Spree ist wieder ein Stück natürlicher
Die Bauarbeiten am Walkmühlenwehr, die den eigentlichen Schwerpunkt der Maßnahme bilden, sind noch nicht ganz abgeschlossen.
Bautzen. Ruhig und träge fließt die Spree an diesem Montagvormittag durch Bautzen. Die geringen Niederschläge der letzten Wochen zeigen schon wieder deutliche Spuren. Doch die Bautzener wissen, dass ihr Fluss auch anders kann. Deshalb spielte der Hochwasserschutz bei den umfangreichen Bauarbeiten, die in diesen Tagen ihre Abschluss finden, auch eine wichtige Rolle. Worum es dabei außerdem noch ging, erläutert André Wunderlich, Betriebsleiter Bau und Instandhaltung bei der Landestalsperrenverwaltung (LTV) Sachsen: „Wir haben aus einer einfachen Gewässerbau-Maßnahme ein komplexes Pilotprojekt gemacht, wo wir alle Themen miteinander verknüpfen. Man dachte ja immer, Hochwasserschutz steht konträr zur Gewässerentwicklung. Doch wir wollten zeigen, dass man alles unter einen Hut bringen kann.“
Und so sind zwischen Fischergasse und Neusche Promenade an der Spree Dinge passiert, die den einen oder anderen Passanten möglicherweise verwundern könnten. Eckehard Bielitz, Geschäftsführer der LTV Sachsen, nennt Beispiele: „Rückbau von einem Wehr, Durchgängigkeit – das klingt ein bisschen danach, etwas ’frei zu machen.’ Das ist der Grundgedanke der Wasserrahmenrichtlinie, etwas, das in der Vergangenheit verbaut wurde, wieder naturnah zu gestalten. Die Gewässer der Natur zurückzugeben sehen auch wir als eine unserer Hauptaufgaben an. So werden Strukturelemente eingebracht, wo viele Bürger vielleicht sagen: Müsste man nicht eigentlich den Kies oder die Bäume raus nehmen, damit die nicht weggespült werden?“
Auch für den Sächsischen Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen) ist die naturnahe Gewässergestaltung ein wichtiges Anliegen. Deshalb war auch er am Montag nach Bautzen gekommen, um sich die Arbeiten erläutern zu lassen.
Anschließend ordnete er sie politisch ein: „Unser Gewässersystem, so wie es im Verlauf der letzten 100 Jahre entwickelt wurde, ist den heutigen klimatischen Bedingungen nicht optimal angepasst. ...
Wir haben Naturräume verloren, wir haben ein riesiges Artensterben, und da sind unsere Flüsse oft noch die naturnähsten Lebensräume, die es unbedingt zu erhalten gilt.“
OB Karsten Vogt und Umweltminister Wolfram Günther ließen sich von LTV-Projektleiterin Birgit Holfelt die Arbeiten erläutern.
Ursprünglich sollte nur das in die Jahre gekommene Walkmühlenwehr unterhalb des Lindenbergs zurückgebaut werden, das sich zu einem Abflusshemmnis entwickelt hatte. Doch im Laufe der Planung ist wesentlich mehr daraus geworden: Fünf Sohlriegel sichern nun die Sohle vor Erosion. Zudem waren Ufermauern in Höhe der Bleichenstraße stark beschädigt und unterspült. Sie wurden ebenfalls beseitigt und durch naturnahe, begrünte Böschungen ersetzt. Durch die Entsiegelung von Flächen im umgebenden Auwald wurde ein verbesserter Wasserrückhalt erreicht. Doch ausgerechnet der Ausgangspunkt des Projektes ist noch nicht ganz fertig. Dazu erklärt André Wunderlich von der LTV Sachsen: „Da ist uns leider das Hochwasser im Frühjahr in die Quere gekommen. Es gab ja drei kleinere Ereignisse, die jedes Mal unsere Wasserhaltung am Walkmühlenwehr zerstört haben, sodass wir hier etwas im Verzug sind.“ Und auch die Ruine an der Bleichenstraße, deren Abriss vor Beginn der Arbeiten angekündigt worden war, steht noch und wird wohl auch stehen bleiben. Das Walkmühlenwehr ist das Vierte von insgesamt sieben Wehren im Stadtgebiet, das geschleift wurde. Übrig bleibt nur der unter Denkmalschutz stehende Schütz, dessen Umgebung zu einem Wanderrastplatz umgebaut werden soll, sofern die Stadt Bautzen die Gelder zur Verfügung stellen kann. Die Kosten für die Maßnahme beliefen sich auf etwa 1,4 Millionen Euro, die Gesamtlänge des umgebauten Spree-Abschnitts beträgt 620 Meter.