Schüler entdecken die „Coole Knolle“ in Wehrsdorf
Am Dienstag hielt der Kochbus in Wehrsdorf, um den Schülern zu vermitteln, was sie aus ihrer Ernte so alles zubereiten können. Foto: B.Vogt
Ein ganzes Jahr kümmerten sich die Grundschüler von Wehrsdorf um ihren eigenen Kartoffelacker. Jetzt wurden sie dafür mit einer besonderen Aktion belohnt.
Wehrsdorf. Seit 2008, dem „Internationalem Jahr der Kartoffel“ gibt es das vom Deutschen Kartoffelhandelsverband und dem Schul-Umweltzentrum Berlin organisierte Projekt „Kids an die Knolle“. Dieses Projekt will besonders den Jüngsten der Gesellschaft den Wert der Kartoffel als Grundnahrungsmittel vermitteln und die Schüler so für einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln und eine gesunde Ernährung sensibilisieren.
Bei dem Projekt selber ergeht ein Aufruf an Schulen, in ihren Schulgärten Kartoffeln anzubauen. Die Schüler sollen gemeinsam mit den Lehrern eine Saison lang die „Abern“ stecken, häufeln, pflegen und natürlich ernten. Unterstützt werden die Schulen dabei von regionalen Partnern des Verbandes. Diese liefern das Saatgut, helfen bei der Betreuung und liefern auch Informationen zu Pflege, Schädlingen, Sorteneigenschaften und so weiter. Dazu werden Kartoffeltagebücher geführt, die nach der Ernte eingereicht werden. Denn unter den bundesweit mehr als 800 teilnehmenden Schulen werden besondere Aktionen zur Belohnung der Arbeit verlost. In Sachsen ist der Hauptpreis der „Kochbus“. Dieser kommt zu einem Aktionstag in die Schule gefahren und zeigt den Schülern einen Tag lang, was sie aus ihrer Ernte so alles leckeres zubereiten können. Natürlich wird dabei nicht nur gekocht, sondern auch gegessen. Zu den zwanzig Schulen, die dieses Jahr einen Besuch des Kochbusses gewonnen haben, gehört auch die Grundschule Wehrsdorf. Und so kam am 20. September Michael Weise aus Berlin in das Oberlanddorf, um mit den Kindern einen Tag lang zu kochen und zu probieren. Auf dem Speiseplan standen selbst gemachte Pommes, Kartoffeln mit Quark und eine Kartoffelsuppe.
Dabei bietet der Bus natürlich nicht Platz für alle Schüler gleichzeitig. Deshalb gibt es mehrere Einheiten mit 15 Schülern, die gemeinsam ein Gericht zubereiten und verkosten.
Gibt es dabei auch mäklige Kinder? „Nein“ sagt Michael Weise, „wenn die Kinder es selber kochen, essen sie auch Gemüse“ meint der Koch und lacht. Das ist vielleicht ein guter Tipp für so manche Familie.
Jeder Schüler erhält für den Kochkurs eine Kochmütze und eine Schürze, die er auch mit nach Hause nehmen darf. Der Verfasser konnte dabei sein, als die Jungköche eingekleidet werden. Da herrscht natürlich große Aufregung.
Michael Weise, der Profikoch und Fahrer, ist dabei nicht nur im Rahmen des Projektes „Coole Knolle“ unterwegs. Das ganze Jahr fährt er im Auftrag einer Stiftung durch die Republik, um den Nachwachsenden zu erklären, dass es noch Anderes außer Döner und Pizza gibt. „Ich will den jungen Leuten zeigen, wie schnell und einfach gesundes Essen hergestellt wird“ meint der Berliner. Dabei stellt er aber auch fest, dass gerade in den ländlichen Regionen anscheinend schon vieles gut läuft: „Das Vorwissen der Kinder auf dem Land ist sehr gut“ betont er, „in den Städten kommt es dagegen sehr auf den elterlichen Hintergrund an“.
Fest steht auch, dass eine Rückbesinnung auf einfaches, selbstgekochtes Essen nicht nur der Gesundheit dient, sondern auch dem Geldbeutel. Vielleicht besinnen sich gerade jetzt wieder mehr Menschen darauf, dass es nicht immer viel braucht, um ein gutes Essen herzustellen. Und dass die Zutaten nicht von sonst woher kommen müssen, da doch Vieles in der Region gedeiht. Die Wälder und Obstbäume halten dieses Jahr auf jeden Fall ein reichhaltiges Angebot bereit. Und wer dann noch einen Garten hat, kann wie die Wehrsdorfer Grundschüler sogar seine eigenen Kartoffeln essen.