Spielzeug fasziniert alle Generationen
Auch geschichtsträchtige Puppen werden in der kommenden Sonderausstellung „Spielzeug aus drei Jahrhunderten“ in den Städtischen Museen Zittau präsentiert. Foto: Steffen Linke
Torsten Renner aus Großschönau stellt den Städtischen Museen Zittau ein historisches Tretauto zur Verfügung. Foto: Steffen Linke
Die Städtischen Museen Zittau können zur Sonderausstellung „Spielzeug aus drei Jahrhunderten“ vom 14. Dezember bis 9. März 2025 aus dem Vollen schöpfen. Denn ein Aufruf an die Öffentlichkeit vor wenigen Wochen, dafür entsprechende „Exponate“ mit einer persönlichen Geschichte zur Verfügung zu stellen, stieß auf eine große Resonanz.
Zittau. „Wir sind dutzendmal angerufen worden. Mehrere E-Mails erreichten uns auch mit den Angeboten, aber auch persönlich kamen Leute bei uns vorbei“, sagt Daniela Schüler, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit bei den Städtischen Museen Zittau. Unter den eingegangenen Exemplaren sind dabei richtige Raritäten. Erich Renner, der Großvater von Torsten Renner aus Großschönau, war während des Zweiten Weltkrieges in den Phänomenwerken dienstverpflichtet und fertigte während des nächtlichen Luftschutzdienstes unter anderem ein Tretauto für seine Kinder. Die Sitzbank ist aus Holz, Reste der ehemals blauen Lackierung sind partiell erkennbar.
Joachim Augustin aus Jonsdorf erhielt am Ende einer großen Internationalen Feuerwehrtagung im vergangenen Jahr im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal und im Rathaus Zittau von einem Kameraden aus Baden-Württemberg für seine Aktivitäten eine besondere Ehrung in Form einer großen Spielzeug-Feuerwehrleiter aus Holz. Mit über 70 Jahren erfüllte sich damit für ihn ein Kindheitswunsch. „In erster Linie suchen wir nach rarem Spielzeug mit einer persönlichen Geschichte. Da reicht es leider nicht, wenn uns eine Puppenstube oder ein Kaufmannsladen aus DDR-Zeiten angeboten werden. Diese gibt es noch zu vielfach auf den Dachböden, im Keller und in Kinderzimmern“, sagt Daniela Schüler.
Für Joachim Augustin aus Jonsdorf erfüllte sich mit der Spielzeug-Feuerwehrleiter aus Holz ein Kindheitswunsch. Foto: Steffen Linke
Ihrer Meinung nach hatte jede Generation anderes Spielzeug. Puppen und Bälle bzw. Murmeln waren zu jederzeit beliebt, ob in Steinzeit aus Stroh oder Ton bis hin ins 20. Jahrhundert aus Plastik.
Auch Kreisel und Tierfiguren sorgten einst für leuchtende Kinderaugen. Ende des 18. Jahrhunderts kam eine neue Art des Spielzeugs auf, die einen hohen Lernwert hatte. Baukästen sollten Fantasie und Feinmotorik anregen, sportliche Spielgeräte die Gesundheit der Kinder fördern. Anfang des 19. Jahrhunderts waren es Papiertheater und am Ende des Jahrhunderts dampfbetriebene Spielzeugeisenbahnen. Als im 20. Jahrhundert schließlich verschiedenste Kunststoffe erfunden und entwickelt wurden, sollte dies auch der Spielzeugindustrie einen großen Schub geben. Fortan konnten Spielzeuge besonders preisgünstig und rationell gefertigt werden, sodass sich auch einkommensschwächere Bevölkerungsschichten solche Waren leisten konnten. Zudem kamen die Einflüsse aus vielen anderen Ländern der Erde hinzu, die sich mittels moderner Kommunikations- und Transportmittel erstmals über die ganze Welt verbreiten konnten. Jetzt sind nach weiteren Informationen von Daniela Schüler vermehrt Comichelden, die auf Büchern und Filmen basieren, oder auch technisches Spielzeug aktuell.
Die Städtischen Museen Zittau nehmen noch bis Ende November rares Spielzeug entgegen. Dann macht die Ausstellung „Mythos Kreuz. Meisterwerke vom Mittelalter bis zur Gegenwart aus der Sammlung Sternling“ dem Spielzeug Platz. Dafür müssen noch Vitrinen und Standorte geplant werden. „Wir sondieren noch. Es kommen immer noch Angebote rein und diese wählen wir sorgsam aus. Dann werden noch Veranstaltungen und Kinderprogramme rund um die Ausstellung gestrickt. Faltblatt und Plakate müssen auch noch gestaltet werden, bevor wir am 14. Dezember die neue Exposition eröffnen“, sagt sie. Und macht schon einmal darauf neugierig: „Wir präsentieren den Besuchern eine Bandbreite an Spielzeug – von historischen Unikaten bis hin zu neuen modernen Spielwaren, unter anderem liebevoll ausstaffierte Puppenstuben, Autos und Baukästen, Teddys und Puppenwagen, aber auch alte Brettspiele wie das Zittauer Gänsespiel.“ Das Thema Weihnachten würde ebenfalls eine große Rolle. „Zusätzlich zu den ausgestellten Objekten informieren wir unsere Gäste über die Geschichte und Entwicklung von Spielzeug. Und für unsere kleinen Besucher bieten wir eine Spielecke“, sagt sie.
Nochmals Daniela Schüler: „Wir möchten mit der neuen Sonderausstellung Jung und Alt erreichen. Von Spielzeug geht eine Faszination aus, die jede Altersgruppe anspricht. Kinder werden an altes Spielzeug herangeführt und die Erwachsenen vielleicht an ihre Kindheit zurückerinnert, wenn sie altes und vielleicht in Vergessenheit geratenes Spielzeug wiederentdecken. So hoffen wir auf reges Interesse an dieser Ausstellung.“
Übrigens: Museumsdirektor Dr. Peter Knüvener, Jahrgang 1976, hat früher einen Werkzeugkasten mit Laubsäge und Zubehör geschenkt bekommen: „Damit habe ich sehr viel gesägt und gebastelt. Und ich habe als Kind lieber mit Playmobil als mit Lego gespielt.“ Teile seines Werkzeugkastens finden heute noch bei seinem Sohn Verwendung.