Rothenburg zeigt tiefe Liebe zur Polizeihoschule
Hochschulrektor Dirk Benkendorff (rechts) und Bürgermeister Philipp Eichler stellen mit einem neuen Straßenschild die künftige Adresse der Polizeihochschule Rothenburg vor. Foto: Matthias Wehnert
Am 16. Mai feierte die Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) ihr 30-jähriges Bestehen. Die lockere Atmosphäre belegte in erster Linie, dass die handelnden Akteure mittlerweile mit dem ’abgelegenen’ Standort eine zufriedene Beziehung aufgebaut haben.
Rothenburg. Das Saxophon-Quartett des Polizeiorchesters Sachsen eröffnete zum Jubiläum die lockere Gartenparty mit der Filmmusik von „Alf“. Bekanntlich eroberte der TV-Außerirdische „Alf“ bei seiner Gastfamilie deren Herzen im Sturm. Und so war die Stimmung der 200 Gäste in Rothenburg auch von der Frage des darauffolgenden Stücks beseelt: „How deep is your love?“ (Wie tief ist Ihre Liebe?). Die Hochschue war vor 30 Jahren letztlich aus strukturpolitischen Gründen in Rothenburg gelandet. Einst vom Flugplatz und mithin der NVA dominiert, ist nun ein anderes bewaffnetes Organ Rothenburgs Nummer 1. Und so freuten sich nicht nur Innen-Staatsminister Armin Schuster und Polizeipräsident Jörg Kubiessa darüber, dass Infratest dimap im „Sachsenmonitor“, einer von der Staatsregierung in Auftrag gegebenen Meinungserhebung, beim Vertrauen der Bevölkerung in Institutionen der Polizei die Spitze im Ranking zugewiesen hatte. Dass die Arbeit der Polizei deren Auftraggeber aus der Politik damit abhängt, ist jedoch nicht der einzige Beleg fast tiefer Liebe.
Wo 1994 gerade einmal 100 Menschen ein Aufbauwerk starteten, nahmen viele Lebenswege ihren Lauf. Martina Urban aus der Registratur war schon 1994 dabei und geht im Juni in den Ruhestand. Bis heute pendelt sie täglich aus Bautzen kommend an die Friedensstraße 120 in Rothenburg.
Eine Neuerung wird sein, dass die Arbeit der von Hochschuldirektor Dirk Benkendorff stellvertretend für viele andere mit einem unerwarteten Blumenstrauß Geehrten in Kürze ein anderer übernehmen wird. Eine weitere Neuerung tritt dann fast zeitgleich mit Veröffentlichung des nächsten Amtsblatts der Stadt Rothenburg in Kraft.
Aus der Friedensstraße 120 wird dann die Adresse Hochschulstraße 1. Dabei liegt darin vielleicht noch am ehesten ein Wermutstropfen. Eigentlich war wie für Görlitz oder Zittau ein gelbes Ortsschild, hier mit dem Namen „Hochschulstadt Rothenburg“ avisiert worden.
Doch im Rahmen juristischer Prüfungen habe sich gezeigt, dass Görlitz eben mit dem Sächsischen Hochschulgesetz argumentieren könne, während Meißen mit seiner Verwaltungsfachhochschule und Rothenburg mit der Polizeifachhochschule anders zu betrachten seien, erläutert Bürgermeister Philipp Eichler der Redaktion unter einem schattigen Baum beim Jubiläumsakt. „Wir haben aber eine andere würdige Lösung gesucht und werden ein Schild, eine Steele, hinter dem eigentlichen Ortseingangsschild aufstellen, dass darauf hinweist, dass Rothenburg die Kaderschmiede der Sächsischen Polizei hat“, sagt er.
Am Rednerpult präsentiert Eichler seine Stadt mit Blick auf Straßenbau, Schule und Sporthalle als „Megabaustelle“, die dankbar ist, dass ihr vor 30 Jahren der „hohe Trumpf“ der Hochschule geschenkt worden sei. Und wenn das neben dem Rednerpult lehnende gelbe Ortsschild nun nur ein Geschenk für Direktor Benkendorff als Dank für den Einsatz in Sachen Beschilderung sei, so habe man zusätzlich ja noch einen anderen Bonbon in Sachen Beschilderung zu präsentieren. „Frieden ist richtig und wichtig“, klang aus seinem Munde Ursula von der Leyen an, „aber“ der Campus der Hochschule liege bald in Würdigung des Jubilars FH an der Hoschulstraße 1, die Schwimmhalle an der Hochschulstraße 2 und und die Sporthalle an der Hochschulstraße 3.
Erster Polizeihauptkommissar Thomas Knaup, der durch den Nachmittag moderierte, betonte, „Premiumpartner“ Philipp Eichler habe für den heutigen Grill eben weit mehr als nur die Würste geliefert. Für die Nicht-Rothenburger: Die Fleischerei Eichler ist die quasi älteste existierende Institution der Stadt. Der als „Main Act“ von Knaup angekündigte Innenminister Armin Schuster suchte zunächst die richtige Worte. „Bei den Schildern muss ich aufpassen“, wollte er einen Schildbürgerstreich vermeiden, denn als Innenminister übe er ja tatsächliche eine verleihende Kraft aus.
Landespolizeipräsident Jörg Kubiessa bekräftige ebenso wie Schuster sein Liebe zur Entscheidung Rothenburg und erinnerte, dass die Stadt als Standort „fast nie umstritten“ gewesen sei. „Vor zwei Jahren wurden noch einmal alle Fakten zusammengetragen“ und ein richtiges Ergebnis erzielt. Und so gehe man modern in eine Welt, die – siehe Sachsenmonitor – auch bei der Polizei zunehmend mit Daten wissenschaftlich erschlossen werde. Die Frage, ob die Vertrauensseeligkeit in Algorithmen im Ringen mit übergeordneten auch ethisch-moralischen Grundsätzen zum Fetisch werden könnte, hörte die Redaktion bei Diskussionen im Hochschulgarten dann jedoch nicht. Aber das ist sicher noch etwas für manche Seminare.