„Schon der Grundpreis ist für uns ruinös“
Auch der Geschäftsführer Rico Krause muss natürlich über die Seuchenmatte, wenn er den Betrieb betreten will. Foto: Uwe Menschner
Sie ahnen nichts von der Gefahr: Um ihre Halter zieht sich die wirtschaftliche Schlinge immer enger zu. Das Foto entstand nicht im Kodersdorfer Betrieb. Foto: Archiv
Während die Politik über die Bekämpfung der Schweinepest diskutiert, werden die Sorgen der betroffenen Landwirte immer größer. Rico Krause von der Schweineproduktion Kodersdorf berichtet darüber.
Kodersdorf. Wenn Rico Krause zu seinem Arbeitsplatz will, dann dauert das derzeit länger als gewöhnlich. Jeder Besucher der Schweineproduktion Kodersdorf GmbH muss über die mit Desinfektionsmittel getränkte Seuchenmatte, auch der Geschäftsführer. Fahrzeuge lösen eine Sprühanlage aus, die sie desinfiziert. Doch das ist noch der geringste Mehraufwand, den der Landwirtschaftsbetrieb aufgrund der Afrikanischen Schweinepest zu bewältigen hat: „Jeder Transport muss vom Veterinäramt begutachtet und verplombt werden, wir müssen in jedem unserer drei Betriebe hier am Standort jeden Montag 29 Blutproben nehmen, um nachzuweisen, dass die Herde ASP-frei ist, und die müssen zur Landesuntersuchungsanstalt (LUA) nach Dresden gebracht werden“, nennt Rico Krause nur einige Beispiele.
Aufgrund der extrem regelmäßigen Abläufe ist der Betrieb darauf angewiesen, dass die Proben pünktlich ausgewertet werden, doch das LUA kann dies aufgrund der derzeit besonders hohen Arbeitsbelastung nicht immer gewährleisten: „Dann dürfen die Tiere den Hof nicht verlassen.“ Dabei kommt es auf jede Stunde an.
Vor wenigen Tagen war Rico Krauses Betrieb Gastgeber für das Sächsische Sozialministerium. Dieses zog hier eine Zwischenbilanz zur bisherigen ASP-Bekämpfung. Einhelliger Tenor: Allein können die betroffenen Bundesländer Sachsen und Brandenburg der Seuche nicht Herr werden. Doch der Bund entzieht sich bisher seiner Verantwortung und lässt die Betroffenen im Stich.
Die behelfen sich unter anderem mit neuen, festeren Sperrzäunen und Jagdhunden für die Suche nach Wildschweinkadavern in den Wäldern. Geschäftsführer Rico Krause sieht Versäumnisse bei der Politik: „Man hat in der präventiven Phase verpasst, die Grenze zu Polen frühzeitig besser abzuschirmen, bevor der Eintritt des Erregers passierte.“ Die jetzt verstärkt eingebauten Festzäune (im Gegensatz zu den bisherigen, relativ unstabilen Elektrozäunen) sieht Rico Krause durchaus als wirksamen Schutz.
Er meint jedoch: „Damit können wir die Ausbreitung der ASP maximal verzögern, nicht aber verhindern.“ Für letzteres brauche man ganz andere Sperrelemente, „die aber niemand hier in der Landschaft sehen will.“
Unterdessen muss die Schweine haltende Landwirtschaft nicht nur mit höherem Aufwand, sondern auch mit geringeren Erträgen klar kommen. Auch der Kodersdorfer Geschäftsführer hat die entsprechende Rechnung aufgemacht: „Wir haben für den Transport unserer Masttiere zum Schlachthof erhöhte Transportkosten von 12,13 Euro pro Tier, wir bekommen die vereinbarten Zuschläge zwischen 4 und 6 Euro nicht, im Gegenteil, es gibt Abschläge, weil die Tiere aus dem ASP-Gebiet angeblich schlechter zu vermarkten seien. Das macht einen Nachteil von 22,23 Euro pro Tier, wobei schon der ’normale’ Preis ruinös ist.“ Dies sei wirtschaftlich nicht mehr darstellbar, so Rico Krause. In der Folge denken viele Betriebe darüber nach, die Schweinehaltung aufzugeben. Der Freistaat Sachsen will mit Ausgleichszahlungen gegensteuern. Mit welchem Erfolg, bleibt abzuwarten.