Sternsinger bringen den Segen ins Bautzener Rathaus
Auch im Bautzener Rathaus wurden am 6. Januar die Sternsinger empfangen. Foto: Benjamin Vogt
Auch an die Tür des Oberbürgermeisters wurde die Segensinschrift „20 C M B 23“ angebracht. Foto: Benjamin Vogt
Bautzen. „Auf dem Weg“ heißt eines der diesjährigen Lieder zur Sternsingeraktion. Und auf dem Weg waren auch in Bautzen reichlich 20 Kinder, um als Sternsinger verkleidet den Segen für die Häuser zu erbitten.
Veranstaltet wird die jährliche Sternsingeraktion vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, dem Kinderhilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland. In diesem Jahr sollen die Einnahmen der Aktion unter dem Motto „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“ für die ALIT-Stiftung in Indonesien verwandt werden.
Der Ursprung der Aktion liegt übrigens nicht im Spendensammeln. Denn traditionell ist die Haussegnung Bestandteil der „heiligen zwölf Nächte“ zwischen Weihnachten und dem Hochfest der Erscheinung des Herrn, besser bekannt unter dem Namen Dreikönigstag. Diese Zeit ist im ganzen europäischen Kulturraum geprägt von einem reichen Brauchtum. Ein fester Bestandteil ist dabei die Haussegnung, die bereits im Sakramentar Gelasianum Vetus in der Mitte des 7. Jahrhunderts beschrieben wird. Bei diesem Brauch werden die Wohnräume unter die Herrschaft Christi gestellt. Das Benedictionale sieht hierfür eine Schriftlesung, ein Segensgebet, das Kreuzzeichen und das Besprengen mit Weihwasser vor. Üblich ist auch die Verwendung von Weihrauch. Zwar kann die Andacht mit Segensbitte prinzipiell auch von Laien durchgeführt werden, die eigentliche Segnung erfolgt nur durch einen Kleriker, woraus ersichtlich wird, dass das Sternsingen inzwischen eine eigene Traditionslinie bildet.
Diese entstand erst im 19. Jahrhundert, vornehmlich durch die Gründung des „Vereins der Heiligen Kindheit“ im Jahre 1846 durch Auguste von Sartorius. Dieser setzte es sich zur Aufgabe, Geld für bedürftige Kinder weltweit zu sammeln. Die eigentlich erste Sternsingeraktion fand im Jahre 1959 statt. Seit dem ist in Deutschland die traditionelle Haussegnung in die Sternsingeraktion eingebettet. Im Laufe der Zeit wurde es dann auch üblich, dass die Sternsinger öffentliche Gebäude besuchen. Nicht nur in Bautzen, auch in Dresden und Berlin empfingen die Regierenden die Kinder, hörten die Lieder und Botschaften und leisteten ihren Beitrag für das Spendenprojekt. Ein Bestandteil der Aktion ist auch das Anbringen der Segensinschrift auf der Tür oder dem Türrahmen. Diese beinhaltet das aktuelle Jahr und die drei Buchstaben C, M, B. Dieses Kürzel wird oft als Abkürzung für die Namen der Heiligen drei Könige (Caspar, Melchior, Balthasar) gedeutet, steht aber für „Christus Mansionem Benedicat“ – Christus segne dieses Haus.
Auch wenn die Sternsingeraktion und die Haussegnung heute nicht mehr zwangsläufig eine Einheit bilden, so setzt die Aktion doch ein Zeichen für die Akzeptanz der christlichen Tradition in einer säkularen Welt. Dass es dazu auch im Bautzener Rathaus kommt, während anderswo in der Lausitz, wie neulich in Wittichenau, Geistliche, die sich der kirchlichen Lehre verpflichtet wissen, medial an den Pranger gestellt und verunglimpft werden, lässt für das friedliche Zusammenleben aller Weltanschauungen in der Oberlausitz hoffen.