Sparen, aber bitte nicht an den Ladesäulen...
Pkw-Stromladesäule auf dem Rothenburger Marktplatz direkt am Rathaus. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Rothenburg / Niesky / Görlitz. Die Politik hat in den letzten Wochen in Vorahnung einer ernsten Energie- und Versorgungskrise viele Aufforderungen an die Bevölkerung verbreitet, wie der einzelne Strom sparen könne. Häufig war dabei z.B. zu vernehmen, dass Heizlüfter als Ersatz bei der Gaskrise Stromfresser sind und ihr Einsatz quasi töricht sei.
Hingegen hat das ökologische Narrativ zuletzt weiterhin den Ausbau des Netzes von Pkw-Ladestationen befördert, während diese trotz ihres viel höheren Verbrauchs bislang nicht wirklich in die Kritik gerieten. Interessenpolitisch warf z.B. die Website efahrer.chip.de aus dem Hause BurdaForward GmbH als Argument gegen einen Vergleich vorbeugend in die Waagschale, dass Akkus von E-Autos den Vorteil für das Netz hätten als „Pufferspeicher“ zu dienen. Heimische Ladestationen könnten in ihrer Kilowattleistung „vom Energieversorger gesteuert bzw. geregelt werden, sofern diese angemeldet sind.“
Der Niederschlesische Kurier hörte sich in Rothenburg, Niesky und Görlitz einmal um, ob Problembewusstsein im Hinblick auf die Stromschlucker Ladestation überhaupt besteht. Rothenburgs neuer Bürgermeister Philipp Eichler verweist im Telefonat mit dem Niederschlesischen Kurier auf bereits rechtliche Schwierigkeiten, da die Errichtung der Ladesäulen Versorgungsgarantien mit sich brächten. Im Hinblick auf den Energiespardruck seitens der Stadt könne er sich allenfalls vorstellen, dass diese Lichtzeiten der öffentlichen Beleuchtung begrenzen könne. Dies sei natürlich kein Ziel, sondern allenfalls eine Option.
Auch bei den Stadtwerken Niesky und der Stadtwerke Görlitz AG (SWG) fragte die Redaktion an, ob im Zuge der Versorgungsdiskussion Einschränkungen zeitlicher Natur oder im Ladevermögen bei den Pkw-Ladesäulen ins Kalkül gezogen werden, um auch hier einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten. Eine weitere Frage richtete sich darauf, ob Energiespar-möglichkeiten im eigenen Wirken gesehen werden und nicht nur bei Appellen an die Bevölkerung.
„Leider kein Effekt“
Die SWG bekannten, allein in Görlitz bereits zwölf Ladesäulen für E-Autos zu betreiben. Belinda Brüchner, Referentin Vertrieb/Marketing/PR erklärt: „Die Einschränkung unserer öffentlichen Ladesäulen für Elektromobilität in Görlitz halten wir aktuell für nicht zielführend, da betroffene Bürger für ihre Mobilität ja davon maßgeblich abhängig sind. Wir wollen die Versorgung in Görlitz und Umgebung sicherstellen, dazu gehört auch der Betrieb der installierten Ladesäulen. Sollte die SWG AG das Ladevermögen einschränken, so werden die betroffenen Bürger bei einem anderen Betreiber ihre benötige elektrische Energie tanken. Für das Gesamtverhältnis an Energieeinsparung in Görlitz, Sachsen, Deutschland hat das leider keinen Effekt.“ Daraus folgernd wird dann doch ein Appell formuliert: „Wir als SWG AG plädieren jedoch in Summe für die Nutzung des ÖPNV oder des klassischen Fahrrads als Fortbewegungsmittel.“
Im Hinblick auf Sparpotenziale bei der SWG AG antwortet Belinda Brüchner: „Wir haben bei der SWG wöchentliche Sitzungen, wo der Krisenstab über die derzeitige Lage der Energiemarktkrise, sowie über aktuelle kurzfristige mögliche Energiesparmaßnahmen bei der SWG berät. Erste Ansätze werden derzeit geprüft.“ Die Stadtwerke Niesky beantworteten die Fragen nicht, wobei unklar blieb, ob diese möglicherweise durch die Ferienzeit ins Leere liefen.