Problematisches Gedenken am Adlerdenkmal
Am 16. April nahm Bürgermeister Benedikt M. Hummel (rechts) auf polnischer Seite am Gedenken zum 78. Jahrestag der Neißeüberschreitung der 2. Polnischen Armee teil. Foto: Matthias Wehnert
Görlitz. Die Kapitulation der Wehrmacht und damit 78 Jahre Kriegsende jähren sich an diesem Wochenende. Ein Opfergedenken in Görlitz beginnt mit einem Gottesdienst in der Gedenkstätte Stalag VIII A in Köslitz (Kozlice) am 7. Mai, 10.00 Uhr. Durch das Engagement des Ludwigsdorfer Heimatvereins, des Friedhofs Görlitz und des des Ortschaftsrates wurde eine Sanierung der Kriegsgräber auf dem Friedhof Ludwigsdorf abgeschlossen. Hier erfolgt ein Opfergedenken um 12.30 Uhr.
Die polnische Stadtverwaltung hält ihr Gedenken am 8. Mai, 12.00 Uhr, am Adler-Denkmal auf dem Soldatenfriedhof der 2. Armee des Polnischen Heeres.
Ein gemeinsames Gedenken der Europastadt folgt um 15.00 Uhr auf der Altstadtbrücke, eines der Stiftung Erinnerung, Bildung, Kultur mit dem Meetingpoint Memory Messiaen e.V. um 16.00 Uhr in der nationalen Gedenkstätte am Denkmal im Stalag. Die Linke in Görlitz lädt für 16.30 Uhr auf den Ehrenfriedhof für Kriegsopfer in Rauschwalde ein.
Zur Beteiligung aus dem deutschen Rathaus am jährlichen Gedenken am 8. Mai am polnischen Adlerdenkmal in der ulica Bohaterow II Armii Wojska Polskiego sowie dem Gedenken zum 78. Jahrestag der Neißeüberschreitung der 2. Polnischen Armee wollte der Niederschlesische Kurier von der Stadt Görlitz wissen, wie diese die Ehrerbietung im Lichte der historischen Belastung des Generals Walter (Karol Swierczewski) der 2. Polnischen Armee beurteilt. Seine Armee liquidierte unter anderem in Rothenburg Verwundete, zudem wütete General Walter als Bolschewik bereits im Spanischen Bürgerkrieg. Betrachtet die Stadt das Gedenken rein aus der Opfersicht der unter seiner Führung im 2. Weltkrieg gefallenen Soldaten bzw. wie stellt die Stadt Görlitz jährlich sicher, dass das Gedenken jeder Seele gilt und damit auch am Adler-Denkmal polnischen wie deutschen Soldaten gleichermaßen? Nach manchen Ansprachen der Vorjahre, die für Vertreter aus dem Rathaus letztlich immer übersetzt wurden, hat die Redaktion gewisse Zweifel.
Hierzu betont Annegret Oberndorfer vom Büro des Oberbürgermeisters: „Wie Sie der Pressemitteilung entnehmen können, wird allgemein zum Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges am 7. und 8. Mai eingeladen, d.h. weder explizit zu einer der Veranstaltungen noch im Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nationalität oder Armee.“ Während die Stadt damit keinerlei Bewertung der Ansprachen vornimmt, fügt Annegret Oberndorfer an: „Eine Teilnahme an den jeweiligen Gedenkveranstaltungen, und das damit verbundene Gedenken, ist eine persönliche Entscheidung.“
âTill Scholtz-Knobloch