Stausee wird zum Forschungsobjekt
Der Bautzener Stausee dient nicht nur als idyllischer Erholungsort, sondern auch als Forschungsobjekt.
Bautzen. Die Talsperre Bautzen muss seit ihrer Inbetriebnahme im Jahre 1977 zahlreiche verschiedene Funktionen erfüllen: Wasserversorgung des Kraftwerkes Boxberg, Hochwasserschutz, Naherholung und Wassersport sind nur einige davon. In diesem Jahr kommt noch eine weitere Funktion hinzu: Für gleich zwei Forschungsprojekte soll das künstliche Gewässer vor den Toren der ostsächsischen Kreisstadt als Studienobjekt dienen.
Das erste Projekt soll helfen, aus der größten Not des Bautzener Stausees eine Tugend zu machen: Der in den Sommermonaten oftmals überbordenden Algenblüte. Wissenschaftler der TU Dresden und des Umweltforschungszentrums Magdeburg haben sich vorgenommen, die Bildung des Treibhausgases Methan zu erforschen, das unter anderem durch Zersetzungsprozesse organischer Substanz entsteht. „Die von Binnengewässern freigesetzten Emissionen von Kohlenstoffdioxid und Methan sind eine wichtige Komponente in der globalen Treibhausgasbilanz“, erklärt Uwe Eichelmann, Mitarbeiter der Professur für Meteorologie an der TU Dresden. Die dabei ablaufenden Prozesse würden bislang jedoch nur unvollständig verstanden. Um sie zu erforschen, haben sich die Wissenschaftler zwei Gewässer mit völlig gegensätzlichen Eigenschaften vorgenommen: Die Rappbodetalsperre im Harz (Sachsen-Anhalt) und eben die Talsperre Bautzen. Während es an ersterer kaum zur Produktion von Biomasse kommt, sind die diesbezüglichen Eigenschaften der Talsperre Bautzen in der Region bestens bekannt. Und so wollen die Forscher hier in diesem Jahr (wie sie es im Vorjahr bereits im Harz getan haben) eine schwimmende Plattform aufbauen, von der aus sie ihre Untersuchungen vornehmen. An deren Ende könnten durchaus auch Vorschläge zur Nutzung des energiereichen Gases aus der Tiefe des Sees stehen.
Das zweite Forschungsprojekt dreht sich um ein weltweit akutes Umweltproblem: Die zunehmende Vermüllung von Gewässern durch mikroskopisch kleine Plastikteile (Mikroplastik). Hierfür federführend ist das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig. „Ziel des Projektes ist es, die Faktoren, die zur Sedimentation von Mikroplastik-Partikeln führen, zu verstehen und mögliche ökologische Wirkungen auf Mikroorganismen und Wassertiere zu bewerten“, erklärt UFZ-Pressesprecherin Susanne Hufe. Dabei wollen die Wissenschaftler ein Rätsel lösen: Unterhalb von Staudämmen findet sich oftmals weniger Plastik als oberhalb, obwohl die Partikel die Hindernisse eigentlich mühelos überwinden müssten, da sie leichter sind als das Wasser und auf diesem schwimmen.
Soweit zumindest die Theorie. Über die Ursachen dafür, dass es offenbar anders ist, kann bislang nur spekuliert werden: „Denkbar wäre, dass die Dichte der Partikel durch biologischen Bewuchs zunimmt. Ebenso möglich wäre es, dass die Verwitterung der Plastikteilchen eine Rolle spielt. Weiterhin könnten die Partikel an Aufwuchsflächen festkleben oder durch Tiere aufgenommen werden“, so Susanne Hufe.
Kommentare zum Artikel "Stausee wird zum Forschungsobjekt"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Das ist doch alles Schnee von gestern. Seit Jahrzehnten forschen die TU und andere. Bisher ohne Erfolg. Schon zu DDR Zeiten wurde mit der "Biomanipulation" versucht, der Algenplage Herr zu werden. Offiziell mit Erfolg, aber den sieht man ja...