Rothenburg hat jetzt den jüngsten Bürgermeister
Philipp Eichler ist fortan der jüngste Bürgermeister im Freistaat Sachsen. Das Renommee seiner Familie half ihm, in die Spur zu kommen. Foto: Bertram D. Oertel
Dem aufmerksamen Leser des NSK ist sicher aufgefallen, dass beim Rothenburger Sommerfest vom 5. bis 7. August eine politische Staffelübergabe erfolgt. Denn für Freitag, den 5. August ist die Begrüßung des neugewählten Bürgermeisters Philipp Eichler angesetzt, der von Heike Böhm die Amtsgeschäfte übernimmt. Der Bieranstich beim Sommerfest setzt ein Zeichen – ist Eichler von nun an doch der jüngste Bürgermeister im Freistaat.
Rothenburg. In Rothenburg kennt wohl fast jeder den neuen Bürgermeister Philipp Eichler, der gleich im 1. Wahlgang am 12. Juni 68,1 % der gültigen Stimmen erhielt. Damit hat Rothenburg den mit 25 Jahren jüngsten Bürgermeister im Freistaat Sachsen. Aber Philipp Eichler kann mit diesem Prädikat locker umgehen, ist er doch seit 2019 auch der jüngste Fleischermeister Sachsens. Philipp stammt aus der alteingesessenen Fleischerfamilie Eichler, die seit 1777 ununterbrochen im Familienbesitz Wurst- und Fleischwaren für Rothenburg und darüber hinaus produziert.
Für die Ausgabe vom 11. Dezember 2021 des Niederschlesischen Kuriers bestieg Philipp Eichler mit dem Weihnachtsmann die Diesellok des Kleinbahnvereins. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Nach dem Besuch der Grundschule besuchte Philipp das Augustum-Anne-Gymnasium in Görlitz, das er 2016 mit dem Abitur abschloss. Der Berufswunsch Fleischer war vorgeprägt und so ging er nach Mittweida, um bei einem anderen Betrieb das Fleischerhandwerk zu erlernen. Danach besuchte er die Meisterschulen des Fleischerhandwerks in Dresden und Leipzig und legte dort 2019 seine Meisterprüfung ab. Seit dieser Zeit arbeitet Philipp im elterlichen Betrieb unter seinem Bruder Robert.
Philipp beteiligt sich schonlange am gesellschaftlichen Leben in Rothenburg. Seit früher Jugend spielt er Fußball und ist aktives Mitglied im 1. Rothenburger Sportverein. Auch die schönen Künste haben es ihm angetan und so lässt er seine Stimme auch regelmäßig im Rothenburger Männergesangsverein erklingen.
In der Weihnachtszeit hatte der Niederschlesische Kurier bereits über den Hang zur Eisenbahn in der Familie Eichler berichtet. Letztlich hatte Rothenburg ja einst eine Eisenbahnanbindung. Dies beschäftigte Philipp schon immer – in jungen Jahren wurde er aktives Mitglied im Rothenburger Kleinbahnverein.
Philipp ist nicht nur der jüngste Fleischer – er ist dazu noch ein sehr guter, deshalb ist er auch Mitglied der Fleischer-Nationalmannschaft, die bundesweit die besten Repräsentanten ihrer Zunft vereint und sich regelmäßig zu Meisterschaften trifft.
Bereits als Jugendlicher nahm Philipp dann auch regen Anteil an der Kommunalpolitik. Auch dies war ihm wohl in die Wiege gelegt, da etliche Vorfahren der Familie Eichler bereits in der Kommunalpolitik tätig waren und sein Bruder Robert im Stadtrat sitzt. Und so zog auch Philipp 2019 – nun wiederum als Jüngster – auch in den Rothenburger Stadtrat ein und qualifizierte sich kommunalpolitisch für seinen Wunsch, als künftiger Bürgermeister die Geschicke seiner Heimatstadt mitzubestimmen.
Deshalb war es kaum verwunderlich, dass am 12. Juni in Rothenburg überdurchschnittlich viele Wähler – 61 % – zur Wahlurne gingen und Philipp Eichler mit großer Mehrheit zum neuen Bürgermeister wählten.
Als Bürgermeister hat er sich viele Ziele gesetzt. So will er neues Bauland für den Zuzug junger Familien erschließen. „Alle Ortsteile sollen gleich behandelt und gefördert werden“, sagt er. Rothenburg soll wieder ans Schienennetz angeschlossen und der Flugplatz für Privatflieger erhalten bleiben, dabei sollen Aktivitäten zum Recycling ausgemusterter Flugzeuge unterstützt werden.
Aus einer Unternehmerfamilie stammend, gilt ein politisches Bekenntnis auch der Festigung des Mittelstandes. Ein Unternehmerstammtisch soll in kommunale Entscheidungen eingebunden werden. „Die Bedürfnisse der jungen und alten Generation für eine lebenswerte Stadt werden bei den Entscheidungen stärker eingebunden“, lautet sein Bekenntnis, das sich derzeit allerdings im Grunde allen Kommunalspitzen zu Eigen gemacht haben.
Da neue Besen oft gut kehren, sollte auch seinem Bekenntnis Aufmerksamkeit geschenkt werden, Kontakte zum Nachbarland, jedoch auch zum Kreis und zum Land zu intensivieren.