Sind Historienspiele endgültig beerdigt?
Wird es jemals wieder so ein Spektakel in der Görlitzer Altstadt geben? Das Comeback der Historienspiele ist erst einmal in weite Ferne gerückt.
Auch wenn aus Rathaus und Landratsamt bisher keine Reaktion auf ihr Gesprächsverlangen kam, wollen sich die Protagonisten Herrmann Rueth, Matthias Lietzmann und Uwe Gebauer (von links) weiter für das Wiederaufleben der Historienspiele einsetzen.
Als Herrmann Rueth, Matthias Lietzmann und Uwe Gebauer im Mai von bevorstehenden Gesprächen im Rathaus und im Landratsamt sprachen, schienen sie noch voller Hoffnung. Was sich seither getan hat, lässt sich mit einem Wort beschreiben: nichts! Damit ist das Comeback der Historienspiele mehr denn je in Gefahr.
Görlitz. Auch wenn sich Matthias Lietzmann nichts anmerken lässt – auf das Thema Historienspiele angesprochen wird seine gute Laune auf eine harte Probe gestellt. Die Enttäuschung über die Nichtbeachtung aus Rathaus und Landratsamt sitzt tief. „Entmutigen lassen wir uns davon aber nicht“, sagt er fast schon trotzig. Im Gegenteil: Man wolle weiter kämpfen, weil man unverändert die Chance sehe, aus den Görlitzer Historienspielen eine kulturelle Marke für die Neißestadt zu entwickeln – vergleichbar mit den Störtebeker-Festspielen in Ralswiek, mit Veranstaltungen in Erfurt oder Salzburg. Und damit durch Kultur für mehr wirtschaftliche Stärke zu sorgen. Für mehr Übernachtungen, mehr Restaurantbesuche, eine längere Aufenthaltsdauer der Gäste.
Gespräche mit Oberbürgermeister Siegfried Deinege und Landrat Bernd Lange sind laut Lietzmann trotz Ankündigungen der Politiker bisher nicht zustande gekommen. Auch ein vor etwa vier Wochen an Lange verschickter Brief blieb unbeantwortet. „Es macht mich sauer, wenn man eine so offensichtliche Ignoranz erleben muss“, schimpft der bei Stadtführungen auch als „Schreyhals“ auftretende Görlitzer.
Mit der von Lietzmann, Rueth und Gebauer angestrebten Wiederaufnahme der Historienspiele im Jahr 2018 ist es damit vorbei. Dazu hätten schon längst Entscheidungen getroffen werden müssen, um das Event für die Tourismussaison des nächsten Jahres anbieten und auch ein „Zugpferd“ unter den Schauspielern verpflichten zu können. Von Landrat und Oberbürgermeister einschläfern lasse man sich aber nicht, wie die drei Unentwegten die ausbleibende Reaktion der Chefs von Stadt und Kreis auslegen. „Wir hören nicht auf und bleiben hartnäckig, denn Sinn macht es immer, sich für die Zukunft dieser schönen Stadt einzusetzen.“ Man wolle weiter unbequem sein und in Abständen bei den Verantwortungsträgern bohren. „Denn bisher hat niemand gesagt: Nein, das wird nichts, wir machen das nicht!“
Noch im Herbst dieses Jahres wollen Lietzmann, Rueth und Gebauer die aktiven Mitglieder des Mitspielervereins zu einer konzertierten Aktion gewinnen. „Wir hatten ja schon 2015 satte 570 Unterstützer-Unterschriften für unser Projekt. Diese Leute kann man nicht so einfach ignorieren. Untätigkeit hat noch nie etwas voran gebracht!“ Lietzmann geht noch einen Schritt weiter und sieht Görlitz in einer kritischen Situation. „Wie es jetzt läuft, geht die Stadt nieder! Die Statistik spricht zwar von steigenden Touristenzahlen, in der Altstadt macht wegen fehlender Kundschaft aber eine Kneipe nach der anderen zu.“ Hier könnten die Historienspiele einen Gegenpol bilden und Besucher gezielt zu einem Kulturevent in die Stadt ziehen. „Fürs Nichtstun bekommen wir kein Geld, deshalb werden wir alles versuchen, um in dieser Sache endlich voran zu kommen.“