So wichtig ist der Ochsenberg für die Westlausitz
Der Kulturlandschaft Weiße Berge-Ochsenberg e.V. hat ein Modell des aus seiner Sicht schutzwürdigen Gebiets hergestellt.
Schwepnitz. Der Kulturlandschaft Weiße Berge-Ochsenberg e.V. will sich künftig verstärkt auch der Umweltbildung widmen. Darüber informierte der Vereinsvorstand unlängst in Schwepnitz. Zu diesem Zweck werde er im Rahmen des Projektes „MosaikTeil“ eng mit dem Senckenberg-Museum für Naturkunde in Görlitz und mit der in Neschwitz ansässigen Naturzentrale des Landkreises Bautzen zusammenarbeiten. Der Verein hatte sich im April 2022 aus den Reihen der Ochsenberg-Initiative gegründet, deren Ziel darin besteht, das großflächige Waldgebiet zwischen Kamenz und Schwepnitz vor der Zerstörung durch den geplanten Gesteinsabbau zu schützen. „Unser Hauptanliegen bleibt weiterhin der Schutz der Kulturlandschaft um die Weißen Berge und den Ochsenberg“, so Vereinsvorsitzender Torsten Gersdorf. „Dabei geht es nicht mehr nur um den Kiesabbau.“
Dr. Julian Ahlborn, der das Projekt „MosaikTeil“ vonseiten des Senckenberg-Museums betreut, freut sich über die künftige Zusammenarbeit: „Es handelt sich um eine stark vom Menschen geprägte Kulturlandschaft, die wertvolle Lebensräume bietet.“ So gebe es hier Quellmoore, die zu verbuschen drohten. Einen ersten sichtbaren Ausdruck der Zusammenarbeit werde es am Zipfelteich bei Rohrbach (ehemalige Gemeinde Schönteichen, Stadt Kamenz) geben, wo durch einen Schilfschnitt die drohende Verbuschung gebremst werden soll.
Der stellvertretende Vorsitzende des Kulturlandschaft Weiße Berge-Ochsenberg e.V., Sven Lindner, fasst zusammen, was das Besondere des Gebietes ausmacht: „Zwischen der Grauwacke und dem aufliegenden Sand bildet sich bei Regen Grundwasser, das an den Hängen in Quellen auftritt. Das geschieht auch in höher gelegenen Bereichen, ganz oben gibt es sogar einen See.“ Aufgrund dieser Besonderheiten bilde das Gebiet einen wichtigen Wasserspeicher für die umliegenden neun Orte, was seinen Ausdruck in drei Trinkwasserschutzgebieten finde. „Das Wasser fließt zunächst in drei verschiedene Richtungen ab, am Ende landet alles in der Schwarzen Elster“, so Sven Lindner. Werde dieser empfindliche Wasserhaushalt gestört, dann „gehen mindestens zwölf Teiche verloren.“ Doch auch die Industrie in Schwepnitz sei auf das Wasser vom Ochsenberg angewiesen. „Die Lausitz leidet unter massivem Wassermangel und hat kaum noch Reserven. In vier der zurückliegenden fünf Jahre ist die Schwarze Elster trocken gefallen“, macht der stellvertretende Vorsitzende die bereits jetzt herrschende Dramatik deutlich. Trotzdem entstünden noch immer Moore, die angesichts des Klimawandels eine besondere Bedeutung hätten: „Moore speichern mehr CO2 als Wald.“ Doch auch der hauptsächlich aus Kiefern und Fichten bestehende Wald sei stark geschädigt: „Besonders die Fichte hat langfristig keine Chance. Wir brauchen Mischwald.“ Ganz zu schweigen von der Artenvielfalt: So seien in dem Gebiet 667 Insektenarten festgestellt worden, darunter allein 556 Schmetterlingsarten. „Wir wollen, dass größere Flächen unter Schutz gestellt werden. Der derzeitige Status ist nicht angemessen“, schlussfolgert Torsten Gersdorf. Und das nicht nur im Hinblick auf den geplanten Kiesabbau. Als nächstes Projekt will der Verein einen Kulturlehrpfad anlegen, der aus Preisgeldern des Wettbewerbs simul+ finanziert wird.