Stadtentwicklung: Wie weiter mit der Löbauer Nudelfabrik?
Seit mehreren Jahren schon steht der ursprünglich als „Loeser & Richter“ bekannte Komplex in Löbau leer. Foto: Archiv
Zahlreiche Besucher nutzten 2019 die Gelegenheit, zum Tag des offenen Denkmals einen Blick ins Innere der Nudelfabrik zu werfen.
Foto: Archiv
Löbau. Die Stadt Löbau äußert sich derzeit zurückhaltend, was die Pläne für die Alte Nudelfabrik anbelangt. „Insgesamt handelt es sich eher um ein mittelfristiges Vorhaben. Schnelle Erfolgs- und Umsetzungsmeldungen sind derzeit nicht möglich“, erklärt die Leiterin des Oberbürgermeister-Büros, Eva Mentele, auf Anfrage.
„In einem ersten Schritt“ gehe es darum, „die Gebäude so zu sichern, dass weitere Bauschäden durch eindringendes Wasser oder ähnliches verhindert werden.“
Zur Zukunft des Gebäudekomplexes kann die Büroleiterin aktuell nur vage Auskünfte erteilen: „Eine zukünftige Nutzung wird derzeit intensiv mit der Stiftung Haus Schminke diskutiert, da das Ensemble aus Wohn- und Betriebsstätte zusammengehört.“
Und weiter: „Verschiedene Szenarien sind denkbar, was die Trägerschaft anbelangt. In jedem Fall werden überregionale Ansätze eine wichtige Rolle spielen. Die finanzielle Umsetzung bzw. deren Möglichkeit ergibt sich aus den Nutzungsoptionen, deren Finanzierungsmöglichkeiten, den Fördersätzen, der Kalkulation der Betriebskosten und so weiter. Aussagen dazu kann man derzeit unmöglich schon treffen.“
Bei der Löbauer Nudelfabrik handelt es sich nicht um irgendeinen Industriebau vergangener Tage.
Gemeinsam mit dem benachbarten „Nudeldampfer“ – dem weltberühmten Haus Schminke – bildete sie einst eine architektonische und landschaftsbildnerische Einheit.
Die Wirren der Zeit sorgten dafür, dass sich beides immer weiter voneinander entfernte – nicht räumlich, aber wohl doch in den Köpfen der Löbauer.
Während das Haus Schminke als eines der weltweit vier bedeutendsten Wohnhäuser der Moderne stets im Blickpunkt der öffentlichen Wahrnehmung stand, wurde die Fabrik immer mehr zu einem grauen, gesichtslosen Klotz, zu einer Industriebrache von vielen.
Nachdem hier bis 1992 Nudeln produziert worden waren, kam es noch im selben Jahr zur Einrichtung des Lehrbauhofes, der 2010 seine Tätigkeit einstellte. Seitdem stand der ursprünglich als „Loeser & Richter“ bekannte Komplex leer.
Die Chance, die Entwicklung voranzutreiben, bot sich im November 2018, als die Nudelfabrik im Amtsgericht Görlitz zur Zwangsversteigerung stand. Drei – zwei – eins – meins! hieß es, nachdem der damalige Oberbürgermeister Dietmar Buchholz 164.000 Euro geboten hatte. „Nun beginnt langsam, aber sicher, ein Zahnrad in das andere zu greifen, um aus dem ehemaligen belebten Fabrikgebäude wieder einen Ort der Begegnung zu machen“, kündigte Buchholz ein halbes Jahr später an. Im September 2019 stand die Löbauer Nudelfabrik dann im Zentrum der Aufmerksamkeit des gesamten Freistaates Sachsen, als hier die Eröffnungsveranstaltung für den Tag des offenen Denkmals stattfand. Der damalige Hauptamtsleiter in der Stadtverwaltung Guido Storch stellte erste Ideen vor, die vorsahen, dass die Nudelfabrik Sitz des Stadtarchivs, des Stadtmuseums und eines Besucherzentrums werden sollen. Hochrangige Vertreter des Freistaates stellten umfangreiche Unterstützung in Aussicht.
In der Zwischenzeit wurde es zumindest an der Oberfläche etwas ruhiger um das Projekt, hinter den Kulissen arbeitet man aber offenbar intensiv weiter daran. Die „Sächsische Zeitung“ zitierte Oberbürgermeister Albrecht Gubsch unlängst wie folgt: „Die bisherige Konzeption war zu sehr auf Museales ausgerichtet, wir müssen mehr an den Betrieb und die Kosten denken.“ Man wolle die Nudelfabrik „als Tagungsort für Architekten und Fachpublikum, aber auch für Tourismus“ ins Gespräch bringen. Räume für das Stadtmuseum sollten hier ebenfalls entstehen. In seiner unlängst veröffentlichten Rede zur Verabschiedung des Haushalts erwähnte der Oberbürgermeister die Nudelfabrik nicht.