Ranger mit Fernglas und einem Lächeln
Mit Fernglas statt Flinte sind die Ranger des Biosphären-Reservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft – hier Yannik Otto – unterwegs.
Wartha. Ranger: Bei diesem Wort haben die meisten wohl Typen mit breitkrempigen Hüten und finsterem Blick im Hinterkopf, um die Schulter baumelt lässig eine Schrotflinte. Kein Geringerer als Chuck Norris verkörperte von 1991 bis 2003 Walker, den Texas Ranger. Und dann begegnet man ihm: ein junger Mann mit rotblonden Wuschelhaaren, freundlichem Gesicht und einem Lächeln, das um die Mundwinkel spielt. Gestatten: Yannik Otto, seines Zeichens Ranger im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Um seine Schulter baumelt ein Fernglas.
Wobei „Ranger“ eigentlich nicht die korrekte Berufsbezeichnung ist. „Wir sind Mitarbeiter der Naturwacht im Biosphärenreservat“, stellt Yannik Otto klar. Und die Voraussetzung für diese Tätigkeit bildet ein Abschluss als staatlich geprüfter Natur- und Landschaftspfleger. Das klingt schon weit weniger aufregend. Also nichts mit Freiheit und Abenteuer? Weit gefehlt: „Meine Tätigkeit spielt sich zum allergrößten Teil unter freiem Himmel ab, und das ist es auch, was ich daran so liebe“, bekennt Yannik Otto. Er und seine Kollegen haben auch nichts dagegen, wenn man sie als „Ranger“ bezeichnet. Im Gegenteil: Am heutigen Sonnabend, dem 29. Juli, lädt die Reservatsverwaltung von 10 bis 16 Uhr ganz offiziell zum diesjährigen Rangertag auf das Gelände am „Haus der Tausend Teiche“ in Wartha (Gemeinde Malschwitz) ein. Dort wollen Yannik Otto und seine Kollegen den Besuchern zeigen, was die Tätigkeit eines Rangers im Biosphärenreservat ausmacht. Und Parallelen zur Arbeit der Ranger, die man aus Naturdokumentationen über Südafrika oder die USA kennt, gibt es durchaus. „Auch zu unseren Aufgaben gehört es, die Tier- und Pflanzenwelt vor schädigendem Verhalten zu schützen“, betont Yannik Otto. Allerdings geschieht das nicht mit der Flinte, sondern mit freundlichem, aber bestimmtem Auftreten: „Das Biosphärenreservat unterteilt sich in verschiedene Schutzzonen.
Der größte Teil der Fläche kann betreten und auch bewirtschaftet werden, denn schließlich handelt es sich bei der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft um eine vom Menschen geprägte Kulturlandschaft.“ Die Kernzone jedoch, die etwa drei Prozent der Gesamtfläche ausmacht, ist für unbefugten Zutritt tabu.
Und das macht Yannik Otto denen, die dagegen verstoßen, auch klar: „Meistens handelt es sich um Pilz- und Beerensucher aus den umliegenden Dörfern.“ In den meisten Fällen genügt eine einfache Verwarnung. Anders als ihre Kollegen in der Sächsischen Schweiz verhängen die Reservats-Ranger keine Bußgelder, können aber Fehlverhalten bei der Landesdirektion anzeigen: „Das geschieht jedoch äußerst selten.“
Yannik Otto und seine Kollegen setzen lieber auf das Gespräch, auf die Überzeugung aus eigener Einsicht. Und oft genug werden sie auch von den Bürgern als Ansprechpartner gesucht:
„Wenn sich im Schuppen Hornissen eingenistet haben oder sich ein Waschbär auf dem Friedhof zu schaffen macht“, nennt der junge Ranger zwei Beispiele. Auch die Gemeinden holen sich Rat, wenn es zum Beispiel um die Gewässerpflege geht. Denn im Biosphärenreservat gibt es doch Regularien, die sich von anderen Gebieten unterscheiden und die es zu beachten gilt. Jeder Naturwacht-Mitarbeiter betreut ein festes Gebiet, bei Yannik Otto umfasst es die Gemeinden Königswartha und Lohsa. Fachlich hat er sich auf die Ornithologie spezialisiert: „Schon als kleiner Junge im Erzgebirge bin ich losgezogen und habe Vögel beobachtet.“ Erst zu Fuß, später mit dem Fahrrad und noch später mit dem Auto zog er immer größere Kreise. Folgerichtig erlernte der Naturfreund den Beruf des Forstwirts und bewarb sich bereits ein Jahr später beim Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Das Monitoring – also die Beobachtung – ist eine weitere wichtige Aufgabe und bestimmt oft den Tagesablauf, der sich nach dem der zu beobachtenden Vögel richtet: „Da geht es manchmal sehr früh raus, manchmal erst sehr spät wieder rein.“
Schließlich gehört auch die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu den Aufgaben eines Rangers. Und da schließt sich der Kreis zum Rangertag, an dem jeder Naturwächter Einblicke in sein fachliches Spezialgebiet gibt. Yannik Otto bekennt, dass er hier seinen Traumjob gefunden hat: „Jede Veränderung wäre mit mehr Zeit im Büro verbunden, und das will ich nicht.“ Und so dreht er seine Runden durch die Natur – nicht mit Flinte und finsterem Blick, sondern mit Fernglas und einem freundlichen Lächeln.