Schwarz-Rot-Gold gehört bei Heino zum guten Ton

Heino bleibt seiner Überzeugung treu, gegen den Trend auch zu den Nationalfarben zu stehen. Im und am Gerhart-Hauptmann-Theater dürfen Besucher Fahnen schwenkend mitmachen. Foto: PR
Sein erstes Nachwendekonzert im Osten gab Heino in Görlitz. Nun kommt er noch einmal mit seinen größten Hits. Und weil er sich und der deutschen Sprache treu bleibe, strebt er nun ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer an. Jeder darf oder soll am 11. Mai um 16.00 Uhr in oder mit den deutschen Farben erscheinen.
Wien/Görlitz. Im Gegensatz zum persönlichen Interview im vergangenen Jahr steht Heino 2025 im Büro seinen Managers Helmut Werner in Wien telefonisch zur Verfügung. Da ein bisschen Schlagfertigkeit mit 86 Jahren schon fehlen darf, vertieft Helmut Werner manche Stichworte spontan im Gespräch. Bei der großen Bedeutung von Görlitz für Heino werden es am Ende über 60 Minuten und ohne dass Heino schon eine Frage vernehmen konnte stellt er sofort klar: „Nach der Wende hatte ich meinen ersten Auftritt in Görlitz – das hieß glaube ich Stadthalle.“ Aber er freut sich, als er hört, der Auftritt im Gerhart-Hauptmann-Theater führe ihn unmittelbar in die Stadtmitte.
Heino, ist es ein Zufall, dass Ihr Konzert in Görlitz genau am Muttertag stattfinden wird?
Heino: Wir machen ja eine ganze Konzertreihe „Heino – Made in Germany“, und der Muttertag ist dabei eben ein Auftritt. Dass das Konzert in Görlitz nun am 11. Mai stattfindet ist gewissermaßen ein Zufall. Aber: Ich bin ja auch ein Sänger der Muttis (Heino lacht).
Werden Sie dann auch etwas über ihre eigene Mutter erzählen?
Heino: Na ja, sie ist ja schon lange tot. Im Grunde genommen hat meine Mutter mich mit meiner Schwester großgezogen. Meine Mutter war Kriegerwitwe, mein Vater war 1941 gefallen. Meine Schwester lebt noch und wird jetzt 92.
Und ’Made in Germany’ heißt das Publikum bekommt jetzt einmal wieder den traditionellen Heino ohne jeden Schnickschnack?
Heino: Ich habe ja die letzten Jahre dadurch, dass ich so viele Hits hatte, diese in ein Medley verpackt. Mich haben aber immer wieder Menschen angeschrieben und angesprochen: ’Warum singst Du die Lieder nicht mal wieder aus?’ Von der Schwarzen Barbara bis zum Enzian, Karamba Karacho etc. singe ich jetzt also mal wieder aus. Und das ganze wird zum Schluss noch ein bisschen spannender, weil ich mir ausgedacht habe die Hymne zu singen – natürlich die 3. Strophe. Ich freu mich auf Görlitz!
Schließt das Görlitzer Prasselkuchen oder Schlesischem Mohnkuchen mit ein? Als gelernter Bäcker schauen Sie doch sicher auf so etwas, oder?
Heino: Ich habe meine Bäcker- und Konditorlehre zu Ende gebracht und hatte ein gutes Zeugnis – aber dann kam ja die Musik. Es war zwar schön – und ich habe das auch meiner Mutter zuliebe gemacht – aber mein liebstes Kind war die Musik. Und zwar Volkslieder. Die zu singen war in der damaligen Zeit etwas verpönt. Dann gab es Dieter-Thomas Heck mit seiner Hitparade und so kam es, dass ich dann auch eigene Lieder komponiert habe. Und diese Hits werde ich jetzt eben mal wieder richtig präsentieren.
Im Hinblick auf die 3. Strophe der Nationalhymne heißt es nun, das sei „ein besonderer und zugleich wichtiger Moment in Zeiten wie diesen.“
Heino: Ich hatte in den 70er-Jahren den Auftrag bekommen die Hyme für Baden-Württemberg zu singen (Anm.: Heino gab damals eine Platte für Schulen in kleiner Ausgabe heraus). Ich habe alle drei Strophen gesungen und man hat mir angekreidet, dass man so etwas nicht darf. Ich singe jetzt nur die 3. Strophe, weil das eben die offiziell gesungene Strophe ist. Ich bin oft belächelt worden, weil ich am deutschen Lied festgehalten habe. Ich weiß nicht, wie lange ich noch auf der Bühne stehe, jetzt ist es aber wichtig für mich die Hymne zu präsentieren, weil ich ja deutscher Volkssänger bin – da ist es ein Muss!
Helmut Werner: Heino ist eine Person der Zeitgeschichte, die sich selbst lange überdauern wird. Wir haben ja noch einen Vertrag bis 104. Und da bestehe ich auch drauf, dass der eingehalten wird. (lacht, im Hintergrund lacht Heino). Kürzlich waren wir in Düsseldorf-Oberbilk beim Schützenfest und Heino ist dort wieder aufgetreten, wo er 70 Jahre zuvor schon gesungen hat!
