Sherlock Holmes zwischen SED, Beatles und Oktoberklub
Das Bühnenbild mit Blick auf die Ortenburg wartet nur darauf bespielt zu werden. Foto: Philipp Haufe
Mirko Brankatschk, spielt Dr. Watson, steckt schon bei den letzten Proben tief in seiner Rolle, um die Zuschauer beim 26. Bautzener Theatersommer zu begeistern. Foto: Philipp Haufe
Der Hof der Ortenburg steht wie im letzten Sommer auch 2022 wieder ganz im Zeichen von Sherlock Holmes. Vom 23. Juni bis 31. Juli ermittelt die begnadete Spürnase – nun im Stück „Das Biest von Bautzen“ von Lutz Hillmann nach Motiven der Erzählungen von Arthur Conan Doyle.
Anregen ließ sich die Mannschaft von Intendant Hillmann bereits vergangenes Jahr durch die BBC-Fernsehreihe „Sherlock“. Für ihn war 2021 klar, der Moment sei gekommen, um sich dieses Literaturstoffes nach den erfolgreichen Olsenbanden-Inszenierungen und der Bautzener Bühnenfortsetzung des Kinokrachers „Sonnenallee“ anzunehmen – und das kam an. Und mit Sherlock Holmes lässt sich auch an die Region andocken! Nachdem Sherlock Holmes beim Theatersommer 2021 erfolgreich den Raub der millionenschweren Beatles-Bänder – gemeint sind die Aufnahmen des legendären letzten Live-Auftritts der Band auf dem Dach von Apple Records 1969 – verhindert hat, musste er sich lebensbedrohlichen Anschlägen seines Gegners Moriarty erwehren. Den letzten bezahlten beide wohl mit ihrem Leben. Doch von wem kam der mysteriöse Aufruf, der in Oberlausitzer Mundart Dr. Watson und Misses Hudson 1973 in die DDR – nach Bautzen – lockte, um Moriartys gefährlichen Helfer Sebastian Moran zu enttarnen? Beim 26. Bautzener Theatersommer können Besucher diesem mysteriösen und von der Geschichtsschreibung bislang nicht beachteten Umstand nachgehen. Da geht es dem Biest von Bautzen gehörig an den Kragen.
Miroslaw Nowotny ist für Bühnenbild und Ausstattung verantwortlich, er freut sich auf die Zuschauer. Foto: Philipp Haufe
Eine Zeitreise in die 70er Jahre nebst der passenden Musik, eine spannende Handlung, eine ordentliche Portion Lokalkolorit und kräftiges Augenzwinkern ergeben eine gute Mischung für einen Theatersommerabend auf der Ortenburg.
Daran werden knapp 1.000 Zuschauer teilhaben können, die auf der Ortenburg in 35 Vorstellungen einen Platz finden.
Das Bühnenbild mit der Stadtsilhouette zeigt den Reichenturm, der hoch über den Türmen und Dächern ragt. Ausstatter Miroslaw Nowotny zeichnet seit dem ersten Theatersommer verantwortlich für das Bühnenbild und die Kostüme, hat immer wieder neue Ideen und erfindet neue Orte, die von den Theaterwerkstätten und der Technik in Szene gesetzt werden.
Die Schauspieler proben intensiv unter der Regie des Intendanten Lutz Hillmann für die Premiere am 23. Juni und die Musiker rund um den musikalischen Leiter Tasso Schille feilen an den letzten Melodien, damit der Theatersommer ein Erlebnis wird. Wenn Sherlock Holmes auf den Osten trifft, dann reicht der musikalische Bogen natürlich über die Beatles in den DDR-Rock oder in die Singebewegung. Kein Wunder, denn im Stück stehen die Weltfestspiele 1973 in Berlin vor der Tür. Die beiden englischen Reisenden mieten sich im Hotel Lubin ein. In Bautzen herrscht allerdings große Unruhe, ein kaltäugiges Biest schreckt nachts die Bautzener, ein maskenhaftes Gesicht späht aus dem Fenster eines Hauses, in das die Gattin eines Parteifunktionärs heimlich abends schleicht. Totgeglaubte sind doch noch lebendig und Inspektor Lestrade hat sich in Bischofswerda angesiedelt.
Am Ende fügt sich alles zu einem logisch-abenteuerlichen Geschehen zusammen.
Das Stück spielt einige Jahre nach dem ersten Teil und so ist auch Hauptheld Sherlock um einiges reifer geworden. In diesem Jahr wird Sherlock Holmes von Frank Schilcher als Mann in den besten Jahren gespielt. Gleich geblieben ist hingegen die Frau seiner Träume, Irene Adler (Larissa Ruppert). Neu wird in diesem Jahr auch sein, dass Sherlocks Holmes Gedankenspeicher versinnbildlicht wird – wir werden also Zeugen, wie er sich erinnert, kombiniert, analysiert und so zu überraschenden, aber richtigen Lösungen kommt.
Das Kartentelefon ist unter (03591) 584-225 zu erreichen, eine Internetbuchung unter www.theater-bauzten.de möglich. Während das Neun-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr bundesweit schon millionenfach verkauft wurde, können sich Kulturenthusiasten in Bautzen auch über ein Neun-Euro-Ticket für den Bautzener Theatersommer freuen. Neun Tage lang – seit dem 14. und noch bis zum 22. Juni – verkauft das Theater für die Theatersommervorstellung „Sherlock Holmes - Das Biest von Bautzen“ am 27. Juli, 19.30 Uhr Tickets für neun Euro. Die sind nur in diesem Zeitraum und nur für diesen Tag buchbar.