir mussten das Auslegungsverfahren für unseren Bebauungsplan wiederholen. Das ist jetzt durch und die Gemeinde hat die nötigen Beschlüsse gefasst“, erklärt Roman Scholz auf Anfrage für den Vereinsvorstand. Und weiter: „Die nächste Stufe wird vermutlich bis Ende des Jahres erledigt und wir hoffen, dass wir dann den ersten Bauantrag stellen können.“
Im 11. Jahrhundert, als die ursprünglichen Milzener im Gebiet des heutigen Melaune siedelten, hatten sie sicher andere Sorgen als das deutsche Planungsrecht, denn damals standen Kriege und Raubzüge auf der Tagesordnung. Die Engagierten, welche heute die Erinnerung an das slawische Volk bewahren und weiter tragen wollen, kommen jedoch nicht daran vorbei. Bereits 2018 reichte der Milzener e.V. die Pläne für sein geplantes Freilichtmuseum bei den zuständigen Behörden, in erster Linie der Gemeindeverwaltung Vierkirchen, ein.
Daraus geht hervor, dass sich das Museum an einer „Dorfanlage orientiert, wie sie möglicherweise im 11. Jahrhundert an der Stelle des heutigen Dorfes gestanden hat.“ Damals befand sich in der Nähe des heutigen Melaune die „Merburg“, eine mutmaßlich bedeutende Befestigungsanlage des Stammes der Milzener. Dieser wurde erstmals im 9. Jahrhundert vom „Bayerischen Geographen“ erwähnt, der ihm 30 „Civitates“ (Siedlungen zum Teil mit zentraler Burganlage) zuschrieb. Die Milzener gelten als Vorfahren der heutigen Sorben. Zentrum eines dieser Civitate war die Merburg, die über einen vier Meter breiten Wall verfügte – ein Indiz für die herausgehobene Bedeutung dieser Anlage. Ein weiteres Indiz dafür besteht darin, dass laut den Überlieferungen 1173/74 der böhmische König Vladislav auf der Merburg verstarb.
Die „Merburg“ bildet auch den Aufhänger für die Platzwahl des Milzener e.V. bezüglich seines künftigen Freiluftmuseums. „Die zahlreichen Erkenntnisse, die die Forschung im Laufe der Zeit erbrachte, sollen aufgezeigt und zu einem Bild zusammengefügt werden. Auf dieser Grundlage beruht der Rekonstruktionsvorschlags einer Dorfanlage am Fuße der Merburg in Melaune“, heißt es in der Erläuterung des Bebauungsplans. Doch wie soll dieses Dorf konkret aussehen? „Die Bebauung sieht die Rekonstruktion von historischen Block-, Flechtwand-, und Pfahlhäusern nach archäologischen Befunden vor. Die Hofstellen werden durch ein Wegesystem aus Knüppel- und Bohlenwegen miteinander verbunden, das ebenfalls nach Bodenbefunden rekonstruiert werden kann“, gibt der Bebauungsplan Auskunft. Hinzu kommen Viehgatter und überdachte Werkplätze, an denen unter anderem Hausbau, Schmiedekunst, Färberei, Nutztierhaltung und Gerberei vorgeführt werden sollen. Die Häuser selbst bieten Platz für Handwerke wie Textilverarbeitung, Töpferei, Geweih- und Knochenverarbeitung sowie Lebensmittelverarbeitung.
Bis es soweit ist, bleibt der „Die Milzener“ e.V. jedoch nicht untätig. „Durch Covid 19 konnten wir leider kaum mit Veranstaltungen arbeiten“, so Roman Scholz. „Die Zeit haben wir aber genutzt, um unsere Homepage zu überarbeiten (www.milzener.org) und unser Vereinshaus – das Korbmacherhaus in Melaune – weiter auszubauen. Was in diesem Jahr geht, ist ja leider nicht absehbar.“