Schiebock-Süd: Mit Falten, aber noch gut in Schuss
Zu den Sternstunden in der Geschichte von Bischofswerda-Süd zählte zweifellos die Eröffnung der Kita-Kombination Regenbogen/Sonnenschein. Foto: Archiv
Auch das ist Bischofswerda-Süd: An der Maximilian-Kolbe-Straße beginnt bald der Abriss einer ganzen Häuserzeile.
Das Wohngebiet Bischofswerda-Süd blickt im Oktober 2023 auf sein 50-jähriges Jubiläum zurück. Grund genug und Anlass für eine kurze Bestandsaufnahme.
Bischofswerda. Man schrieb den 8. Oktober 1973, als ein paar in Schlips und Anzug gewandete Herren einige hundert Meter südlich der Bahnlinie Dresden-Zittau zum Spaten griffen und ein wenig Erdreich aushoben. Der Startschuss war gefallen – für den Bau von Bischofswerda-Süd, dem heute bevölkerungsreichsten Wohngebiet der Stadt. Das ist mittlerweile genau 50 Jahre her. 1975 wurden die ersten 50 Wohnungen an der Ernst-Thälmann-Straße – die auch heute noch so heißt – an ihre Mieter (bzw. in diesem Fall Genossenschaftsmitglieder) übergeben. Mehr als 1000 Wohnungen sollten bis 1989, also kurz vor der Wende, entstehen. Mit dem neuen Wohngebiet wurden weitere Einrichtungen, darunter Krippen und Kindergärten, zwei Schulen und eine Kaufhalle, erbaut.
Heute präsentiert sich die Schiebocker Südstadt – wie so viele in dieser Zeit neu entstandene Wohngebiete – in einem vom Wandel der Zeitläufe gezeichneten, aber doch vergleichsweise „ansehnlichen“ Zustand.
Dafür sorgten die umfangreichen Sanierungsbemühungen der hier ansässigen Großvermieter, der Wohnungswirtschaft und Bau GmbH (WuB) und der Bischofswerdaer Wohnungsgenossenschaft, aber auch sonstige private und städtische Investitionen.
Wie aus dem 2012 aufgestellten und zuletzt 2019 fortgeschriebenen Städtebaulichen Entwicklungskonzept „Stadtumbaugebiet Bischofswerda-Südstadt“ (dessen Geltungsbereich allerdings nicht komplett mit dem als „Süd“ bezeichneten Wohngebiet identisch ist“) hervorgeht, lag der Bevölkerungsverlust allein zwischen 2004 und 2017 bei 34 Prozent. Zwölf Prozent aller Wohnungen standen 2013 leer, 2017 waren es 14 Prozent. Der Anteil im Neubaugebiet dürfte deutlich höher liegen. Auf der Maximilian-Kolbe-Straße soll nun bald erneut der Abriss einer kompletten Häuserzeile beginnen.
Zudem wird im Konzept festgestellt, dass „sich eine starke soziale räumliche Trennung zwischen den Stadtteilen südlich der Bahnlinie sowie der Nord- und Altstadt gebildet hat. Diese Trennung behindert einen sozialen Austausch und verschärft eine ungünstige sozialräumliche Wahrnehmung der südlichen Stadtteile.“ Andererseits bestehe hier eine „wohnortnahe gut ausgebaute Versorgungsstruktur“ parallel zu der in der Innenstadt, die aber ebenfalls zur Trennung beitrage. Der städtebauliche Strukturwandel schlage sich in einem hohen Brachflächenanteil nieder. Eine Schule und eine Kita wurden zwischenzeitlich aufgegeben und zurückgebaut.
Nichtsdestotrotz hat es im Neubaugebiet Bischofswerda-Süd in den letzten Jahren auch positive Entwicklungen gegeben. So hat sich in dem 1998 als „Tor zur Oberlausitz“ eröffneten Einkaufszentrum „Schiebock-Passage“ Ende 2022 ein Bistro angesiedelt. Im Dezember 2019 öffnete die hoch moderne Doppel-Kita „Regenbogen“ und „Sonnenschein“, die mit ihrem schneckenförmigen Baukörper auch diesbezüglich ein Ausrufezeichen setzt. Das frühere Jugendhaus „Freizone“ wurde durch seinen Träger, den Regenbogen e.V., und die Stadt umfassend saniert und öffnete im Frühjahr als Offener Treff B 28 wieder seine Türen. Auch der „Salvete-Park“, in dem jährlich die Neugeborenen begrüßt werden, befindet sich in Bischofswerda-Süd. Die WuB GmbH nahm 2013 im Heizhaus Süd ein Blockheizkraftwerk in Betrieb und begann 2021 mit dem Anbau von Fahrstühlen. 2024 soll an der Grundschule Süd eine neue Leichtathletikanlage in Betrieb gehen. Bischofswerda Süd – ein Fünfzigjähriger (bzw. eine Fünfzigjährige) mit Falten und grauen Haaren, der oder die sich aber trotzdem noch ganz gut gehalten hat.