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St. Wenzelslaus und St. Jakobus sind wieder fit

St. Wenzelslaus und St. Jakobus sind wieder fit

In aller Frühe wurde in Jauernick-Buschbach am letzten Freitag die erneuerte Turmspitze auf die katholische Sankt-Wenzelslaus-Kirche gesetzt. Foto: Matthias Wehnert

Mit einem feierlichen Gottesdienst ist die Görlitzer Kathedrale wiedereröffnet worden. Der Innenraum der katholischen Kirche St. Jakobus wurde in den vergangenen fast zwei Jahren umfangreich saniert. Dazu wurde er für Gläubige und Besucher geschlossen. Ein fast ähnliches Echo lieferte die katholische Kirche zudem in Jauernick-Buschbach. Auch dort ist eine Baumaß-nahme vollendet, die Kirche hat ihre krönende Spitze wieder.

 

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Helge Warme hat Jakobus ins recht Licht gesetzt und liefert Kathedralenbesuchern Infos per QR-Code. Foto: Klaudia Kandzia

Görlitz/Jauernick-Buschbach. Warten ist eine Kunst sagt man. Und was Warten bedeuten kann, haben katholische Gläubige in Görlitz am eigenen Leibe erfahren müssen. Fast zwei Jahre lang wurde die Sankt-Jakobus-Kathedrale innensaniert. Teilweise können Gläubige und Besucher nun wieder hinein, sofern sie den 3G-Aufwand dafür für seelisch lohnenswert erachten. Mit einem Festgottesdienst zu dem Bischöfe aus Berlin, Breslau und Liegnitz (Legnica) eingeladen waren, ist die Kathedrale wieder ein Gotteshaus für Heilige Messen.

Als Zentrale des Bistums hat die Einweihung ein bundesweites Medienecho ausgelöst. Sie strahlt nun also wieder – die Sankt-Jakobus-Kathedrale. Der baumeisterliche Glanz, der 1900 im neugotischen Stil erbauten Kirche war durch Kriegsschäden und dürftige Notreparaturen stark verblichen. Viel Geld wurde in die Hand genommen, um dem entgegenzuwirken. Nun bringen ausgemalte Ornamente – mit viel Gold im Chorgewölbe und Silber in den Seitenkapellen – das Gotteshaus wieder zum Leuchten. Und auch die Figur des Patrons, das mittelalterliche Abbild des Heiligen Jakobus, wird endlich sichtbar.

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In der Morgendämmerung verfolgten nur eine Handvoll Journalisten und Schaulustige das Spektakel. Foto: Till Scholtz-Knobloch

„Das Problem war, dass in diesem großen Raum vor dieser mächtigen Säule die Figur viel zu klein wirkte. Und so hat sich von der Gestaltung der oberen Bereiche jetzt quasi eine ’Goldader’ gelöst und sich als gold- und silberner Regen auf der Säule hinabbegeben – dieser übergießt scheinbar die Skulptur. Dieser Fluss leitet den Blick nun zur Jakobusfigur“, so Helge Warme aus Brieslang bei Berlin.

Der Künstler wurde mit der Neugestaltung des Gewölbes beauftragt. Er hat die Gewölbe des Mittel- und des Querschiffs mit der Symbolik zweier Pilgerwege versehen, die sich über dem Altar kreuzen. In der Mitte dieser Kreuzung hat Warme einen gelbleuchtenden QR-Code gestaltet.

Für ihn ist es ein Symbol der Sprache unserer Zeit. „Damit soll die Bedeutung des Altars unterstrichen werden“, sagt Warme. Auch an zwei Stellen im Fußboden sind QR-Codes eingelassen. Sie informieren in Deutsch und Englisch über die Geschichte der Kathedrale und sagen: „Komm und folge mir!“ Für Domprobst Dr. Alfred Hoffmann ist es eine klare Ansage Jesu an die Apostel. „Das finde ich toll, dass wir das Evangelium, was ja unser Ursprung ist, hier aufgenommen haben in dieser Gestaltung.“

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Ganz langsam hinab, hieß es. Foto: Matthias Wehnert