Heino: Nochmal zur Hymne – die war damals – 1977 – ja nicht verboten. Ich hatte damals mit Bundespräsident Walter Scheel korrespondiert und er schrieb mir: ’Alle drei Strophen sind Bestandteil der Hymne und können gesungen werden. Nur bei öffentlichen Anlässen soll man eben nur die 3. Strophe singen.’
In einem TV-Porträt aus der alten Bundesrepublik hieß es lange vor der Wende: „Heino hat ein überwiegend linkes Publikum, Gewerkschafts- und SPD-Mitglieder“ und Willy Brandt sei überzeugter Heino-Fan. Und Düsseldorf-Oberbilk, wo Sie aufgewachsen sind, war ein kommunistisch geprägter Stadtteil.
Heino: Ich war 6, 7 Jahre alt und bin dort wirklich in einem kommunistischen Umfeld großgeworden – ich habe damals gedacht das ist alles normal. Willy Brandt hat mit mir gebrochen, als ich alle drei Strophen gesungen habe. Brandt hat dann im Erich-Ollenhauer-Haus (Anm.: die damalige SPD-Zentrale in Bonn) gesagt: ’Jetzt ist der Heino für uns gestorben’. Und das weiß ich, weil ich einen ganz engen Mitarbeiter hatte, der an der Seite von Willy Brandt stand.
Helmut Werner: Als wir einen deutschen Liederabend 2021 in Düsseldorf veranstalten wollten, wollte man, dass wir das Wort Deutsch aus dem deutschen Liederabend rausschmeißen. Heinz Erhardt hat einmal gesagt: In der Made in Germany ist der Wurm drin. Das war in den 60ern – und es ist ja leider nicht besser geworden.
Auf unserem Plakat steht übrigens, dass Heino Deutschlands letzter Punk ist. Früher musste er als Sinnbild eines Biedermannes herhalten – und galt schon als junger Mann als alt. Heute setzt er Trends, während die Toten Hosen das Bundesverdienstkreuz an die Brust geheftet bekommen. Heino, der mit 86 seit 21 Jahren in Pension sein könnte, spricht Themen an die einfach wichtig sind. Man muss sich nicht schämen zur deutschen Kultur zu stehen. Das kann ich auch als Österreicher sagen. Und immer wenn man so etwas thematisiert kommt der Vorwurf, ’da kommt einer von rechts’. Das stimmt doch einfach nicht.
Und dazu gehört eben auch, die Nationalhymne zu singen. Heino ist der erste Künstler, der diese auf Tournee integriert. Und bis auf ganz wenige Anlässe singen sie andere Künstler nicht. Warum haben wir uns da gefragt. In Zeiten wie diesen ist es also richtig auch mal Flagge zu zeigen. Es wird spezielle Deutschlandfahnen mit Heino geben, und jeder der eine Deutschlandfahne hat, darf die gerne mitbringen.
Die Heinofahnen zeigen neben den deutschen Farben das Konterfrei von Heino?
Helmut Werner: Das ist noch eine Überraschung (Anm.: Aus einer Randbemerkung kann geschlossen werden, das möglicherweise ein Heinoadler zu sehen sein wird). Das alles ist nicht nur ein Gag. Die Fahnen baucht man nicht nur zur Fußball-WM schwenken, sondern auch jetzt, auch beim Konzert. Und noch eines: Das Wirken der Sprachpolizei hat dazu geführt, dass Heino heute so erfolgreich bei jungen Leuten ist. Auch musikalisch verbiegen wir uns nicht. Wir sind nicht mehr vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk abhängig, machen keine Veranstaltungen mehr mit, ob Silbereisen oder Zarella. Schon weil man glauben muss, es gäbe heute noch ganze zwölf Künstler in Deutschland. Das spielen wir nicht mehr mit, weil das einfach wertlos für uns geworden ist. So ist man auch von keiner Plattenfirma oder Institution abhängig. Wir machen das alles als Einzelkämpfer mit Überzeugung. Heinos Stimme ist eine starke Stimme, er weiß das und singt auch wieder „Junge“ von den Ärzten.
Heino: Und natürlich auch La Paloma, Sierra Madre, aberauch ein Volksliedermedley oder Lustig ist das Zigeunerleben – Dinge, wo die Leute vom ersten bis zum letzten Lied mitsingen.
Sie haben ja ihr letztes Konzert in Görlitz in der Lutherkirche im letzten Jahr kurz nach dem Tode ihrer Frau Hannelore gegeben. Wirkt das nach, ist Görlitz deswegen ein schwieriges Pflaster für Sie?
Heino: Nein, Görlitz ist für mich wirklich eine Herzensangelegenheit, eben weil mein erster Auftritt nach der Wende ja in Görlitz war. Zwei Mal war ich mit Hannelore dort. Und natürlich gibt es da ja noch eine Hymne – das Schlesierlied. Übrigens: Meine erste Frau war eine Oberschlesierin. Mit ihr habe ich ja auch einen Sohn. Es war im Rückblick zwar nicht die beste Ehe, aber es war auch nicht schlecht. Wir waren zu jung – ich war 18, meine Frau war 17. Ich habe aber mit dieser Familie sehr viel Spaß gehabt.
Die Fragen stellte Till Scholtz-Knobloch. Karten für das Konzert gibt es bei Eventim, Reservix oder an der Theaterkasse.