Schlesisches Museum mit doppeltem Blick über Neiße
In Hirschberg im Riesengebirge (Jelenia Gora), etwa 50 Kilometer nordwestlich von Glatz, sah es dieser Tage so aus. Für Hirschberg sammelt deren Partnerstadt Bautzen. Foto: Studio Geron
Jacob Böhme schreibend in seiner Schusterstube. Kupferstich von Joseph Mulder (1659–1737) nach Jan Luyken (1649–1712), 1686, Görlitzer Sammlungen Foto: Görlitzer Sammlungen, Kai Wenzel
Region. Eine der am schlimmsten vom aktuellen Hochwasser betroffenen Regionen Mitteleuropas ist die Grafschaft Glatz (Hrabstwo Klodzkie) in Niederschlesien. Zwei Staudämme brachen dort am 14./15 September, mehrere Brücken wurden durch die Gewalt des Wassers mitgerissen. Weite Teile des Landes sind überflutet, zahlreiche Menschen mussten ihre Häuser verlassen und sind nun auf schnelle Hilfe angewiesen. Betroffen sind besonders die Stadt Glatz (Klodzko) sowie die Orte Seitenberg (Stronie Slaskie), Ullersdorf (Oldrzychowice Klodzkie), Eisersdorf (Zelazno), Rengersdorf (Krosnowice), Wartha (Bardo) und Bad Lan-deck (Ladek Zdrój). „Als Schlesisches Museum zu Görlitz stehen wir in enger Verbundenheit mit der betroffenen Region und rufen zu dringend benötigten Sachspenden auf“, sagt Museumsdirektorin Agnieszka Gasior und ruft mit einer Spendenaktion auf. Am dringendsten werde benötig: Wasser (ohne Kohlensäure) in Flaschen, haltbare Lebensmittel, die keiner Zubereitung bedürfen (zum Beispiel Konserven), Hygiene- und Reinigungsmittel, Gummihandschuhe, Schaufeln, Eimer, Müllsäcke, Strohhalme, Batterien, Taschenlampen und Powerbanks.
Bis zum 27. September, 14.00 Uhr können solche Dinge während der Öffnungszeiten des Schlesischen Museums in der Görlitzer Brüderstraße 8 abgegeben werden und zwar vor dem 27. September immer Dienstag bis Donnerstag von 10.00 bis 17.00 Uhr und Freitag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr. Die erste Hilfslieferung wird bereits am 20. September nach Glatz gebracht. Dort wird das Integrationszentrum der Gemeinde in der ulica Wyspianskiego 2R die Verteilung in Zusammenarbeit mit der örtlichen Feuerwehr übernehmen.
Sonderausstellung gleich mitbesuchen
Die Spende von Hilfsgütern lässt sich im Schlesische Museum übrigens bestens gleich mit geistiger Erbauung seitens des größten aller Görlitzer kombinieren, der zugleich jenseits der Neiße geboren wurde, denn das Museum beteiligt sich nun auch mit einer Ausstellung an den Jacob-Böhme-Jubiläumsjahren 2024 und 2025. Bis zum 2. Februar 2025 kann man hier seit kurzem die Schau „Lilienzeit – Der mystische Philosoph Jacob Böhme und die Erneuerung der Welt“ sehen.
Jacob Böhme wurde 1575 in Alt Seidenberg (Stary Zawidów) geboren, später lebte und arbeitete er in Görlitz, wo er am 17. November 1624 starb. Er verdiente als Schuhmacher und Händler seinen Lebensunterhalt, doch mit seinen Erkenntnissen über den Menschen, Gott und die Welt zählt er zu den bedeutenden Mystikern und Philosophen weit über den deutschsprachigen Raum hinaus. Die Ausstellung möchte Böhmes fundamentale Ideen und seine Bedeutung in Schlesien darstellen. Darüber hinaus beleuchtet sie die Rezeption der Schriften Böhmes in den Niederlanden und England sowie die verschlungenen Pfade bis an ihre heutigen Aufbewahrungsorte. Die Entstehung der Schau ist den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu verdanken. Sie hatten 2017 eine große Jacob-Böhme-Ausstellung realisiert, die anschließend nach Coventry, Amsterdam und 2022 nach Breslau wanderte. Nun wird diese Ausstellungsserie in Görlitz fortgesetzt und präsentiert die vor Ort bewahrten Schätze: 45 Leihgaben stammen aus der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften, einige Grafiken aus dem Kulturhistorischen Museum der Stadt. Ein besonderer Beitrag ist ein Kunstwerk des 1977 geborenen polnischen Malers Lukasz Huculak, das er eigens für diese Präsentation anfertigte.
Zum Ferienangebot „Lilienzeit für junge Philosophen“ am 16. und 18. Oktober, jeweils 10.00 Uhr (Eingang Brüderstraße 8) kann man seinen Nachwuchs bei Matthias Voigt, E-Mail: museumsbildung@schlesisches-museum.de, Telefon (03581) 8791-128 für 3,50 Euro anmelden. Eine Frage für Schüler ab der 4. Klasse wird dabei lauten: „Wie kam Jacob Böhme vor 400 Jahren darauf, dass Gut und Böse, Licht und Schatten untrennbar miteinander verbunden sind?“.
Spenden, damit auch das Licht offenbar werde
Und so kommen bereits die Jüngsten altersgerecht die Erkenntnis Böhmes mit auf ihren Lebensweg, was sich nach Böhme so zitieren lässt: „Gott wirft keine Seele weg, sie werfe sich denn selber weg: Eine jede ist sich selbst Gericht.“ Doch: „Die Finsternis ist die größte Feindschaft des Lichtes und ist doch die Ursache, dass das Licht offenbar werde.“ Jeder Besucher kann insofern mit einer Spende für die Flutopfer also gleich auch real etwas gegen die Finsternis tun.