Sylvio Arndt will radikallogisch Görlitzer Landrat werden
Sylvio Arndt ist stets engagiert. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Manche Youtube-Nutzer im Internet aus dem Kreis Görlitz rätseln derzeit, wieso ihnen aktuell ein Comic-Kurzfilm mit dem Titel „Schön wär’s“ (www.schoen-waers.de) vorgeschlagen wird. Ein Nieskyer kann in der Hauptfigur – nicht nur durch die Stimme – Autohändler Sylvio Arndt erkennen. Und der gibt nun gegenüber dem Niederschlesischen Kurier zu: „Ich will Landrat werden“. Die Werbung läuft also an!
Niesky. Sylvio Arndt ist dafür bekannt, nie um den heißen Brei herumzureden. Und so eröffnet er das Gespräch ohne Schnörkel: „Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering, dass ich eine echte Chance habe. Es ist ja unwahrscheinlich, dass die Mehrheit der Leute jemanden wählt, der ihnen sagt, er habe auch keine Lösung.“ Aber damit unterscheide er sich als Radikallogiker letztlich nur im Konzert der leeren Versprechungen von den anderen.
In der Zeit der großen Krisen ist die radikale Ehrlichkeit vielleicht nicht der dümmste Weg, der großen Schaumschlägerei reichlich vom Berg der vielen leeren Blasen etwas wegzustibitzen. Und Arndt scheut sich auch nicht zu bekennen, dass ihn eine Kandidatur bekannter mache, was für einen Geschäftsmann nicht schlecht sei. „Wenn mich 50 Prozent mehr Leute kennen und mich davon 50 Prozent nicht mögen, ist meine Zustimmung dennoch gewachsen“, meint er ebenso radikallogisch.
Jedoch: „Der Posten des Landrats hat seinen Reiz und eine Wahl würde ich ganz bestimmt nicht ausschlagen“, meint er. Der Wahlkampf sei im Kern ein Beliebtheitswettbewerb, in dem er nichts zu verlieren habe – ganz gleich, ob er von anderen im Politikgeschäft nun Unterstützung erhalte.
Ein Landrat ist nach Sylvio Arndts Philosophie auch nur der Chef des quasi größten Unternehmens weit und breit, sollte aber eben nicht Politiker sein. Als Geschäftsmann müsse er sich gedanklich immer „auf den Stuhl des Kunden setzen.“ Arndt rechnet vor: „Eine Behörde mit 1.600 Angestellten hat vielleicht 160 Führungskräfte. Und da gibt es Leute, die etwasverstehen und die die Politik nicht ständig bremsen darf.“
Das habe ihm auch an Nieskys neuer Bürgermeisterin Kathrin Uhlemann gefallen, die er unterstützt hat, „einfach weil sie konzeptorientiert ist.“ Und zu sich selbst meint er: „Es gibt ein Problem? Handeln! Ist das Problem wichtig? Ist das Problem bedrohlich? Ist die Sache dringend oder hat sie Zeit?“ Der gute Chef sei heute der, der nicht der hohen Sprache der Politik frönt, sondern macht. Da müsse man einfach aushalten können, wenn man den Menschen nicht nach dem Munde rede. Die Wertschätzung setze über die Ergebnisse ein. Und so bekennt er: „Ich stehe mit der Wirtschaftsförderung auf Kriegsfuß.“ Dafür, dass er selbst gerne „unter dem Radar“ fliege und sich die Flugroute selbst aussuche, hat er gleich ein nervenaufreibendes Beispiel: In einem Schreiben an einen Schuldirektor schlug er ein von ihm organisiertes Ganztagsangebot vor, mit dem er Schüler für das Handwerk begeistern wollte. „Wenn einer seiner Mutter nach eigener Arbeit berichtet: ’So, unser Kühlschrank läuft wieder’, dann haben sie einen echten Erfolg und Lust auf diesen Weg.“
Doch die unendlichen Briefe an zahlreiche Behörden, die mit immer neuen Anforderungen an die Auswahl der Beteiligten, Räumlichkeiten, die Sicherheit von Arbeitsmaterialien etc. etc. aufwarteten, habe ihn zur Weißglut getrieben. Doch auch das sei noch dadurch getoppt worden, dass – immer wenn eine Etappe genommen schien – dann auch noch die kalten Füße der Handlungsträger in den Ämtern ins Spiel kamen, die dazu führten, dass wieder die nächste Behörde ins Spiel gebracht wurde. Im Endeffekt wandte sich Arndt bei einer PR-Tour des Ministerpräsidenten durch den Freistaat an einen mitreisenden Staatssekretär, dem Sylvio Arndt noch einmal minuziös alles vorkaute. Der empfahl Arndt, sich dann über den zermürbenden Fortgang bei entsprechender Stelle zu beschweren. Genau das tat er dann auch und schrieb den Staatssekretär per Post an: „Ich beschwere mich bei Ihnen...“.
Die damals eigentlich fertige Idee laufe heute an anderer Stelle in Niesky mit Sozialarbeitern unter dem Namen „Makerspace“. Doch die müssten nun wiederum branchenfremd erst wieder Externe aus dem Handwerk finden. „Ich kann mir vorstellen, dass ich das dennoch unterstütze, denn es gehe ja gar nicht um die Eitelkeit eines Menschen – nämlich seine. „Mensch“, das stand auch unter allen seinen Schreiben, wo andere ihre Funktion nennen. Er könne übrigens gut mit einem Nein leben, aber das müsse auch ausgesprochen werden! Genau das könne Politik heute nicht mehr. Und genau darin liegt nun wohl auch Arndts Chance.