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Schlesien und die Weltliteratur

Schlesien und die Weltliteratur

2015 nahm Olga Tokarczuk im Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz den Brückepreis der Stadt Görlitz entgegen. Nun steht sie auf einer Ebene mit Gerhart Hauptmann. Foto: Matthias Wehnert

Stockholm/Krainsdorf (Krajanów). „Wir freuen uns über den Literatur-Nobelpreis für Olga Tokarczuk!“, teilte das Schlesische Museum zu Görlitz nach der Vergabe vor einem Monat mit. Damit setze sich die lange Reihe schlesischer Nobelpreisträger fort, in der sich so illustre Namen wie Gerhart Hauptmann, Paul Ehrlich und Max Born finden.

Olga Tokarczuk habe in ihren Büchern – wie niemand seit Gerhart Hauptmann – Schlesien zu einer Landschaft der Weltliteratur gemacht. Immer wieder setzt sie sich mit der vielschichtigen Geschichte dieses Landes auseinander. Die niederschlesische Provinz ist Schauplatz ihrer Romane „Taghaus, Nachthaus“ und „Der Gesang der Fledermäuse“ (verfilmt von Agnieszka Holland unter dem Titel „Die Spur“).

Die Vergabe des Literaturnobelpreises an Tokarczuk hat wie in solchen Fällen üblich zu Engpässen bei der Auslieferung ihrer Bücher geführt. Schlesien-heute-Redakteurin Klaudia Kandzia aus Görlitz etwa stellte vor zwei Wochen in zahlreichen Buchhandlungen in Niedersachsen fest, dass dort trotz mehrerer Nachbestellungen wieder einmal Tokarczuks Bücher nicht vorrätig waren.
Carola Preuß von der Comenius-Buchhandlung in der Görlitzer Steinstraße betont, dass das regional interessante Buch „Die Jakobsbücher“ bestellbar und mit leichter Zeitverzögerung lieferbar ist. „Einige Tokarczuk-Kenner haben aber gleich nach Erscheinen bestellt und begeisterte Rückmeldungen gegeben“, so Preuß. Interessanterweise sind viele Böhme-Liebhaber darunter.
Vielleicht auch aufgrund der regionalen Relevanz traf der Tokarczuk-Hype die Region nicht so vehement wie andere Teile der Republik, wenngleich die regionale Verbundenheit Tokar-czuk gerade hier vielleicht zur Pflichtlektüre macht.

In ihren Gestalten und Geschichten sind die deutsche Vergangenheit, die polnische Gegenwart und ostpolnische Traditionen der heutigen Schlesier in Polen auf poetisch-magische Weise miteinander verwoben. Ausgangspunkte für ihre Erkundungen sind ihre zwei Wohnorte in Niederschlesien: Breslau sowie Krainsdorf (Krajanów) bei Neurode (Nowa Ruda) in der Grafschaft Glatz (Hrabstwo Klodzkie), wo sie seit einigen Jahren mit engagierten Menschen aus der Region das selbst initiierte Literaturfestival „Literaturberge“ gestaltet. Während der Österreicher Peter Handke den Nobelpreis 2019 zugesprochen bekam, wurde Tokarczuk nach einem Skandal im vergangenen Jahr der Preis für 2018 erst in diesem Jahr, zusammen mit Hadnke für 2019, zuerkannt.

Till Scholtz-Knobloch / 12.11.2019

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