Die Ausmalung der Bischofskirche verbindet nun die rekonstruierten historischen Motive im Chorraum und den Seitenkapellen mit Neuschöpfungen. Dadurch, dass beim Rausgehen die letzten Gewölbe nicht mehr die Sternmotive des Chorraumes in ihrer ganzen gold- und silberfarbenen Pracht tragen, ergibt dies den Effekt, als ob die Kirche in die Länge gezogen sei. Die Idee dazu kam der Architektin Dr. Doris Kohla bei einem Ausstellungsbesuch: „Bei der Ausstellung von Dali in Zittau dachte ich mir, das was er ineiner Grafik gemacht hat, müssten wir auch erreichen. Und zwar ausgehend von einem Schwerpunkt, der dann weich in den übrigen Raum übergeht. Das war die Idee und das hat Helge Warme dann auch so gelungen umgesetzt.“

Nun können die Gottesdienstbesucher all das Neue verfolgen und sich an der Schönheit der Kathedrale erfreuen. Und dass es ihnen gefallen wird, davon ist Domprobst Hoffmann überzeugt: „Der Blickpunkt ist immer Richtung Altar. Er führt hin zum Geheimnis Gottes. Die Kirche ist 1900 gebaut worden und das haben wir, denke ich gut in der alten katholischen Tradition aufgegriffen. Und zwar gut zusammengeführt.“ Die Gesamtkosten der Modernisierung der Kirche belaufen sich auf rund 3,7 Millionen Euro.

Jauernick-Buschbach mit erneuerter Spitze

Kaum war die Innengestaltung der Kathedrale am Mittwoch, dem 24. November, der Presse vorgestellt, vollzog sich neun Kilometer südwestlich das nächste kirchliche Schauspiel, das auch den MDR-Sachsenspiegel in die Niederschlesische Oberlausitz lockte.

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Das Einsetzen der Kirchturmspitze in Jauernick-Buschbach war eine Millimeterarbeit. Foto: Matthias Wehnert

Nachdem am Donnerstag, dem 25. November, der Wind noch einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, war es am Freitag früh dann soweit. Die vom Dachdeckermeisterbetrieb Walkowiak und Brendle vorbereitete renovierte Kirchturmspitze wurde von einem Kran nun auf das altehrwürdige Gemäuer gesetzt.
3,7 Tonnen hingen am Haken. Und an diesem Freitag konnte die Aktion auch ohne den natürlichen Feind eines Kranfahrers – den Wind – gelingen.

Fast pünktlich um 7.30 Uhr zum Einbruch der Dämmerung brummte dann auch das schwere Gefährt aus Bautzen. Jauernick-Buschbach scheint zu diesem Zeitpunkt noch mehrheitlich zu schlafen, denn neben einer Handvoll Journalisten ist zunächst nur eine Frau auszumachen, die mit Nordic Walking in den Tag startet.
Durch die Geräusche geweckt tritt eine Frau im Morgenmantel und in Hausschuhen aus einem Gebäude neben der Kirche vor die Tür. „Ach, dann funktioniert das heute scheinbar doch“, meint sie, nachdem die Aktion am Vortag abgeblasen worden war.

Die Kirche selbst in ein Gerüst gehüllt, das wie der kleine Bruder der Baustelle von Notre Dame in Paris anmutet. Zunächst führt die Leiter zur Spitze der Gerüstbaukonstruktion in ein Nichts, doch bald senkt sich in die Mitte dieses Stahlkolosses in Millimeterarbeit das Spitzdach. An einer langen Kabeltrommel ist ein Radio der Bauarbeiter angeschlossen. Und wie auf Kommando spielt der Sender den Hit YMCA der Gruppe Village People von 1978, in der David „Scar“ Hodo den Bauarbeiter mimte und das Bild vom Bau mitprägte. Doch das bekommt keiner der hiesigen Handwerker richtig mit, denn die Konzentration erreicht ihren Höhepunkt. Die letzten Zentimeter darf es kein daneben geben. Doch auch diese nun gefühlt endlose Phase findet ihr Ende und Jauernick-Buschbach ist wieder komplett.

Till Scholtz-Knobloch, Klaudia Kandzia / 06.12.2021

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