Preuskers Todestag jährte sich jetzt zum 150. Mal
Dieses Kunstwerk zeigt Karl Benjamin Preusker im Alter von 27 Jahren. Foto: Stadtmuseum Löbau
Löbau. Reduktion statt Vielfalt, online statt Präsenz, Krise statt Erfolg – diese Schlagwörter beschreiben gegenwärtig viele Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens. So finden auch Konzerte, Festivals, Kino- und Ausstellungsbesuche aktuell nicht oder nur in unkonventioneller Form statt. Unterstützungen für die Branche sind nicht allen Kulturschaffenden oder Einrichtungen ausreichend zugänglich.
Werden kulturelle Angebote nach der Krise merklich ausgedünnt sein? Karl Benjamin Preusker, ein berühmter Löbauer, benennt solch eine Gefahr schon vor 186 Jahren: „Der Nationalwohlstand hängt innigst mit der geistigen und sittlichen Cultur zusammen, und seine Verminderung würde auch auf die letztere wegen Mangel an materiellen Mitteln einen nachtheiligen Einfluss äußern, und zugleich die politische Wichtigkeit des Staates beeinträchtigen.“
Preusker, 1786 in Löbau geboren, lebt mit seiner Familie im Haus Altmarkt 14. In seiner Geburtsstadt erinnern heute eine nach ihm benannte Straße, eine ehemalige Schule und Schätze in Stadtmuseum und -archiv an den anerkannten Archäologen, Pädagogen und Publizisten. Sein Vater erarbeitet sich eine eigene Schnittwarenhandlung. Um ihn zu unterstützen, verlässt Karl das Löbauer Gymnasium vorzeitig und kehrt auch nach einer späteren Buchhändlerlehre ins väterliche Geschäft zurück.
Beim Militär dient er von 1813 bis 1824 als Quartiermeister und kümmert sich um die logistischen Belange seiner Einheit. Im Anschluss daran arbeitet er in Großenhain als königlich-sächsischer Beamter in der Finanzabteilung der Verwaltung. Dort gründet er auch die erste öffentlich zugängliche Bibliothek Deutschlands. Auch in Löbau versucht er schon die Weichen für öffentlich zugängliches Wissen zu stellen. Auf seine Bemühungen hin öffnet die bis dahin verschlossene Ratsbibliothek einmal wöchentlich ihre Türen für interessierte Bürger. Die Einrichtung eines Stadtmuseums regt er ebenfalls an, erlebt die Gründung des Museums 1894 jedoch nicht mehr. Seine Heimatstadt bedenkt er zudem großzügig mit Schenkungen. Wertvolle Bücher, eigene Publikationen und archäologische Funde aus seiner Sammlung sind noch heute in den Städtischen Sammlungen Löbau erhalten. Heute ist er besonders durch seine Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte als Vater der sächsischen Archäologie berühmt. Er stirbt am 15. April 1871 in Großenhain. Sein Todestag jährte sich damit zum 150. Mal.
In der neuen Dauerausstellung zur Stadtgeschichte im Stadtmuseum Löbau spielt Preusker selbstverständlich eine Rolle. Die Exposition wird gegenwärtig umgestaltet und eröffnet in Teilen in diesem Jahr. Auch wenn die aktuelle Situation dieses langfristig geplante Projekt erschwert, steht Karl Benjamin Preuskers anfangs genannte Einschätzung zur Bedeutung der Kultur wie ein Motto über dem Vorhaben.