Revanche für die Schmach von 2012
Sorbische Schlachtenbummler beim 4:0-Auftaktsieg der Sorben gegen die Zimbern aus Italien in Globasnitz. Foto: Jörg Stephan
Wie hier in Radibor gibt es in vielen Dörfern der Lausitz Public Viewings. Foto: Katrin Suchec-DŸisawkowa
Die Europeada-Begeisterung in der Lausitz war kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe weiter gewachsen, denn die „Nationalmannschaft“ der Sorben hatte das Viertelfinalspiel am Donnerstag bei dieser Europameisterschaft der nationalen und ethnischen Minderheiten erreicht. Sie wird 2022 von den Kärntner Slowenen in Österreich ausgerichtet. Die Sorben konnten hier nun eine alte Scharte von 2012 auswetzen.
Sittersdorf. Public Viewings fesselten dieser Tage bereits die Fußballbegeisterten in der Lausitz – beispielsweise in Crostwitz oder Radibor. Aber auch daheim können die Fans die Spiele der sorbischen Mannschaft im Livestream unter https://www.mdr. de/serbski-program/rozhlos/ index.html verfolgen.
Am letzten Spieltag der Gruppenphase hatte die Sorbische Mannschaft nochmals all ihre Kräfte bündeln müssen, denn mit den Roma aus Ungarn hatten die Spieler aus der Lausitz den stärksten Gegner der Gruppe D vor sich. „Zugleich knabberten wir ja noch an dem Trauma, 2012 in Panschwitz-Kuckau vor eigenen Publikum durch ein 0:1 gegen die Roma aus Ungarn aus dem Turnier ausgeschieden zu sein“, zeigt der Domowina-Pressesprecher Marcel Brauman gegenüber dem Oberlausitzer Kurier Genugtuung. Die bezieht Brauman auch aus dem Umstand, dass viele Lausitzer ihre Urlaubsplanungen auf das Turnier hin ausgerichtet haben und bei den Spielen der Sorben stets ein stimmgewaltiges Übergewicht der Gäste aus der Lausitz zu vernehmen gewesen sei.
Die Auswahltrainer Frank Rietschel und Sven Ballack legten in den Übungen vor dem Spiel großen Wert auf das taktische Verhalten in der Defensive und in direkten Zweikämpfen, da mit den Roma ein Gegner auf die Sorben wartete, der den Lausitzern aus der Vergangenheit zugleich durch seine körperlich sehr intensive Spielweise im Gedächtnis ist.Duell in Sittersdorf konnten sich die Sorben wieder auf die lautstarke Unterstützung ihrer Fans verlassen. Erneut hatten sich der bereits in Kärnten weilenden Anhängerschaft weitere Schlachtenbummler aus der Lausitz angeschlossen, wodurch auch der Sportpark in Sittersdorf zu Füßen der Karawanken fest in sorbischer Hand war. In dieser Gemeinde mit ihren 27 Ortsteilen und 2.000 Einwohnern, bekennen sich 20% der Bevölkerung als Slowenen.
Die Mannschaft bei ihrer Vorstellung zur Auftaktveranstaltung der Europeada im Stift Eberndorf in Kärnten. Foto: Jörg Stephan
Das Spiel um den Gruppensieg begann zunächst verhalten, bevor Jan Bogusz von der SG Crostwitz eine akkurate Vorarbeit von Lucian Gärtner in der 21. Minute zum 1:0 für die Lausitzer Sorben verwertete. „Die Partie entwickelte sich zunehmend zum erwarteten Kampf mit vielen kleineren, aber auch unnötigen und versteckten Foulspielen seitens der gegnerischen Mannschaft, die in der 40. Spielminute mit einem sehenswerten Fernschuss in den rechten Winkel zum Ausgleich kam. Es war die einzige Chance, die die Sorbische Mannschaft den Gegnern in der ersten Halbzeit gewährte und auch in der zweiten Hälfte konnten die Mannen um Kapitän Denny Krahl ihre Konzentration, Leidenschaft und taktische Disziplin bis zum Abpfiff beibehalten, wodurch sich den Roma über 45 Minuten keine ernstzunehmende Tormöglichkeit mehr eröffnete und der sorbischen Auswahl der verdiente Gruppensieg gesichert werden konnte“, teilt die Domowina in einer Presseerklärung zum 1:1 mit. Sofern sich die Sorbische Mannschaft am Donnerstag nach Redaktionsschluss im Viertelfinale gegen die Kroaten aus Serbien durchgesetzt haben sollte, stünde am Freitag um 17.00 Uhr das Halbfinale in Zell an. Sollte mit dem Finaleinzug der ganz große Coup gelingen, stünde das Team am Samstag, dem 2. Juli, um 16.00 Uhr im Finale im SAK-Sportpark Welzenegg in Klagenfurt, wo um 19.00 Uhr auch die Siegerehrung stattfinden wird. Aus den übrigen Gruppen waren das heimische Team der Kärntner Slowenen, der Abonnements-Sieger aller drei Turniere bislang – die Südtiroler, der FC Oberschlesien der deutschen Volksgruppe in Polen und die Slowenen aus Italien als Sieger hervorgegangen. Dem Gruppensieg der Sorben lag ein 4:0-Sieg über die Zimbern aus Italien, der 11:1-Rekordsieg der Europeada-Geschichte gegen die Pomaken aus Bulgarien und nach der herausgespielten hervorragenden Tordifferenz das entscheidende 1:1 gegen die Roma aus Ungarn zu Grunde.
Da die Roma aus Ungarn mit ihren 7 Vorrundenpunkten jedoch zu den drei bestplatzierten Gruppenzweiten gehören, ist das Thema Roma aus Ungarn für die Sorben damit aber noch nicht endgültig vom Tisch. Fans, die eine sorbische Kommentierung des MDR beim Streaming meiden wollen, werden übrigens auch auf Youtube fündig.