Quäntchen Hoffnung kehrt in die Region zurück
Damit die Innenstädte in der Bautzener Region im Zuge der Virus-Pandemie nicht aussterben, bedienen sich Kommunen mittlerweile verschiedener Optionen. Eine davon sind Gutscheine. Foto: Archiv
Bis hierzulande etwas mehr Normalität einkehrt, könnte es mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz nicht mehr allzu lang dauern. Sie lag am Dienstag wieder unter dem Wert von 200. Dieser befindet sich seitdem weiter im Sinkflug. Ein Terminshoppen scheint somit in Reichweite. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die 150 an fünf aufeinanderfolgenden Tagen unterschritten wird. Bis dahin bleiben viele Läden weiterhin geschlossen. Gastronomen hingegen benötigen einen längeren Atem, bis sie Gäste zumindest im Freien empfangen dürfen.
Region. Um die Folgen der Krise einwenig abzufedern, behelfen sich Kommunen inzwischen mit pfiffigen Ideen. Mit verschiedenen Instrumenten versuchen sie, ihren gebeutelten Gewerbetreibenden unter die Arme zu greifen. In Bautzen soll es, wie der Oberlausitzer Kurier bereits berichtete, voraussichtlich ab Anfang Juni einen sogenannten Stadtgutschein geben. Jeder Coupon der limitierten Auflage hat einen Wert von 50 Euro. Sponsoren und Verbraucher teilen sich dabei die Kosten. An mehr als einhundert Akzeptanzstellen sollen sich die Gutscheine einmal einlösen lassen. Aber auch Gastronomen würden so unterstützt, hieß es vonseiten des Innenstadtvereins, der bei der ganzen Geschichte den Hut aufhat.
Die Stadt Bischofswerda griff ebenfalls zu einem derartigen verkaufsfördernden Instrument – und das schon Monate zuvor. „Wir haben verschiedene Gutscheinaktionen im Sommer und Winter gestartet. Dabei wurden Gutscheine im Wert von rund 9.000 Euro gekauft und verteilt“, weiß Rathaussprecher Sascha Hache. „Darüber hinaus haben wir unseren lokalen Einzelhandel auf Bannern an den Innenstadtzufahrten beworben und versucht, einen verkaufsoffenen Sonntag vor Weihnachten zu retten. Die beiden letzten Aktionen wurden durch den Lockdown ad absurdum geführt. Per Stadtratsbeschluss wurden Händlern, Gewerbetreibenden und Gastronomen für 2020 die Sondernutzungsgebühren unter anderem für Werbe- und Warenaufsteller, Tische, Stühle sowie Blumenkästen erlassen. Die Stadt verzichte damit auf Einnahmen in Höhe von rund 6.400 Euro.“
Doch für die Verwaltung in Schiebock beginnt die Krise des Einzelhandels weit vor Corona. Die Pandemie habe die Entwicklung lediglich verschärft. „Auch deshalb hat die Stadt Bischofswerda bereits vor zwei Jahren das sachsenweit einmalige Förderprogramm Innenstadt aufgelegt. Innerhalb von zwei Jahren wurden knapp 90.000 Euro an städtischen Geldern beispielsweise für die Sanierung von Ladenlokalen oder auch als Unterstützung für Unternehmensnachfolgen oder Neugründungen als Fördermittel ausgereicht.“ Dies seien jedoch alles nur Aktionen, die punktuell helfen können. „Das Große und Ganze wird vor Ort durch das Einkaufsverhalten – sofern möglich – der Bürger entschieden“, betonte Sascha Hache. Schon im Januar ließ er wissen: „Weitere Maßnahmen unterliegen dem Diktat der Haushaltsdisziplin. Die Stadt Bischofswerda erstellt gerade einen Haushaltsplan für 2021/2022. Es zeigt sich bereits jetzt, dass es schwierige Jahre werden. Gleichzeitig befasst sich der Stadtrat aktuell mit dem neuen Einzelhandels- und Zentrenkonzept. Mit der Verabschiedung des aktualisierten Konzeptes wird der stationäre Einzelhandel in Bischofswerda gestärkt und die weitere Entwicklung auf eine rechtssichere Basis gestellt.“
Auch in Kamenz ist ein Gutscheinmodell zur Unterstützung von Gewerbetreibenden ins Leben gerufen worden – auch um die Ausfälle durch das weggebrochene Weihnachtsgeschäft in irgendeiner Form teilweise zu kompensieren. Dafür fließen nach Angaben der Stadtverwaltung 10.000 Euro aus dem kommunalen Etat in die Aktion. „Die Kamenzer Corona-Hilfe-Gutscheine sind auf 1.000 Stück limitiert. Sie haben grundsätzlich einen Wert von je 20 Euro. Die Stadt Kamenz gibt dazu einen temporär bis einschließlich 31. Dezember 2021 gültigen Bonus von 10 Euro, sodass der Wert des Gutscheines dann insgesamt 30 Euro beträgt“, verlautete dazu aus dem Rathaus. Der Coupon dürfe lediglich bei den teilnehmenden Kamenzer Händlern, Gastronomen und Dienstleistern eingelöst werden, die offiziell als Akzeptanzstelle registriert sind. Ein Registrierungsformular sei auf der Internetseite der Stadt zu finden.
Indes kann es für Schiebocks Oberbürgermeister Holm Große unterm Strich nur einen Weg geben: „Wir müssen als Gesellschaft Möglichkeiten finden, mit Viren zu leben. Das bedeutet, dass Risikopersonen insbesondere ältere Menschen zu schützen sind. Andererseits haben wir unter Einhaltung von Grundregeln – dazu zählen Abstand, Hygiene und Kontaktminimierung – unsere Wirtschaft zu ermöglichen. Die dafür notwendige Solidarität ist in breiten Teilen der Gesellschaft vorhanden. Von der überwiegenden Mehrheit unserer Menschen werden die Regeln eingehalten.“ Er bemängelte, dass Vorschläge wie die rechtzeitige Einführung von flächendeckenden Antigentests in den Pflege- und Altenheimen oder die Einführung von gesonderten Einkaufszeiten für Senioren zunächst ungehört verhallten.
Lars Fiehler von der Industrie- und Handelskammer Dresden strahlt indes Optimismus aus: „Mit Blick auf die seit Tagen rückläufige Entwicklung der Infektionszahlen – bei einer in etwa gleich hohen Zahl an Testungen – besteht die berechtigte Hoffnung, dass mehr und mehr Einschränkungen auch für Gewerbetreibende zurückgefahren oder aufgehoben werden können.“ Der Freistaat Sachsen habe seine seit 10. Mai geltende Schutzverordnung entsprechend angepasst.
Davon würde dann auch die Töpferei von Karl Lehmann profitieren. Das Neukircher Traditionsunternehmen musste laut seinem Geschäftsführer ohne staatliche Hilfen durch die vergangenen Monate kommen, in denen keine Töpfermärkte stattfanden und auch die eigenen Geschäfte geschlossen blieben. „Unsere Produktion ist vielschichtig, sodass unser Betrieb die angespannte Lage überstehen wird. Das geht aber nur durch das Instrument der Kurzarbeit, was ein Großteil unserer Beschäftigten in Anspruch nehmen musste und muss. Wir hoffen stark, dass unsere Geschäfte und Märkte ab Juni wieder öffnen dürfen.“ Spätestens dann wollen sicherlich auch all seine Leidensgenossen branchenübergreifend einen Schlussstrich unter Corona setzen.