Rettungsaktion an der Juri–Gagarin–Schule
Das monumentale Glaskunstwerk des sorbischen Künstlers Jan Buck konnte nun aus der ehemaligen Juri-Gagarin-Schule gerettet und sicher eingelagert werden. Foto: Stadt
Bürgermeister Robert Böhmer (links) und der Leiter des städtischen Hausmeisterpools, Heiko Zähr, wenige Augenblicke vor der Demontage von Jan Bucks Glaskunstwerk. Foto: Stadt
Bautzen. In Bautzen ist ein Glaskunstwerk des sorbischen Künstlers Jan Buck nun erstmal sicher. Jan Buck ist besonders seit der großen Sonderausstellung im Sorbischen Museum anlässlich seines 100. Geburtstags wieder einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Schon im Jahr 2007 gab es in der Bautzener Kunst- und Kulturszene Bestrebungen, das Schaffen von Jan Buck als Maler, Kunsterzieher und Sorben mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Bautzen zu würdigen. Im August 2007, am Vorabend seines 85. Geburtstages, konnte er die höchste Auszeichnung der Stadt feierlich in Empfang nehmen. Er war der erste Sorbe überhaupt in der langen Geschichte der Stadt Bautzen. Zu den bedeutendsten Kunstwerken des Sorbischen Künstlers und Ehrenbürgers der Stadt, gehört ein großes Farbglasfenster in der ehemaligen Juri-Gagarin-Oberschule. Das Gebäude wird seit Jahren nicht mehr genutzt und soll nun aufgrund seines Zustandes rückgebaut werden.
Das Fenster selber kann man wohl als einen Höhepunkt innerhalb der baulichen Werke Jan Bucks bezeichnen. „Es ist das freieste und abstrakteste aller Glasbilder von Jan Buck und von hoher künstlerischer Qualität“, betont Christina Bogusz, die Leiterin des Sorbischen Museums. In den 70er Jahren schuf Buck eine Reihe bedeutender Farbglasfenster zu den Themen „Lausitz“ und „Unsere Heimat“. 1977 wurde er vom Rat des Bezirkes Dresden beauftragt, mit einem großen Glasfenster die neu errichtete 14. Polytechnische Oberschule „Juri Gagarin“ im Stadtteil Gesundbrunnen auszugestalten.
In den nüchternen Betonschulneubauten der DDR boten sich räumliche Möglichkeiten, um größere künstlerische gestaltende Elemente einzusetzen. Der ursprüngliche Arbeitstitel für das Fenster lautete „Das Vordringen im Kosmos schafft neue Funktionen zum Werk des Menschen“ – ein etwas sperriger Titel, der aber von Jan Buck beibehalten wurde.
Sein Werk wurde 1983 in der Juri-Gagarin-Schule eingesetzt und hat mit den Abmessungen von 2 x 7 Metern eine beträchtliche Dimension. Dieses große und farbstarke Fensterbild zeigt eine beschwingte dynamische Konstruktion in Gelb-, Rot- und Blautönen. Es wirkt futuristisch, wie sozialistischer Realismus mit Pop-Art-Potential.
Im Mittelpunkt steht das abstrahierte Sonnensystem. Anders als in vielen seiner Kunstwerke der Malerei dominieren keine Pastelltöne oder Erdfarben, sondern eine dynamische Konstruktion. Das Kunstwerk ist auch Sinnbild dafür, dass Jan Buck der Sorbischen Kunst den Anschluss an die Moderne ermöglichte und den manchmal etwas engen, folkloristischen Radius verlassen hat.
Nachdem die Schule geschlossen worden war und die Pläne für einen eventuellen Jugendclub wegen bau- und haftungsrechtlicher Bedenken zu den Akten gelegt wurden, drohte nicht nur dem Gebäude, sondern auch dem Kunstwerk das Ende. Durch aufmerksame Mitarbeiter der Stadt und des sorbischen Museums ist man dann nochmals genauer auf das bedeutende Kunstwerk und seine notwendige Rettung aufmerksam geworden. Bürgermeister Böhmer hat sich deshalb der Thematik angenommen und die Rettung des Fensters anlässlich des Internationalen wissenschaftlichen Kolloquiums zu Jan Buck am 24. Februar 2023 in Bautzen vor sorbischen Vertretern angesprochen.
Am 31. März, dem Vorabend von Jan Bucks 4. Todestag, baute die Firma Hermann’s Glaserei aus Neukirch/Lausitz das Kunstwerk aus und verpackte es in Kisten, um es zunächst fachgerecht einzulagern. Die Entscheidung über einen künftigen Ausstellungsort in Bautzen kann nun in Ruhe und mit Bedacht getroffen werden. Denkbar sei beispielsweise eine würdige Präsentation im geplanten Sorbischen Wissensforum am Lauenareal.
Auf jeden Fall ist dieses künstlerische Zeugnis von moderner sorbischer Kunst aus dem Sozialismus nun erstmal vor der Zerstörung gerettet und bleibt für die Nachwelt erhalten.